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    Börsen-Zeitung  454  0 Kommentare Auf Rekordjagd / Kommentar zur Lage auf dem Markt für Unternehmensanleihen von Kai Johannsen

    Frankfurt (ots) - Am Primärmarkt für Unternehmensanleihen
    (Corporate Bonds) brummt das Geschäft. Die Anleger brauchen sich
    keine Gedanken über mangelnden Nachschub zu machen, denn regelmäßig
    kommen diverse Emittenten an den Markt, sodass querbeet alle
    Laufzeiten, Ratings und Branchen vertreten sind. Und umgekehrt müssen
    sich die Unternehmen nicht über fehlende Nachfrage sorgen, die
    Investorenresonanz ist gut, sodass im Schnitt gute Überzeichnungen
    der Emissionen zu registrieren sind. Im September kamen nach
    Berechnungen der Analysten der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW)
    auf Euro denominierte Corporate Bonds für 67,5 Mrd. Euro auf den
    Markt (unabhängig vom Sitz der Gesellschaft). Das ist Rekord. Damit
    wurde der März des Jahres 2016 übertroffen, als Unternehmensbonds für
    56,1 Mrd. Euro emittiert wurden. Der Primärmarkt für Corporates
    konnte bereits per 25. September das gesamte Emissionsvolumen des
    Vorjahres von 325,6 Mrd. Euro in den Schatten stellen. In den ersten
    neun Monaten dieses Jahres kamen dann Corporates für 330,3 Mrd. Euro
    (im Vorjahreszeitraum: 268,8 Mrd. Euro, ca. +23%) zusammen.

    Selbst im sogenannten Sommerloch war der Unternehmensanleihemarkt
    emissionsseitig recht aktiv, gab es doch im Juli und August neue
    Papiere für 26,6 bzw. 21,7 Mrd. Euro. Für beide Monate konnten damit
    ebenfalls Rekordwerte markiert werden. Es sind laut LBBW in erster
    Linie die guten Bonitäten, die das Gros der Emissionen ausmachen. 83%
    des diesjährigen Volumens entfallen auf Investment-Grade-Bonitäten,
    also Emittenten mit Einstufungen von AAA bis BBB minus. 15,4% steuern
    die Adressen aus dem spekulativen Bereich bei, das sind Bonitäten von
    BB plus bis CCC. Der Rest der Emissionen kommt von Unternehmen, die
    kein Rating haben.

    "Auf den ersten Blick mag das hohe Volumen an neuen Corporate
    Bonds zunächst erstaunen, denn die Renditen von auf Euro lautenden
    Unternehmensanleihen im Investment-Grade-Bereich befinden sich auf
    einem historischen Tiefstand. Zudem wurden vereinzelt sogar
    Neuemissionen mit negativer Rendite recht erfolgreich am Markt
    untergebracht - zum Beispiel von Siemens. Das ist aus Anlegersicht ja
    erst mal alles nicht sonderlich attraktiv", sagt Matthias Schell,
    Investmentanalyst im Strategy Research der LBBW. Im Schnitt zahlen
    die Unternehmen im Investment-Grade-Bereich über alle Laufzeiten und
    Ratings hinweg betrachtet noch eine Rendite von 0,40%, das ist so
    wenig wie nie zuvor. Aus Sicht der Unternehmen mit
    Refinanzierungsbedarf seien solche Renditeniveaus zwar sehr
    attraktiv, aus Investorensicht sei das aber als ausgesprochen mager
    einzustufen. Dennoch bleibe die Nachfrage der Investoren nach
    Investment-Grade-Bonds ungebrochen hoch, das bisherige Jahresvolumen
    der Nettozuflüsse an Fonds liege sogar auf einem Rekordniveau.

    Eine Erklärung, warum die Anleger dennoch zugreifen und den Firmen
    damit ermöglichen, Papiere weiterhin zu diesen tiefen Renditeniveaus
    problemlos absetzen zu können, sieht Schell im Mangel an
    Alternativen in anderen Segmenten. "Sichere Staatsanleihen wie die
    Bundesanleihen rentieren schon lange im Minus. Bei Pfandbriefen
    ergibt sich ein ähnliches Bild. Selbst den einen oder anderen High
    Yielder haben wir ja schon mit Negativrenditen gesehen", sagt Schell.
    Unternehmensanleihen, die in einem solchen Umfeld noch eine positive
    Rendite abwerfen, sind ganz offenkundig für viele Anleger attraktiv,
    und deshalb greifen die Investoren beherzt zu.

    Es sieht derzeit nicht danach aus, als würde sich an der
    gegenwärtigen Marktsituation etwas nachhaltig ändern. Die
    Europäische Zentralbank hat im September beschlossen, in eine neue
    Runde von Quantitative Easing zu gehen. Ab November sollen wieder
    Staatsanleihen gekauft werden, d.h., es soll wieder Nettoneukäufe von
    Anleihen geben. Damit werden die bekannten Verdrängungsprozesse - das
    Crowding-out der Investoren in andere Assetklassen und damit auch
    Bondmarktsegmente - weiter befeuert. Das beschert den Unternehmen ein
    weiterhin attraktives Refinanzierungsumfeld aus niedrigen Renditen
    und engen Credit-Spreads. Das zieht Emittenten an. Schell erachtet
    die Chancen als gut, dass die Rekordjagd am Markt für neue Corporate
    Bonds weitergeht und in diesem Jahr womöglich auch der Jahresrekord
    geknackt wird. Er stammt aus dem Jahr 2017, als Unternehmensanleihen
    für 406 Mrd. Euro emittiert wurden. Da reicht im Jahresschlussquartal
    ja fast schon das durchschnittliche Monatsvolumen der beiden
    Sommermonate Juli und August.

    (Börsen-Zeitung, 05.10.2019)

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