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    Forex-Report  1166  0 Kommentare Startschuss für Zinssenkungszyklus im Sektor der "5 Eyes"

    Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1250 (07:25 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1160 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 107.93. In der Folge notiert EUR-JPY bei 121.43. EUR-CHF oszilliert bei 1.1172.

    Die Notenbank Australiens hat den Startschuss für Zinssenkungen im Sektor der „5 Eyes“ gegeben (Elitärer Club der Geheimdienste der USA, des UK, Kanadas, Australiens und Neuseelands, wobei USA und UK vollständig dominieren). 

    Diese Länder stehen grundsätzlich für das angelsächsisch/amerikanisch geprägte Geschäftsmodell der Volkswirtschaft, das Strukturreformen tendenziell kritisch gegenüber steht, aber den aggressiven Kreditzyklus gerne laut und sportlich hofiert.
    Kommen wir zu den Fakten: Die Zentralbank Australiens hat den Leitzins von bisher 1,50% auf 1,25% gesenkt.

    Damit nicht genug. Der Präsident der Federal Reserve St. Louis Bullard sagte gestern, dass eine Zinssenkung in Kürze in den USA gerechtfertigt sei, um das Inflationsziel der US-Notenbank zu erreichen (siehe Jahresausblick SOLVECON).
    Ob man mit Zinssenkungen (Kosmetik) strukturelle Probleme beseitigen kann, darf diskutiert werden. Einen Beinbruch (strukturelles Problem) heilt man ja auch nicht mit Lippenstift und Rouge (Kosmetik)!

    Märkte werden die Zinssenkung dennoch goutieren, denn damit sinkt der Diskontierungsfaktor für alle anderen Analageklassen zunächst aber nur in Australien. 
    Sollten die USA folgen, wären damit globale Wirkungsketten am Devisenmarkt verbunden. Die US-Zinsmärkte implizieren schon seit Monaten eine Wende hin zu Zinssenkungen in den USA. Ob die Aktienmärkte darauf nachhaltig positiv reagieren würden, darf ob der US-Handels- und Geopolitik hinterfragt werden.
    Der parteilose Ministerpräsident Italiens Guiseppe Conte drohte mit Rücktritt, sollte die Koalition aus Lega und Fünf-Sterne-Bewegung die Streitigkeiten nicht beilegen. 
    Sie müssten entscheiden, ob sie vorgezogene Parlamentswahlen anstrebten oder gemeinsam regieren wollten. Die Regierung stehe vor schwierigen Entscheidungen über den Haushalt 2020. Das Land sei auf das Vertrauen der Finanzmärkte angewiesen.
    Selbstverliebtheit ist bei Populisten häufig anzutreffen. Die Fähigkeit zu Selbstkritik ist von daher in diesen Reihen durchgehend unausgeprägt. Gleiches gilt für Empathie. Daraus resultiert eine eingeschränkte Kompromissfähigkeit, die zuletzt im Diskurs Lega/5 Sterne offensichtlich war.  

    Italien hat Glück, noch einen parteilosen Ministerpräsidenten zu haben, der das Konzept des normativ Faktischen zumindest zu weiten Teilen beherrscht.
    Sollte Ministerpräsident Conte zurücktreten, wird die Staatsfinanzierung Italiens teuer und damit kritisch. 

    Italiens Wähler bekämen die Rechnung, die sie sich mit der letzten Wahl verdienten. Ministerpräsident Conte ist noch ein Glücksfall für Italien und Italiens Finanzierung. Glück muss man sich aber verdienen. Glück ist kein Selbstgänger! 
    Ob diese Mahnung Rom erreicht, ist mehr als fraglich, sie musste aber ausgesprochen werden, denn ohne die Solidarität der EZB, Eurozone und EU würde Italien in der jetzigen Form und Lage nicht existent sein.

    US-Präsident Donald Trump ist auf Reisen. Noch bevor er eintraf, beleidigte Trump den Bürgermeister Londons und lobte Boris Johnson und Nigel Farage. 
    Vor diesem Hintergrund ist die Form des Empfangs Trumps im UK durch die (noch) obwaltenden Eliten bemerkenswert. Entweder dürfen wir es als professionell klassifizieren oder man könnte eine vorauseilende Unterwürfigkeit daraus interpretieren. Ob das UK wohl Augenhöhe mit den USA erringen kann nach dem Debakel im Umgang mit der EU durch das UK? Alles liegt im Auge des Betrachters.

