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     1678  0 Kommentare Das Hindenburg-Omen

    Es gibt in der Charttechnik eine Marktkonstellation, die heißt „Hindenburg-Omen“. Sie bezieht sich auf das Luftschiff gleichen Namens, das ausbrannte und abstürzte. Ich bin sicher, dass die erfolgreichen Börsen-Vollprofis, die meine Kolumnen lesen, sie kennen.

     

    Ich kenne sie nicht, habe aber auch ein Hindenburg-Omen anzubieten. Und das erklärt viel mehr.

     

    Vor einer Woche hat die sozialistische Einheitsregierung in der Bundeshauptstadt Berlin dem ehemaligen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg die Ehrenbürgerschaft aberkannt. Das ist natürlich nicht mehr als ein symbolischer Akt, doch einer, der weit und tief blicken lässt.

     

    Dieses „Hindenburg-Omen“ ist nämlich wie eine Glaskugel, in der man live sehen kann, wie heute die Geschichte Deutschlands umgeschrieben wird und wie zudem unsere Zukunft aussehen wird.

     

    Erstaunlicherweise erklärt sich dadurch sogar das, was gerade im Thüringer Landtag in Erfurt passiert ist. Ich bin selbst ganz baff.

     

    Der Grund für die Aberkennung der Ehrenbürgerschaft war nach Aussage der Linken, dass Hindenburg mitschuldig daran sei, im Jahr 1933 die Demokratie in Deutschland zerstört zu haben. Er sei ein Täter, und Täter gelte es zu verurteilen.

     

    Das ist natürlich interessant. Denn die Linke ist ja die Nachfolgepartei der SED, die natürlich selbst kein Täter gewesen ist. Hier ist die Geschichte schon umgeschrieben worden, haargenau, wie das George Orwell in seinem Roman „1984“ beschrieben hat.

     

    Doch es geht noch weiter: Entstanden ist die SED nämlich aus einer von Stalin verordneten Zwangsvereinigung der KPD mit der SPD in der damaligen sowjetischen Besatzungszone.

     

    Wenn die SPD daher heute mit der Linken koaliert, dann koaliert sie nicht nur mit der SED, sondern im Grunde genommen sogar mit sich selbst, also mit dem schwarzen Schwan aus der eigenen Familie. Oder, seien wir ehrlicher, mit der armen machtlosen Stopfgans, der durch Gewaltanwendung dieser Brocken in die Kehle gestopft wurde.

     

    Wir haben es also mit lauter Ehrenmännern, Ehrenfrauen und Ehrendrittgeschlechtern zu tun, die Paul von Hindenburg dafür verurteilen, den Mehrheitsführer im Reichstag damals nach zwei gescheiterten Minderheitsregierungen zum Reichskanzler gemacht zu haben.

     

    Und wenn es nicht so traurig wäre, dann wäre es direkt zum Schreien lustig, dass genau diese Baggage, die Hindenburg dafür entehrt hat, den Mehrheitsführer einer zwielichtigen Partei im damaligen Landtag zum Regierungschef ernannt zu haben, jetzt diejenigen an die Wand stellt, die genau das verhindert wollen, nämlich erneut den Mehrheitsführer im heutigen Landtag einer erneut mehr als belasteten Partei zum Regierungschef zu wählen.

     

    Da müsste man einmal entscheiden bei den beiden Roten, ob man nun Demokratie will oder nicht. Doch ich glaube, diese Entscheidung ist längst gefallen. Reden möchte man sehr gerne von Demokratie, doch wenn es dann Wahlergebnisse gibt, die einem nicht gefallen, muss die Wahl eben annulliert oder neu ausgetragen werden.

     

    Mit dem Charakter ist es bei den Linken und der SPD also nicht besser als mit dem Geschichtskenntnissen. Denn dass damals eine weitere Minderheitsregierung Hindenburg gezwungen hätte, gegen die Verfassung zu verstoßen, weiß heute natürlich niemand mehr. Und will das auch gar nicht wissen.

     

    Was sagt uns dieses „Hindenburg-Omen“ nun? Ich denke: Nichts wie weg! Zumindest mit dem Geld und den Wertgegenständen.

     

    Denn wie hat der italienische Schriftsteller Ignazio Silone, der sein ganzes Leben ab den 1930er Jahren dem Kampf gegen den Faschismus in Italien gewidmet hat, so treffend gesagt:

     

    Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: „Ich bin der Faschismus.“ Nein, er wird sagen: „Ich bin der Antifaschismus.“

     

     

    berndniquet@t-online.de

     

     


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Das Hindenburg-Omen Blick in die Zukunft