Erfindungsreiche Italiener / Kommentar über phantasievolle Pandemiebonds von Kai Johannsen
Frankfurt (ots) - Die Covid-19-Krise zieht Volkswirtschaften rund um den Globus
in Mitleidenschaft. Die großen Zentralbanken haben reagiert und Leitzinsen
gesenkt sowie das Quantitative Easing (QE) zum Teil drastisch nach oben
gefahren. Gigantische Anleihekaufprogramme stützen die Märkte. Damit wird vor
allem Zeit für die Staaten gekauft, die mit enormen Konjunkturprogrammen der
Wirtschaft zur Seite springen. Das muss finanziert werden. Schuldenberge werden
steigen, und Rekordverschuldungen werden vermeldet werden, mancherorten sind sie
schon Realität. Auch Deutschland macht in diesem Jahr hierbei keine Ausnahme,
sondern wird sich über den Kapitalmarkt so viel Geld besorgen wie noch nie
zuvor. Und so mancher fragt sich, ob die bislang veranschlagten Summen - auch im
Falle des Bundes - reichen werden oder ob noch mal nachgelegt werden muss.
Vieles hängt davon ab, ob es zu einer zweiten Viruswelle und damit zu einem
nochmaligen Lockdown der Wirtschaft und des öffentlichen Lebens kommen wird.
Da die Zentralbanken am Bondmarkt ein großer Käufer sind, wird wohl kaum damit
zu rechnen sein, dass die Primärmärkte für Staatsanleihen auch mal geschlossen
sind. Staaten kommen auch recht günstig an Geld, im historischen Vergleich sogar
sehr günstig. Das gilt auch für die Eurozonenperipheriestaaten. In Italien und
auch Spanien waren schon Rekordorderbücher für ein oder zwei Anleihen zu
beobachten. Italien zapft nun - trotz des uneingeschränkt vorhandenen
Marktzugangs bei institutionellen Investoren und keinerlei Anzeichen von
Käuferstreik sowie der Aussicht auf eine noch geraume Zeit währende
Unterstützung durch die Europäische Zentralbank als Bondkäufer - noch den
inländischen Retailmarkt als zusätzliche Refinanzierungsquelle an, und zwar mit
einer neuen Anleiheart, den sogenannten BTP Futura (BTP stellt die Bezeichnung
für italienische Staatsanleihen dar).
in Mitleidenschaft. Die großen Zentralbanken haben reagiert und Leitzinsen
gesenkt sowie das Quantitative Easing (QE) zum Teil drastisch nach oben
gefahren. Gigantische Anleihekaufprogramme stützen die Märkte. Damit wird vor
allem Zeit für die Staaten gekauft, die mit enormen Konjunkturprogrammen der
Wirtschaft zur Seite springen. Das muss finanziert werden. Schuldenberge werden
steigen, und Rekordverschuldungen werden vermeldet werden, mancherorten sind sie
schon Realität. Auch Deutschland macht in diesem Jahr hierbei keine Ausnahme,
sondern wird sich über den Kapitalmarkt so viel Geld besorgen wie noch nie
zuvor. Und so mancher fragt sich, ob die bislang veranschlagten Summen - auch im
Falle des Bundes - reichen werden oder ob noch mal nachgelegt werden muss.
Vieles hängt davon ab, ob es zu einer zweiten Viruswelle und damit zu einem
nochmaligen Lockdown der Wirtschaft und des öffentlichen Lebens kommen wird.
Da die Zentralbanken am Bondmarkt ein großer Käufer sind, wird wohl kaum damit
zu rechnen sein, dass die Primärmärkte für Staatsanleihen auch mal geschlossen
sind. Staaten kommen auch recht günstig an Geld, im historischen Vergleich sogar
sehr günstig. Das gilt auch für die Eurozonenperipheriestaaten. In Italien und
auch Spanien waren schon Rekordorderbücher für ein oder zwei Anleihen zu
beobachten. Italien zapft nun - trotz des uneingeschränkt vorhandenen
Marktzugangs bei institutionellen Investoren und keinerlei Anzeichen von
Käuferstreik sowie der Aussicht auf eine noch geraume Zeit währende
Unterstützung durch die Europäische Zentralbank als Bondkäufer - noch den
inländischen Retailmarkt als zusätzliche Refinanzierungsquelle an, und zwar mit
einer neuen Anleiheart, den sogenannten BTP Futura (BTP stellt die Bezeichnung
für italienische Staatsanleihen dar).
Um die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie im eigenen Land zu bekämpfen
beziehungsweise die entsprechenden Maßnahmen der Regierung zu finanzieren,
können italienische Privatanleger in der Zeit vom 6. bis 10. Juli die Emission
des BTP Futura zeichnen, und zwar ab einem Minimum von 1.000 Euro, also eine
privatanlegerfreundliche Stückelung. Nach oben gibt es bei der Anleihezeichnung
verständlicherweise keine Grenze. Über das Volumen des Bonds gibt es seitens des
italienischen Finanzministeriums noch keine Angaben; vermutlich werden sie
angesichts des Kapitalbedarfes keine Obergrenze festlegen wollen.
