Bereit für’s Comeback?
Kinos offen, Gäste zurück – Tim Schäfer: AMC kann „langfristig überleben“
Seit dem Allzeithoch bei 72 US-Dollar Anfang Juni ist die AMC-Aktie zeitweise um mehr als die Hälfte eingebrochen und notiert aktuell knapp unter der 40-Dollar-Marke. Das Kerngeschäft läuft unterdessen langsam wieder an.
Das Management um CEO Adam Aron nutzte den Social-Media-Hype um die Aktie geschickt aus, und sammelte über eine Kapitalerhöhung 1,6 Milliarden US-Dollar ein.
Geld, das AMC in sein Pandemie-geplagtes Geschäft investieren möchte. Inzwischen hat das Unternehmen alle seine Kinos in den USA wieder geöffnet. Vor kurzem hat AMC zwei der beliebtesten Kinos in Los Angeles vom Konkurrenten Pacific Theaters übernommen. Im August sollen die Häuser unter neuer Flagge wiedereröffnet werden.
"Diese beiden Kinos befinden sich jeweils in Einkaufszentren von Weltrang, die das Beste an Einzelhandels-, Gastronomie- und Unterhaltungsmöglichkeiten bieten", freute sich CEO Aron in einer Mitteilung.
Der Weg zu Vor-Corona-Verhältnissen dürfte jedoch für Kinobetreiber noch lang werden. Mitte Juli meldete AMC das bislang erfolgreichste Wochenende seit Ende des Lockdowns mit 3,2 Millionen Kinogästen an einem Wochenende. Dennoch: Medienberichten zufolge liegt die Auslastung von US-Kinos aktuell nur bei 60 bis 65 Prozent des Vorkrisenniveaus.
Finanzjournalist und US-Experte Tim Schäfer traut AMC und auch dem anderen großen Meme-Stock, Videospielehändler Gamestop, durchaus eine Chance zu, gestärkt aus der Pandemie und dem Kleinanleger-Hype hervorzugehen. „Gamestop und AMC haben den Höhenflug ihrer Aktien genutzt, um ihre Bilanzen zu stärken. Sie sammelten frisches Geld ein, reduzierten ihre Schulden, kürzten Kosten. Die steigenden Kurse sind also per se nicht völlig aus der Luft gegriffen angesichts einer möglichen Sanierung“, meinte Schäfer im wallstreet:online Interview.
Trotz der scheinbar übermächtigen Konkurrenz durch Streaming-Schwergewichte wie Netflix, Amazon, Apple und Disney sieht er auch für die klassische Kino-Industrie eine Zukunft. Marktführer AMC könne „langfristig überleben. Es gibt genügend Menschen, die weiterhin ins Kino oder in einen Videospiele-Laden gehen möchten. Dass sich der Löwenanteil des Geschäfts ins Web verlagert, heißt nicht, dass stationäre Läden keine Chance haben.“
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Dennoch mahnt er Anleger zur Vorsicht. „Die Bewertungen erscheinen aus meiner Sicht horrend. Ich persönlich halte mich von Meme- bzw. Herden-Aktien fern.“ Anleger erwarten mit Spannung die nächsten Quartalszahlen Anfang August.
Autor: Julian Schick, wallstreet:online Zentralredaktion