IPO von Flugtaxi-Start-up
Thelen zu Lilium: "bin mehr denn je von Management und Technologie überzeugt"
Tech Investor Frank Thelen sieht den SPAC-IPO des Flugtaxi-Start-ups Lilium als einen wichtigen Schritt für das Unternehmen und die Branche. Doch die Kritiker wollen einfach nicht verstummen. Droht ein Nikola der Lüfte?
Seit einer Woche ist das deutsche Flugtaxi-Start-up Lilium an der US-Technologiebörse Nasdaq gelistet. Das Jungunternehmen aus dem bayerischen Weßling bei München war durch die Hintertür an die Börse gegangen. Dazu fusionierte Lilium mit Qell, einem leeren Börsenmantel.
Lilium entwickelt einen batterieelektrischen Senkrechtstarter, der nach eigenen Angaben mit einem Piloten und sechs Passagieren bei einer maximalen Geschwindigkeit von 280 km/h über 250 Kilometer weit fliegen kann. Dazu besitzt der Lilium Jet 36 schwenkbare elektrische Mantelpropeller.
"Der erfolgreiche Börsengang von Lilium ist ein wichtiger Schritt für das Unternehmen und für die Urban Air Mobility Branche. Ein so großes Vorhaben, wie Lilium es verfolgt, erfordert enormen Kapitaleinsatz. SPACs bieten innovativen Teams die Möglichkeit, ihre großen Ideen am freien Kapitalmarkt zu finanzieren", so Frank Thelen im Gespräch mit wallstreet:online.
Thelen, der mit seinem Venture Capital Unternehmen Freigeist Capital in Lilium investiert hat, ist "mehr denn je von dem Management und der Technologie überzeugt. Jetzt startet die nächste Phase der Entwicklung hin zum kommerziellen Start."
Doch in der Vergangenheit hatte es immer wieder Kritik an Lilium gegeben. So hatte ein namentlich nicht genannter Luftfahrtingenieur im Fachmagazin Aerokurier anhand von umfangreichen Berechnungen behauptet, "dass die von Lilium postulierten Leistungsdaten (...) mit dem heutigen Stand der Technik unmöglich sind. Sie sind nicht einmal annähernd zu realisieren, vielmehr bleibe für das voll einsatzfähige Fluggerät (. . .) eine Flugzeit von wenigen Minuten und eine Reichweite unter 20 Kilometer." Die Energiedichte heutiger Lithium-Ionen-Akkus sei einfach zu gering.
Zwei Universitätsprofessoren hatten die Rechnung des Ingenieurs überprüft und waren zu einem ähnlichen Ergebnis gekommen: "Lilium kann so nicht funktionieren. Was seine Entwickler behaupten, ist gegen die Physik."
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Andreas Bardenhagen, Fachgebietsleiter für Luftfahrzeugbau und Leichtbau an der TU Berlin, sieht dies anders. Die Ziele von Lilium sein zwar "sehr ambitioniert, aber nicht unmöglich", heißt es in einem Artikel, der Anfang 2020 im MIT Technology Review erschien. Allerdings sei dafür eine erhebliche Steigerung der Energiedichte der Akkus nötig.
Bisher gibt es zu mindestens mehrere Videos, die den Lilium Jet ohne Gepäck und Passagiere 90 Sekunden im Vertikalflug zeigen. Videos vom Vorwärtsflug des batterieelektrischen Kleinflugzeuges gibt es bisher nicht.
Die Lilium-Aktie gewann innerhalb einer Woche fast 13 Prozent hinzu. Aktuell kostet ein Anteilsschein 10,88 US-Dollar (Stand:22.09.2021, 12:33 Uhr):
Autor: Ferdinand Hammer, wallstreet:online Zentralredaktion