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    Investments unter der Lupe  11510  2 Kommentare Herr Friedrich, welche drei deutschen Mittelständler sind Ihre Top-Rendite-Stars?

    Nach einer Reihe spektakulärer Pleiten sind Mittelstandsanleihen von der Presse arg verprügelt worden. Jetzt dreht sich der Wind, weil hier noch Rendite winkt. Die Kapitalmarkt w:o-Redaktion sprach mit einer der Gallions-Figuren des Mittelstandsanleihen-Marktes, der zurzeit eine Art Renaissance erlebt. Hans-Jürgen Friedrich, Vorstandsvorsitzender der KFM Deutsche Mittelstand AG, ging keiner unserer Fragen aus dem Weg:

    wallstreet:online: Mit einem aus Ihrer Sicht gruseligen Zitat möchte ich Sie – mit Verlaub – am Anfang unseres Interviews konfrontieren: "Der Markt ist tot", diktierte Ende 2014 der ehemalige Boss der Börse Stuttgart, Christoph Lammersdorf, einem "FAZ"-Journalisten in den Block. Ende 2013 haben Sie Ihren "Deutscher Mittelstandsanleihen Fonds" aufgelegt. Wie passte das zusammen?

    Hans-Jürgen Friedrich: Die Einführung von neuen Regeln im Kreditgeschäft, Stichwort BASEL III, haben dazu geführt, dass Banken nicht mehr in dem Maße Finanzierungsmittel für Unternehmen bereitstellen können wie zuvor. Seit 2010 nutzen mittelständische Unternehmen verstärkt den Kapitalmarkt, um die entstandenen Finanzierungslücken aus Anleihen-Emissionen zu schließen. Der Deutsche Mittelstandsanleihen Fonds wurde deshalb als Anlageangebot initiiert, um privaten Anlegern die Möglichkeit einzuräumen, an den attraktiven Coupons der Mittelstandsanleihen zu partizipieren. Der Fonds ist insbesondere für Anleger konzipiert worden, die nicht über die Möglichkeiten der Analyse der Bonität des Unternehmens und der Qualität der Anleihen verfügen und ein breit diversifiziertes Portfolio der Einzelanlage vorziehen.

    Die Entwicklung des Fonds seit Auflage bestätigt aus meiner Sicht sehr eindrucksvoll, dass der Deutsche Mittelstandsanleihen Fonds von privaten und institutionellen Investoren als Anlagealternative genutzt wird. Das Fondsvolumen ist bereits auf über 160 Mio. Euro angewachsen und seit Auflage konnte der Fonds jedes Jahr eine Ausschüttungsrendite oberhalb von vier Prozent für die Anleger erwirtschaften.

    wallstreet:online: Mit der Headline "Neuer Boom bei Mittelstandsanleihen" berichteten "Capital"-Journalisten vor zwei Wochen über eine Auswertung der Beratungsfirma Capmarcon. "Ja, kein Wunder", könnte man jetzt behaupten, "die Niedrigzinsen zwingen Anleger in höher verzinste, riskantere Anlageformen wie die Mittelstandsanleihen." Was meinen Sie?

    Hans-Jürgen Friedrich: Da habe ich eine andere Sichtweise. Die Frage, die gestellt werden muss, lautet: Warum zahlt ein Anleiheemittent für seine Anleihe einen höheren Zins? Auf der einen Seite ist natürlich die Bonität, die aus einer berechneten Ausfallwahrscheinlichkeit abgeleitet werden kann, ein wichtiger Punkt. Aber eben nicht nur! Im Anleihenmarkt gibt es weitere Einflussfaktoren, die zu einem höheren Kupon führen. Unternehmen, die erstmals den Anleihenmarkt betreten, sind in der Regel bei den Anleihen-Investoren unbekannt und müssen diese Markteintrittsbarriere mit einem höheren Zins überwinden. Bei Anleihen, deren Emissionsvolumen unter 100 Mio. Euro und niedriger ist, wird von den Investoren eine Illiquiditätsprämie eingefordert. Auch das beschert den Anlegern einen Zinsaufschlag.