    Kommen wir zu den Fakten: Auf dem heutigen Treffen mit US-Präsident Trump will Premierministerin May zum Abschluss eines bilateralen Handelsabkommens aufrufen. May will die großartige Partnerschaft mit den USA loben (?!). Zuvor stellte Trump dem UK einen großen Handelsvertrag in Aussicht, sofern das UK aus der EU ausgetreten sei.
    Boris Johnson hat angekündigt, dass unter seiner Führung der Austritt des UK per 31. Oktober 2019 voll gewährleistet wäre. Na denn mal los. Handelsabkommen nach der Machart Mexiko und Kanada (Knebelung durch USA im Rahmen von USMCA) stehen dann auf der Agenda! Auch diese Abkommen bezeichnete Trump als große Handelsabkommen! Weiß man in London, was man tut?

    Die Wogen in Berlin glätten sich ein wenig. Die SPD hat eine Notfalllösung gefunden. Nun muss die Neuausrichtung in der Sache und Personalpolitik folgen. Wir sehen kein schnelles Ende der Großen Koalition. Wir sehen aber (leider) auch nur bedingte Handlungsfähigkeit der deutschen Bundesregierung. Das gilt insbesondere für das Thema Reform Europas, wohin circa 60% unserer Exporte (Lebensader!) gehen. Die Vernachlässigung dieses Themas ist zunehmend grotesk!

    Datenpotpourri der letzten 24 Handelsstunden:
    Eurozone:
    Der von Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex stellte sich laut finalem Wert per Mai auf 47,7 Punkte (Prognose 47,7).
    Großbritannien:
    Der von Markit/CIPS ermittelte Einkaufsmanagerindex stellte sich laut finalem Wert per Mai auf 49,4 nach 53,1 Punkten (Prognose 52,0).
    Die Einzelhandelsumsätze sanken in Großbritannien per Berichtsmonat Mai im Jahresvergleich um 3,00% nach zuvor +3,70%.
    USA:
    Der von Markit ermittelte Einkaufsmanagerindex stellte sich laut finalem Wert per Mai auf 50,5 nach 50,6 Punkten.
    Das Pendant von ISM sank per Mai von zuvor 52,9 auf 52,1 Zähler (Prognose 53,0).
    Die Bauausgaben waren per April im Monatsvergleich unverändert (Prognose +0,4%). Der Vormonatswert wurde von -0,9% auf +0,1% revidiert, so dass sich im Zweimonatszeitraum ein um 0,6% besseres Ergebnis als erwartet einstellte. 

     Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Währungsrelation EUR/USD favorisiert. Erst ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.1100 – 1.1350 eröffnet neue Opportunitäten.  
    Viel Erfolg!





    Folker Hellmeyer
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    Folker Hellmeyer gilt als einer der profiliertesten Volkswirte und Chefanalysten Deutschlands. Nach dem Abschluss seiner Banklehre und der Bankakademie war Folker Hellmeyer in den 1980er Jahren im Devisenhandel der Deutsche Bank AG in Hamburg tätig. Später entsandte ihn die Bank als Kassahändler für ein Jahr nach London. 1989 kehrte er zurück nach Hamburg und initiierte den Aufbau eines JPY-Handelstisches.

    Im Februar 1990 wechselte Folker Hellmeyer als Freiverkehrsmakler im Interbankendevisenmarkt zur Bierbaum & Co. GmbH & Co. OHG.

    Von 1995 bis 2002 war er zunächst als Senior Dealer und ab 1997/98 als Chefanalyst und Verantwortlicher des Zentralbanktisches bei der Landesbank Hessen-Thüringen GZ tätig. Im Jahre 1998 schloss Folker Hellmeyer erfolgreich das ACI-Diplom ab.

    Von April 2002 bis Ende 2017 war Folker Hellmeyer Chefanalyst/Chefvolkswirt der Bremer Landesbank. Seit 2016 war er darüber hinaus Im Fonds Advisory der BLB tätig.

    Seit Anfang 2018 nimmt er in der neu gegründeten Firma Solvecon-Invest den Posten des Chefanalysten und die Rolle im Fonds Advisory ein.

    Als Kommentator des Geschehens an den internationalen Finanzmärkten ist er u. a. regelmäßig auf n-tv, Welt-TV und anderen Sendern zu sehen.

    Im Jahr 2008 veröffentlichte Hellmeyer das Bestsellerbuch „Endlich Klartext“* im FinanzBuch Verlag.

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    Verfasst von Folker Hellmeyer
    Forex-Report Startschuss für Zinssenkungszyklus im Sektor der "5 Eyes" Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1250 (07:25 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1160 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 107.93. In der Folge notiert EUR-JPY …