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     2161  0 Kommentare Von der Wahlparty zur Jahresend-Rallye?

    Ein weiterer, sehr starker Tag für die Bullen in den USA. Der S&P 500 konnte über sein letztes Hoch aus dem Frühjahr ansteigen und stieß in einen Bereich vor, der zuletzt im März 2002 gesehen wurde. Der Dow war mit plus 1,8 Prozent ebenfalls gut unterwegs. Scheint so, dass die Nachwahlparty nahtlos in die Jahresend-Rallye übergeht.

    Einer der Katalysatoren für die gestrige Aufwärtsbewegung war die Zahl der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, die um 19.000 auf 332.000 zurückging. Man hatte mit 340.000 gerechnet. Der vier-Wochen-Durchschnitt ging um 1.500 auf 342.000 zurück. Zusammen mit der leichten Verbesserung des Challenger-Reports wurde das als eine Verbesserung der Arbeitsmarkt-Situation insgesamt gewertet und man beschloss, den heutigen Arbeitsmarktdaten mit Zuversicht entgegen zu sehen. Zum Jahresende hin lässt sich aus der Statistik der Erstanträge regelmäßig ein leichter Abfall ablesen. Die aktuelle Entwicklung liegt im saisonalen Rahmen.

    Als weiterer Katalysator diente der deutlich fallende Ölpreis. Hier halfen Berichten zufolge Gerüchte, Arafat sei in Paris gestorben, womit Hoffnung auf einen gemäßigteren Kurs einer neuen palästinensischen Führung aufkeimte. Schließlich half auch die Nachricht, Wal-Mart habe den Oktober-Umsatz um 10 Prozent steigern können.

    Die Lohnstückkosten (ohne Landwirtschaft) sind saisonbereinigt und annualisiert im dritten Quartal um 1,6 Prozent gestiegen. Erwartet wurden plus 2,0 nach zuvor 1,8 Prozent. Die Arbeitsproduktivität (im Nonfarm Business) ist saisonbereinigt und annualisiert um 1,9 Prozent gestiegen. Erwartet wurde ein Anstieg um 1,5 bis 1,7 nach zuvor 2,5 Prozent. Die wachsende Wirtschaft steigert die Produktivität aber bisher nicht die Nachfrage nach Arbeitskräften. Die Entwicklung der Lohnstückkosten signalisiert zwar leichten Kostendruck, der aber durch die Produktivitätssteigerung relativiert wird.

    Die Japaner haben über Nacht die amerikanische Vorlage nur halbherzig umgesetzt. Hier könnte der aktuelle Stimmungsbericht belastet haben. Auch der DAX ist sich nicht ganz sicher, er verharrt wie festgenagelt unterhalb von 4.080, dem Topp-Niveau von Oktober.

    Das geschätzte BIP der USA für 2004 beträgt rund 11,5 Bill. Dollar, das Halthaltsdefizit wird auf 450 Mrd. Dollar geschätzt, das Außenhandelsbilanzdefizit betrug im Frühjahr 2004 rund 570 Mrd. Dollar. Die Netto-Verschuldung der USA dürfte mittlerweile bei etwa 4 Bill. Dollar liegen. Die Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) sieht die Schmerzgrenze in ihrem Jahresbericht 2003 generell bei einem Außendefizit von 5 Prozent, sowie bei einer Nettoverschuldung von 20 Prozent, immer bezogen auf das BIP. Diese Grenzwerte sind im Fall der USA erreicht, bzw. überschritten.
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    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
    Von der Wahlparty zur Jahresend-Rallye? Ein weiterer, sehr starker Tag für die Bullen in den USA. Der S&P 500 konnte über sein letztes Hoch aus dem Frühjahr ansteigen und stieß in einen Bereich vor, der zuletzt im März 2002 gesehen wurde. Der Dow war mit plus 1,8 Prozent ebenfalls …