    Und dann stellt sich die Frage, um welche Anleihen es sich konkret handelt. Ist es eine besicherte Anleihe oder eine Anleihe, die in der Bilanz des Emittenten dem wirtschaftlichen Eigenkapital zugerechnet werden darf? Je nachdem um welche Anleihenstruktur es sich handelt, kann der Zins niedriger oder höher sein. Wir stellen fest, dass viele Emittenten mit dem Geld der Investoren seriös und verantwortungsvoll umgehen. Sie nutzen das Kapital als Hilfe zur Selbsthilfe und verbessern während der Laufzeit ihre Bonität.

    Aus dem höheren Zins grundsätzlich eine schlechtere Bonität abzuleiten, ist meiner Meinung nach nicht richtig. Schauen Sie sich die 8,25-Prozent-Anleihe der Grenke Leasing an. Das Unternehmen wird von internationalen Ratingagenturen mit BBB+ bewertet. Die erfreuliche Entwicklung der Grenke in den letzten Jahren dürfte aus unserer Sicht weiter fortgeschrieben werden.

    wallstreet:online: Hans-Werner Grunow, Chef bei Capmarcon, behauptete, dass vor dem Hintergrund der höheren Zinscoupons, die Mittelstandsanleihen-Emittenten an ihre Anleihe-Gläubiger zahlten, die "Risiken steigen" würden, die Gefahr einer neuen "Pleitewelle" unter den Emittenten groß wäre und das der Mittelstandsanleihen-Markt ein Geschäft im "Wildwestformat" bliebe. Inwiefern bekommen Anleger, die in Ihren Fonds investieren, jetzt kalte Füße?

    Hans-Jürgen Friedrich: Die Anleger des Deutschen Mittelstandsanleihen Fonds können seit Auflage des Fonds jeden einzelnen Schritt der Entwicklung transparent nachverfolgen. Der Fonds berichtet über jeden Kauf oder Verkauf eines Wertpapieres und veröffentlicht über das KFM-Barometer die Bonitätseinschätzung des Emittenten und die Qualitätsbeurteilung der Anleihe. Auf der Internetseite des Fonds können alle Investments des Fonds tagesaktuell eingesehen werden. Mit dieser Transparenz erhält der Anleger den Blick in die Investments des Deutschen Mittelstandsanleihen Fonds. Unsere Arbeit wird von privaten und institutionellen Investoren positiv bewertet. Das sehen wir unter anderen an dem Mittelzufluss des Fonds in diesem Jahr. Bis zum 30. Juli sind dem Fonds rund 55 Mio. Euro neue Mittel zugeflossen.

    wallstreet:online: Wie begrenzt Ihr Fondsmanagement das Risiko von faulen Eiern in Ihrem Korb?

    Hans-Jürgen Friedrich: Mit dem Auswahlverfahren KFM-Scoring analysieren wir aktuell etwa 800 Emissionen mit einem Volumen von ca. 183 Mrd. Euro. In den Deutschen Mittelstandsanleihen Fonds finden diejenigen Anleihen Eingang, die über ein attraktives Rendite-/Soliditätsprofil verfügen. Insbesondere bei den sogenannten "Cross-Over-Kandidaten", bei denen wir feststellen können, dass die Unternehmen ihre Bonität in den nächsten Jahren verbessern können und Zins- und Rückzahlung nicht in Frage stehen.

    wallstreet:online: Mittelständler, die Anleihen begeben, sind auf dem internationalen Kapitalmarkt meist Unbekannte. Welche Emittenten machen Ihnen aus welchen Gründen die meiste Freude? Bitte stellen Sie uns kurz-knackig max. drei Hoffnungsträger vor.

    Hans-Jürgen Friedrich: Da wäre an erster Stelle die R-Logitech zu nennen, die vor wenigen Wochen die Übernahme von Euroports erfolgreich abgeschlossen hat und sich damit in die Top-Adressen der internationalen Logistik-Dienstleister einreiht. Die 8,50-Prozent-Anleihe wird mit dem KFM Barometer für den Deutschen Mittelstandsanleihen Fonds als höchst attraktiv eingestuft. Aus unserer Sicht ein Paradebeispiel für einen Cross-Over-Kandidaten.

