Der DAX darf das! - Seite 2
Was die damaligen Probleme überdeckt hat
Nun grübeln Sie vielleicht, warum Sie sich gar nicht daran erinnern, dass die Medien 2011/12 eine Industrierezession thematisiert haben. Ja, das haben sie tatsächlich nicht, denn damals beherrschte natürlich die Euroschuldenkrise (Griechenland und Co.) die Schlagzeilen – da kamen die wirtschaftlichen Effekte nur am Rande vor…
Jedenfalls sind beide Zeiträume konjunkturell sehr gut vergleichbar, so dass wir nun einen Blick auf den DAX werfen können. Und erstaunlicherweise war trotz der damaligen Euroschuldenkrise die Reaktion des DAX nahezu identisch: Mit dem Hoch des PMI markierte der DAX jeweils sein Hoch (siehe rote Pfeile) und kurz bevor der PMI die 50-Punkte-Marke durchschlug gab es das Tief (siehe grüne Pfeile). Danach kam es beide Male zu einem steilen und nachhaltigen Anstieg!
In den Jahren 2011/12 zeigte sich der DAX allerdings volatiler, sowohl was den ersten Rückfall betraf als auch die Korrekturen während des Wiederanstiegs. Aber das dürfte sicherlich den damaligen Negativnachrichten zur Schuldenkrise zuzuschreiben sein. Dem offensichtlichen Ablaufplan haben diese zwischenzeitlichen Rückschläge jedoch nicht geschadet.
Warum der DAX so stark steigen durfte
Auch wenn wir nur einen Vergleichsfall haben: Es ist offenbar so, dass der jüngste Anstieg des DAX einem typischen Muster folgt, das wir auch schon vor 7 Jahren sahen. Welches Muster ist das? Die Anleger setzen offenbar darauf, dass die Belastungen, welche die Stimmung in den Unternehmen, die Konjunktur und damit die Aktienkurse drückten, bald vorübergehen. Der DAX „durfte“ also so stark steigen, wie er es getan hat!
Nun schien es schon während der Euroschuldenkrise keine ausgemachte Sache gewesen zu sein, dass diese Belastungen so schnell vorüber gehen – Griechenland stand z.B. mehrfach kurz vor dem Kollaps. Und auch jetzt sieht es so aus, als würden alle Hoffnungen auf eine Einigung im Handelsstreit immer wieder zunichte gemacht werden. Erst in der Vorwoche hat US-Präsident Trump mit seiner Ankündigung neuer Zölle gegen China die Märkte wieder auf Talfahrt geschickt.
Aber damals hat der Markt wie immer Recht behalten. Derzeit zeichnet sich dagegen noch keine Lösung ab und der PMI (schwarze Kurve) hat nach einer ersten vielversprechenden Drehung nach oben zuletzt wieder ein neues Tief erreicht. Dass er dabei noch knapp oberhalb des Niveaus von 2012 steht (siehe rote Linie), ist dabei eher ein schwacher Trost.
Wenn es nun doch noch mal nach unten geht…
Natürlich kann es dieses Mal ganz anders ausgehen als 2012. Aber der Markt vertraut offenbar auf die Anpassungsfähigkeit der Unternehmen: Selbst, wenn es doch noch zu Autozöllen und/oder anderen Belastungen kommt – die Wirtschaft wird sich schnellstmöglich darauf einstellen, schon aus eigenem Interesse. Mit Jammern und Lamentieren kommen die Firmen nicht weiter.
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Das mag nicht jedem Unternehmen und nicht jeder Branche gleich gut gelingen, aber aus Sicht der Börsen ergeben sich selbst dadurch Chancen (indem z.B. andere etablierte oder neue Firmen in die Bresche springen). Daher könnte es auch diesmal an der „Mauer der Angst“ aufwärts gehen.
Ein baldiger kräftiger Rückfall ändert daran nichts. Im Gegenteil: Er erhöht nur diese „Mauer der Angst“ und damit das Potenzial für mutige Investoren. Vor allem Langfristanlegern bieten sich dann womöglich ausgezeichnete Einstiegsgelegenheiten. Einen Grund dafür habe ich meinen Lesern des Geldanlage-Briefs in der eben erschienenen Monatsausgabe genannt. Schauen Sie doch gleich mal rein!
Mit besten Grüßen
Ihr Torsten Ewert
(Quelle: www.stockstreet.de)