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     148  0 Kommentare Angst vor einem Zinsschock, ein Marktkommentar von Christopher Kalbhenn

    Frankfurt (ots) - Ein leichtes Beben lässt die Aktienmärkte erzittern und hat
    der Rekordjagd ein vorläufiges Ende bereitet. Unter den Anlegern geht die Angst
    vor einem Zinsschock um, seit die Verzinsungen an den Staatsanleihenmärkten zum
    Höhenflug angesetzt haben. Denn ein deutlicher Anstieg der Anleihezinsen würde -
    wenn sich die Entwicklung fortsetzt - die relative Attraktivität von
    Dividendentiteln spürbar schmälern und eine Bewertungskompression nach sich
    ziehen. Damit würde das Ertragspotenzial von Aktienanlagen empfindlich
    geschmälert. Möglicherweise wäre sogar ein Aktienjahrgang mit roten Vorzeichen
    zu befürchten. In den zurückliegenden vier Wochen ist die Verzinsung der
    zehnjährigen amerikanischen Staatsanleihe, die am Donnerstag auf ein
    Zwölfmonatshoch von 1,61 % gestiegen ist, um bis zu rund 0,6 Prozentpunkte
    gestiegen. Noch so ein Schub, und es wird eng.

    Aber so weit ist es noch nicht. Auch wenn sich Marktbewegungen für eine gewisse
    Zeit verselbstständigen und übers Ziel hinausschießen können, sind den
    Staatsanleiherenditen Grenzen nach oben gesetzt. In Europa, den USA und Japan
    halten die Notenbanken ihre Leitzinsen nahe beziehungsweise unter null, was die
    am langen Ende im Zaum halten wird. Befürchtungen vor einem Bondmarkt-Crash mit
    stark steigenden Renditen wie im Jahr 1994 sind auf jeden Fall unangebracht.
    Seinerzeit gab es eine Staatsanleihen-Euphorie, die zusammenbrach, als die Fed
    völlig überraschend eine Leitzinserhöhung verkündete. 2021 fahren die
    Zentralbanken einen ultralockeren Kurs und haben klar zu verstehen gegeben, dass
    sie angesichts der vom Coronaschock angerichteten ökonomischen Schäden nicht
    daran denken, frühzeitig davon abzukehren. Und zuletzt wurde etwa seitens von
    EZB-Vertretern signalisiert, dass sie bereit sind, mit Käufen einzuschreiten,
    falls weiter steigende Renditen zu Verwerfungen führen sollten.

    Aus Sicht der Aktienmärkte sind vor allem die Gründe für den Anstieg der langen
    Zinsen relevant. Sie klettern, weil die Überwindung der Pandemie und das sich
    abzeichnende Ende der Lockdowns in Kombination mit massiven fiskalischen Stimuli
    zu einer kräftigen Erholung der Wirtschaft einhergeht, die einen Anstieg der
    Inflationsraten zur Folge haben wird. Das ist alles andere als ein
    grottenschlechtes Umfeld für Aktien und andere Risiko-Assets wie etwa
    Unternehmensanleihen.

    Genau genommen geben die Aktienmärkte derzeit gar nicht in ihrer Gesamtheit
    nach. Vielmehr stehen vor allem sehr hoch bewertete Titel und Sektoren
    beziehungsweise Wachstums- und defensive Aktien unter Druck. Aufwind erhalten
    dagegen seit langem, nicht erst seit dem Coronaschock underperformende Substanz-
    und zyklische Aktien. Am Donnerstag gaben, wie an der sehr schwachen Entwicklung
    des Nasdaq Composite abzulesen war, Technologieaktien überproportional nach. Es
    findet also eine Umschichtung beziehungsweise eine Rotation in Sektoren statt,
    die vom Konjunkturaufschwung und höheren Anleiheverzinsungen profitieren,
    darunter Bankaktien.

    In den zurückliegenden vier Wochen hat etwa der Stoxx Europe Banks um 14 %
    zugelegt, während der Gesamtmarktindex Stoxx Europe 600 sich mit 0,5 % begnügen
    musste. Deutlich outperformende Bankaktien sind ein klares Signal, dass neben
    einem Bondmarkt-Crash à la 1994 derzeit wohl auch eine große Finanzkrise à la
    2008/2009 nicht unmittelbar befürchtet werden muss. Dennoch könnte eine
    unruhigere Phase an den Aktienmärkten bevorstehen, wenn die Anleiherenditen in
    der nächsten Zeit weiter steigen sollten. Um die Entwicklung zu interpretieren,
    muss aber auch berücksichtigt werden, dass die Aktienmärkte seit dem
    Corona-Crash einen fantastischen Lauf hatten und zudem die Stimmung der
    Marktteilnehmer zuletzt teilweise den Tiefrosa-Bereich erreicht hatte. Eine
    Korrektur ist da nur normal.

    Pressekontakt:

    Börsen-Zeitung
    Redaktion

    Telefon: 069-2732-0
    www.boersen-zeitung.de

    Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/30377/4849764
    OTS: Börsen-Zeitung



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