    Mit der PCC aus Duisburg hat der Fonds den Pionier der Mittelstandsanleihen im Portfolio. Nach erfolgreichem Abschluss der größten Einzelinvestition einer Produktionsanlage in Island, in dem Siliziummetall produziert wird, erwarten wir für die nächsten Jahre eine weitere deutliche Verbesserung der betriebswirtschaftlichen Entwicklung.

    Mit der 7,75-Prozent-Anleihe der Photon Energy hat der Fonds einen sehr dynamisch wachsenden Emittenten aus der Branche der alternativen Energien im Portfolio. Das Unternehmen kooperiert mit Canadian Solair, einem der weltweit größten Photovoltaikunternehmen. Die Photon Energy ist ebenfalls eines der Unternehmen, die sich nach unserer Einschätzung weiter überdurchschnittlich erfolgreich weiterentwickeln. Auf der Internetseite "Investment des Fonds" sind weitere Kandidaten zu entdecken, die über das KFM-Scoriung als attraktiv eingeschätzt werden.

    wallstreet:online: Wir müssen uns über die schlechten Konjunktursignale unterhalten. Schlägt das schon auf die Mittelstandsanleihen-Emittenten durch?

    Hans-Jürgen Friedrich: Nein. Nach wie vor fahren die meisten Unternehmen mit Ihrer Produktion oder Dienstleistungen am Limit. Die Entlassungen von Fachpersonal in der Industrie führen nach unserer Meinung dazu, dass der Fachkräftemangel bei den deutschen mittelständischen Unternehmen gelindert wird. Nach wie vor können viele Mittelständler neue Aufträge nicht annehmen, weil ihnen das Personal fehlt.

    wallstreet:online: Analysten des Research-Hauses imug kommen zu dem Ergebnis, dass der Deutsche Mittelstandsanleihen Fonds "weitgehend nachhaltig" sei. Woran fehlt es denn für ein besseres Nachhaltigkeits-Urteil?

    Hans-Jürgen Friedrich: Der Deutsche Mittelstandsanleihen Fonds hatte zum Zeitpunkt der Analyse vier Werte in seinem Portfolio, die nicht ganz frei waren von ESG-Risiken. Diese Werte sind per Stand heute nicht mehr im Portfolio. Insofern könnte zum nächsten Stichtag der Bewertung durch imug-Rating eine Verbesserung des Nachhaltigkeitsurteils erfolgen.

    wallstreet:online: Sie haben in schwerem Kapitalmarkt-Wetter Ihren Fonds gestartet. Über die Jahre hinweg haben Sie eine Art unermüdlichen Willen zum Durchhalten vermittelt. Das hat Früchte getragen. In Zahlen: Eine Fonds-Performance von über 24 Prozent seit Auflage und Top-Beurteilungen von führenden Rating-Agenturen wie Morning Star. Was hat Sie so sicher gemacht bzw. was steckt hinter Ihrem offensichtlichen Durchhaltewillen?

    Hans-Jürgen Friedrich: In erster Linie die Passion für den deutschen Mittelstand. Mittelständische Unternehmen zeichnen sich durch flache Hierarchien und kurze Entscheidungswege aus und sind regional verbunden. Engagement und Leidenschaft für die eigenen Produkte und Dienstleistungen, Vorbild und Teamgeist, Zuverlässigkeit und Hilfsbereitschaft, Disziplin im Denken und im Handeln werden nicht nur vom Unternehmer selbst sondern auch von seinen Mitarbeitern gefordert. Schnelle und konsequente Entscheidungen, die mitunter auch schwer fallen und eine gute Beziehung zu Mitarbeitern, Lieferanten und Kunden, aus denen sich frühzeitig neue Trends ableiten lassen, machen diese Unternehmen zu Schnellbooten unserer Volkswirtschaft. Und die Vielfalt dieser Schnellboote bewerkstelligen zahlreiche Innovationen, sichern Arbeitsplätze, sind die Basis für sprudelnde Steuereinnahmen und unseren Volkswohlstand.

    Mit dem Deutschen Mittelstandsanleihen Fonds dürfen wir für mittelständische Unternehmen Lotse für die Mittelbeschaffung und für die Anleger des Fonds das Trüffelschweinchen sein. Und das macht meinen Kollegen und mir sehr viel Freude!

    wallstreet:online: Herr Friedrich, vielen Dank für Ihre Antworten!

    Das Interview führte Christoph Morisse.



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