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     4128  0 Kommentare Die nächste Blase

    Es gibt an der Börse eine ziemlich einfach Blasentheorie, die gerade von den Crash-Leuten immer wieder angeführt wird. Und die im Nachhinein auch stets einen großen Erklärungseffekt hat. Denn das, was irgendwann plötzlich platzt, ist eine Blase gewesen. Und wenn etwas nicht geplatzt ist, dann hat es sich eben nicht um eine Blase gehandelt.

    Derzeit erleben wir jedoch eine völlige Umkehrung der Blasentheorie. Derzeit gibt es zwei verschiedene Szenarien, die an den Märkten gespielt werden, was letztlich ganz deutlich zeigt, dass Märkte sich niemals rational verhalten. Der Aktienmarkt antizipiert eine gute Konjunktur und der Rentenmarkt eine sehr flaue Konjunktur.

    Sollte es in der nahen Zukunft also eine flaue Konjunktur geben, dann würden die Aktien fallen, und der Rentenmarkt hätte richtig gelegen, das heißt, das Kursniveau dort wäre berechtigt. Aufgrund der extrem unter ihren Höchstkursen notierenden Aktien könnte man aber wohl kaum von dem Platzen einer Blase sprechen. Denn dieses Ereignis liegt bereits lange hinter uns.

    Wird die Konjunktur jedoch nicht so flau, wie der Rentenmarkt antizipiert, dann hat der Aktienmarkt richtig geraten und am Rentenmarkt hat es sich – ganz genau! – um eine Blase gehandelt. Um eine riesige Spekulationsblase risikoscheuer Anleger, die lieber Zinserträge haben wollen als Dividenden und Kursgewinne zu antizipieren. Ich persönliche glaube ebenfalls an diesen Befund: Am Rentenmarkt hat sich eine heftige Spekulationsblase gebildet!

    Die Folgerung daraus ist allerdings ziemlich paradox und hat überdies einigen Neuigkeitswert in der heutigen Zeit: Denn alle Blasentheoretiker müssen nach den obigen Ausführungen momentan eigentlich optimistisch für Aktien sein. Die Crash-Leute müssen also positiv hinsichtlich der Aktien sein. Das sind sie natürlich nicht, was wieder einmal zeigt, wie inkonsequent doch stets an den Märkten gehandelt agiert wird. Oder aber, wie wenig aussagefähig die ganze Blasentheorie ist. Man kann sich eben auf nichts richtig verlassen!

    berndniquet@t-online.de

    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Die nächste Blase Es gibt an der Börse eine ziemlich einfach Blasentheorie, die gerade von den Crash-Leuten immer wieder angeführt wird. Und die im Nachhinein auch stets einen großen Erklärungseffekt hat. Denn das, was irgendwann plötzlich platzt, ist eine Blase …