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     2712  0 Kommentare Schwellenländer-Staatsanleihen – eine bedenkenswerte Asset-Klasse?

    Von Gerd Kommer und Alexander Weis (Gerd Kommer Invest GmbH)

    Rationales Investieren ist gekennzeichnet von Nüchternheit, wissenschaftlicher Orientierung und dem Prinzip Investmentüberlegungen mit historischen Daten abzugleichen, die weit in die Vergangenheit zurückreichen; also nicht nur mit Daten der letzten zwölf Monate oder fünf Jahre, wie das in der Finanzbranche üblich ist. In jüngerer Zeit hat sich die Bezeichnung "evidenzbasiertes Investieren" für diesen Ansatz verbreitet. Rund 95% all dessen, was die etablierte Finanzbranche und Finanzseiten im Internet propagieren, steht auf die eine oder andere Weise im Widerspruch zu evidenzbasiertem Investieren.

    Eine praktische Implikation evidenzbasierten Investierens besteht darin, von allen Investmentansätzen und -ideen konsequent die Finger zu lassen, für deren Funktionieren keine solchen Langfristdaten vorliegen – Daten, die von unabhängigen Wissenschaftlern kommen müssen, nicht von der Finanzbranche.

    Erfreulicherweise hat es in den Wirtschaftswissenschaften in den letzten Jahren viel Fortschritt bei der Beschaffung und Verbreitung weit zurückgehender historischer Daten hoher Qualität gegeben. "Hohe Qualität" bedeutet hier, dass die Daten länderübergreifend (idealerweise global) sind und eine Mindestqualität im Sinne von Repräsentativität besitzen. Je besser diese Kriterien erfüllt sind, desto relevanter sind die Daten für die Zukunft. Nur auf der Basis solcher Datenreihen lassen sich gegebene Investmentstrategien wirklich aussagefähig validieren.

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    Vor diesem Hintergrund war die kürzlich veröffentlichte Publikation einer Untersuchung zu den historischen Renditen von Schwellenländer-Staatsanleihen in Hartwährung durch ein deutsch-amerikanisches Forscherteam bestehend aus Josefin Meyer, Carmen Reinhart und Christoph Trebesch (nachfolgend "MRT") ein riesiger Sprung vorwärts (Link). ("Hartwährungen" sind die führenden Währungen in den Industrieländern – vor allem USD, EUR, JPY, GBP und CHF –, die im internationalen Güter- und Dienstleistungsverkehr als Transaktionswährungen dominieren). Aus der Sicht eines evidenzbasierten Investors ist man sogar fast geneigt, dem 80-Seiten-Aufsatz mit dem Titel "Sovereign Bonds since Waterloo" (nachfolgend der Kürze halber "MRT-Studie") das Attribut bahnbrechend zu verleihen.

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    Dr. Gerd Kommer, Alexander Weis, Jonas Schweizer
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    Dr. Gerd Kommer ist Geschäftsführer der Gerd Kommer Invest GmbH, München. Das Unternehmen berät vermögende Privatkunden, Family Offices und Stiftungen in ihren Finanzangelegenheiten. Bis Ende 2016 war Kommer 24 Jahre bei europäischen Großbanken und Asset Managern tätig; zuletzt als Leiter der Niederlassung London und Global Head of Infrastructure & Asset Finance der FMS Wertmanagement, ein Asset Manager, der dem deutschen Staat gehört. In dieser Position verantwortete er ein Portfolio aus strukturierten Krediten und Anleihen im Volumen von 16 Mrd. Euro. Kommer hat mehrere Bücher zu Investmentthemen* veröffentlicht. Er studierte BWL, Steuerrecht und Politikwissenschaft in Deutschland, USA und Liechtenstein.

    Alexander Weis ist Finanzberater bei der Gerd Kommer Invest GmbH. Vor seiner Zeit bei der Gerd Kommer Invest GmbH war Alexander Weis bei einer internationalen Unternehmensberatung im Finanzdienstleistungssektor tätig. Er hält einen MSc. in Quantitative Finance von der Wirtschaftsuniversität Wien und einen BA in Banking & Finance von der Universität Zürich.

    Jonas Schweizer ist Finanzberater bei der Gerd Kommer Invest GmbH. Vor seinem Einstieg bei der Gerd Kommer Invest GmbH war Jonas Schweizer bei mehreren internationalen Großbanken und Finanzdienstleistern tätig. Neben seiner Vollzeitstelle bei einer Großbank erwarb er 2018 einen MSc. in Finance & Accounting an der FOM München. Zudem hält er einen BA in Banking & Finance der DHBW Heidenheim.

    *Werbelink

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    Schwellenländer-Staatsanleihen – eine bedenkenswerte Asset-Klasse? In diesem Beitrag befassen wir uns mit dem Rendite-Risiko-Profil der bisher wenig erforschten Asset-Klasse Emerging-Markets-Staatsanleihen in Hartwährung und beschäftigen uns mit der Frage, ob und wie sie in einem Anlegerportfolio berücksichtigt werden soll.

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