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     230  0 Kommentare Ein Bond ist kein Badezimmer – Investorendialog im Umfeld der Gläubigerversammlung


    Beitrag von Axel Mühlhaus, edicto GmbH

    Kennen Sie das? Der Abfluss des Waschbeckens ist verstopft und der eilig herbeigerufene Klempner wiegt sorgenvoll den Kopf, murmelt etwas von sehr ernsten Problemen und empfiehlt dann unbedingt eine Komplettsanierung des gesamten Badezimmers. Kostenpunkt leider mehrere tausend Euro. Aber wer wird denn in so einer prekären Situation aufs Geld schauen…?

    Das Spiel mit der Angst

    Diese Art Berater tummelt sich gerne auch im Umfeld von Anleihegläubigerversammlungen (AGVs) bei Mittelstandbonds. Wie? Nur eine Anpassung der Anleihebedingungen in ein oder zwei Punkten ist vom Unternehmen vorgesehen? Eine Komplettsanierung des Bonds wäre ja wohl das Mindeste. Haircut, mehrjährige Aussetzung der Zinszahlung und eine drastische Verlängerung der Laufzeit. Das volle Programm halt. Auch wenn das ursprünglich vom Emittenten gar nicht gewollt ist. So dienen sich einige Berater bei den Emittenten an. Im Unterschied zur Badezimmersanierung ist der zu zahlende Eurobetrag dann allerdings gerne sechsstellig. Zentraler Leistungsbestandteil, mit dem das Salär gerechtfertigt wird, ist dabei das Versprechen, dass der Berater den Gläubigern – institutionell wie privat – die bitteren Pillen schon schmackhaft machen wird. Zu den Investoren habe er einen hervorragenden Zugang, so die Aussage des Beraters, aber ohne ihn werde die AGV zum Desaster: das notwendige Quorum der AGV werde verfehlt und die Zustimmung der Gläubiger sowieso.

    Viele Unternehmenslenker, den Abgrund vor Augen, wollen in dieser Situation nicht an der falschen Stelle sparen, mandatieren, zahlen und lassen sich so für einen Kreis ein Quadrat vormachen. Das Spiel mit der Angst vor einem Scheitern der AGV ohne Intermediär fungiert so als Verkaufsstrategie. Über deren ethische Qualität mag sich jeder selbst eine Meinung bilden. Vor allem aber ist sie von der Realität längst überholt. Denn die frühzeitige Einbindung von Investoren, die proaktive Vermittlung von Unternehmenssituation, Restrukturierungskonzept und Angebot der Gesellschaft an die Gläubiger lassen sich heute mittels digitaler Kanäle hervorragend direkt darstellen.

    Analyse der Investorenstruktur als Ausgangspunkt

    Zunächst einmal ist eine Analyse der Investorenstruktur notwendig. Das weitere Vorgehen im Detail orientiert sich dann daran, in welchem Umfang Privatanleger einerseits und institutionelle Investoren andererseits bei einer Anleihe engagiert sind. Ein hoher Privatanlegeranteil zieht in aller Regel eine hochgradig digitale und standardisierte Kommunikation auch jenseits der Pflichtelemente nach sich, die aber trotzdem auf Unternehmensseite nicht auf emotionale Elemente verzichten muss. Bei institutionellen Investoren hingegen ist der persönliche Austausch in Videokonferenzen oder per Telefon meistens sehr ausgeprägt. Vielfach haben Emittenten entweder noch aus der Bondplatzierung oder über Investorenkontakte im Sekundärmarkt eine gute Vorstellung, welche Institutionellen bei ihnen signifikant investiert sind. Teilweise übernehmen Ankerinvestoren zudem eine wertvolle Sammelstellenfunktion von institutionellen Interessen gegenüber dem Unternehmen.   

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    Anleihen Finder
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