Angelehnt ist das neue Papier an den Patriotenbond Italiens, den sogenannten BTP
Italia, weist aber einige neue Features auf. Das Papier mit zehnjähriger
Laufzeit (Fälligkeit 14. Juli 2030) lockt Anleger mit einer sogenannten
Treueprämie (Loyalty Bonus). Die feste Rendite des Bond - die garantierte
Minimumrendite soll am 3. Juli bekannt gegeben werden - soll nach bestimmten
Zeitpunkten steigen (step-up), und zwar nach dem vierten und siebten Jahr; wer
den Bond bis zur Endfälligkeit hält, bekommt dann noch eine Prämie. Das alles
soll Anleger dazu motivieren, bei der Stange zu bleiben, also das Papier zu
kaufen und zu halten. Es sollen mindestens 1% Prämie gezahlt werden, maximal 3%,
und das Ganze wird abhängig gemacht von der wirtschaftlichen Entwicklung des
Landes, also vom Wachstum des Bruttoinlandsproduktes.
Auf welche Resonanz wird das Produkt wohl stoßen? Würde man den Bond
institutionellen Anlegern anbieten, wäre angesichts der gegenwärtigen
Marktverfassung sowie des Appetits der Investoren auf Anleihen aus der
Eurozonenperipherie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von einem
Rekordorderbuch auszugehen. Denn dafür würden schon allein die Prämien sorgen,
der Bond liegt damit ja deutlich im positiven Renditebereich. Vermutlich ist
auch bei den Privatanlegern von einer guten Aufnahme auszugehen. Wenn es eine
Pleite wird, weil die Käufer streiken, ist das sicherlich ein Alarmsignal, nicht
nur für Italien.
Der Bond BTP Futura Italiens zeigt den Erfindungsreichtum, wenn es darum geht,
Kapital zu mobilisieren. Und der BTP Futura ist mit Sicherheit nicht die letzte
Innovation, die in Sachen Bonds im Zusammenhang mit Covid-19 auf den Markt
kommt. Man darf gespannt sein, welche neuen Fixed-Income-Formen den Bondmarkt
noch erreichen werden und vor allem, wer der Emittent sein wird, das heißt, wer
in die Fußstapfen Italiens treten wird.
(Börsen-Zeitung, 27.06.2020)
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/30377/4635871
OTS: Börsen-Zeitung
beziehungsweise die entsprechenden Maßnahmen der Regierung zu finanzieren,
können italienische Privatanleger in der Zeit vom 6. bis 10. Juli die Emission
des BTP Futura zeichnen, und zwar ab einem Minimum von 1.000 Euro, also eine
privatanlegerfreundliche Stückelung. Nach oben gibt es bei der Anleihezeichnung
verständlicherweise keine Grenze. Über das Volumen des Bonds gibt es seitens des
italienischen Finanzministeriums noch keine Angaben; vermutlich werden sie
angesichts des Kapitalbedarfes keine Obergrenze festlegen wollen.
Angelehnt ist das neue Papier an den Patriotenbond Italiens, den sogenannten BTP
Italia, weist aber einige neue Features auf. Das Papier mit zehnjähriger
Laufzeit (Fälligkeit 14. Juli 2030) lockt Anleger mit einer sogenannten
Treueprämie (Loyalty Bonus). Die feste Rendite des Bond - die garantierte
Minimumrendite soll am 3. Juli bekannt gegeben werden - soll nach bestimmten
Zeitpunkten steigen (step-up), und zwar nach dem vierten und siebten Jahr; wer
den Bond bis zur Endfälligkeit hält, bekommt dann noch eine Prämie. Das alles
soll Anleger dazu motivieren, bei der Stange zu bleiben, also das Papier zu
kaufen und zu halten. Es sollen mindestens 1% Prämie gezahlt werden, maximal 3%,
und das Ganze wird abhängig gemacht von der wirtschaftlichen Entwicklung des
Landes, also vom Wachstum des Bruttoinlandsproduktes.
Auf welche Resonanz wird das Produkt wohl stoßen? Würde man den Bond
institutionellen Anlegern anbieten, wäre angesichts der gegenwärtigen
Marktverfassung sowie des Appetits der Investoren auf Anleihen aus der
Eurozonenperipherie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von einem
Rekordorderbuch auszugehen. Denn dafür würden schon allein die Prämien sorgen,
der Bond liegt damit ja deutlich im positiven Renditebereich. Vermutlich ist
auch bei den Privatanlegern von einer guten Aufnahme auszugehen. Wenn es eine
Pleite wird, weil die Käufer streiken, ist das sicherlich ein Alarmsignal, nicht
nur für Italien.
Der Bond BTP Futura Italiens zeigt den Erfindungsreichtum, wenn es darum geht,
Kapital zu mobilisieren. Und der BTP Futura ist mit Sicherheit nicht die letzte
Innovation, die in Sachen Bonds im Zusammenhang mit Covid-19 auf den Markt
kommt. Man darf gespannt sein, welche neuen Fixed-Income-Formen den Bondmarkt
noch erreichen werden und vor allem, wer der Emittent sein wird, das heißt, wer
in die Fußstapfen Italiens treten wird.
(Börsen-Zeitung, 27.06.2020)
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
Weiteres Material: https://www.presseportal.de/pm/30377/4635871
OTS: Börsen-Zeitung