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    Börsen-Zeitung  249  0 Kommentare Rohkrepierer / Kommentar zum AMS-Rückzug bei Osram von Joachim Herr

    Frankfurt (ots) - Gäbe es eine Rangliste der Übernahmeangebote mit
    der kürzesten Dauer, dann hätte die M&A-Welt ziemlich sicher einen
    neuen Spitzenreiter. Nicht einmal sechs Stunden lagen zwischen den
    Ad-hoc-Mitteilungen von Osram und AMS - und aus einem harten
    Bieterwettbewerb wurde ein Rohrkrepierer.

    Das Vorgehen des österreichischen Halbleiterkonzerns wirkt sehr
    unprofessionell. Dessen Management musste doch damit rechnen, dass
    Osram die Öffentlichkeit über das erwogene Angebot von 38,50 Euro je
    Aktie sofort informiert. Schließlich liegt es 3,50 Euro über der
    Offerte von Bain Capital und Carlyle.

    Hätte Osram die mit Preisschild ausgestattete
    Interessenkundenbekundung von AMS vorerst geheim gehalten, hätte sich
    das Münchner Unternehmen der Gefahr von Aktionärsklagen ausgesetzt.
    Offenbar erschreckte die von Osram verlangte und erfüllte Offenheit
    die Österreicher so sehr, dass sie ihr Projekt noch vor einer Due
    Diligence Knall auf Fall abbrachen.

    Abenteuerlich erscheint auch der Finanzierungsplan von AMS. Die
    Aufnahme von mehr als 4 Mrd. Euro Fremdkapital sollte zum Teil mit
    einer Kapitalerhöhung refinanziert werden, über die erst die
    Hauptversammlung hätte abstimmen müssen. Auch für die Darlehen hatte
    AMS noch keine Zusage. Der Vorstand von Osram konnte in der
    Ad-hoc-Meldung, üblicherweise eine sehr sachlich und nüchtern
    formulierte Information, seine Zweifel an den Plänen aus Österreich
    jedenfalls nicht verbergen.

    Ganz nüchtern betrachtet, hätte eine Übernahme von Osram für AMS
    durchaus eine Logik. Die Geschäfte beider Unternehmen überschneiden
    sich wenig, ergänzen sich vielmehr gut. Auto- und
    Smartphonehersteller sind für beide wichtige Kundengruppen. Außer
    Synergien im Vertrieb wären auch Verbundvorteile in der Wertschöpfung
    möglich: AMS fertigt komplette Module für Sensoren, Osram
    Optohalbleiter, also Komponenten für Sensoren. Das klassische
    Lichtgeschäft und digitale Anwendungen hätte AMS vermutlich
    weiterverkauft.

    Doch daraus wird nichts. AMS verpasste Bain Capital und Carlyle
    nur eine Schrecksekunde. Der Aktienkurs von Osram bewegte sich am
    Dienstag fast nicht und blieb deutlich unter den von den
    Finanzinvestoren gebotenen 35 Euro. Das zeigt zweierlei: Der Markt
    rechnet nicht damit, dass der - wenn auch missratene - Versuch von
    AMS Startschuss für einen Bieterwettbewerb sein könnte. Und zweitens
    bleibt die Skepsis groß, dass Bain und Carlyle die noch bei 70%
    festgelegte Mindestannahmequote erreichen.

    (Börsen-Zeitung, 17.07.2019)

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    Börsen-Zeitung Rohkrepierer / Kommentar zum AMS-Rückzug bei Osram von Joachim Herr Gäbe es eine Rangliste der Übernahmeangebote mit der kürzesten Dauer, dann hätte die M&A-Welt ziemlich sicher einen neuen Spitzenreiter. Nicht einmal sechs Stunden lagen zwischen den Ad-hoc-Mitteilungen von Osram und AMS - und aus einem harten …

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