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     3872  0 Kommentare Aufwärts! Wenn alle das eine denken ...

    ... dann passiert mit hoher Wahrscheinlichkeit genau das andere. Aus aktuellem Anlass schiebe ich meine Kolumne „Gold + Hartz = Goldharz“ auf den Freitag.

    Der gestrige und heutige Tag zeigen wieder einmal überwältigend, wie Charttheorie (nicht) funktioniert. Da durchschlägt der Markt zunächst die wichtige 200-Tage- Durchschnittslinie und kracht anschließend durch alle relevanten Widerstände nach unten, so dass plötzlich für den Charttechniker alles sehr eindeutig aussieht: Es kann jetzt eigentlich nur noch nach unten gehen.

    Doch just in diesem Moment dreht der Markt und schießt regelrecht nach oben, so weit, dass er seinen kurzfristigen Abwärtstrend deutlich von unten durchstößt. Und nun sieht wieder alles genau wie vorher aus. Eine Menge Leute haben eine Menge Geld verloren, eine genauso hohe Menge an Leuten hat exakt genauso viel Geld gewonnen – und für alle anderen, die von dem Chart-Blödsinn nichts halten, ist überhaupt nichts passiert.

    Der wichtigste Indikator für mich im Moment ist ein sehr subjektiver, doch völlig objektiv lässt sich die Börse eh niemals ergründen: Nahezu alle „Kommentare“, die ich in der letzten Zeit über den Markt gelesen habe, sind negativ. Es herrscht ein weitgreifender Pessimismus über die mittelfristige Zukunft der Aktien, bei dem das Wort „Seitwärtsbewegung“ schon die optimistischste aller Varianten ausmacht.

    Meine Erfahrung sagt mir zweierlei: Erstens sind solche technischen „Fehlsignale“ oft ein treffliches Zeichen dafür, dass das Angedrohte nun doch nicht kommt. Und zweitens: Abstürze finden in einem derartigen Szenario normalerweise nicht statt. Genauso wie wir in Hinsicht auf den Winter wegen des fast ausgefallenen Sommers noch alle einmal richtig Sonne tanken müssen, muss sich am Markt nun wieder in signifikanter Stärke die Meinung ausbreiten, dass nun doch alles gut wird. Erst dann kann es vielleicht wirklich bergab gehen. Wenn überhaupt.

    berndniquet@t-online.de

    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Aufwärts! Wenn alle das eine denken ... ... dann passiert mit hoher Wahrscheinlichkeit genau das andere. Aus aktuellem Anlass schiebe ich meine Kolumne „Gold + Hartz = Goldharz“ auf den Freitag. Der gestrige und heutige Tag zeigen wieder einmal überwältigend, wie Charttheorie …