Treiben die Analysten die Rally? - Seite 2
Der alleinige Blick auf die Gewinnsteigerungen ist derzeit also irreführend. Das gilt umso mehr, wenn wir nur – wie in der Grafik oben – die Werte des Gesamtjahres betrachten. Daher hier ein ähnlicher Vergleich für die Werte des abgelaufenen ersten Quartals:
Quelle: eigene Darstellung nach Daten von FactSet
Hier habe ich Analystenschätzungen am Beginn und am Ende des Quartals gegenübergestellt. In diesem Zeitraum haben die Analysten zwar mehr Umsatz erwartet, aber weniger Gewinne. Wenn aber die Erwartungen für das erste Quartal gefallen sind, die für das Gesamtjahr aber deutlich gestiegen, dann bedeutet das, dass die Werte für die folgenden Quartale entsprechend angehoben wurden.
Wird der positive Trend wieder einmal nur fortgeschrieben?
Und genau das kann man gut in der weiteren Zeitreihe der Schätzungen erkennen:
Quelle: eigene Darstellung nach Daten von FactSet
Lesen Sie auch
Der scheinbare Rückgang des Wachstums gegenüber 2021 ist noch erklärlich: Da die Vergleichswerte von 2020 aufgrund der Corona-Pandemie sehr gering waren, fielen die Anstiege 2021 entsprechend hoch aus. Und gegenüber diesen höheren Vergleichswerten von 2021 wirken die Zunahmen von 2022 gering. Sie liegen aber etwa im langjährigen Durchschnitt, sind also plausibel.
Allerdings fällt auf, dass nach moderaten Wachstumswerten im 1. und 2. Quartal die folgenden Quartalswerte einen deutlichen Sprung machen. Im Detail lässt sich nicht nachvollziehen, warum die Analysten z.B. für das 3. Quartal so auffallend optimistischer sind als für die beiden vorangehenden. Vermutlich erwarten sie, dass die diversen wirtschaftlichen Probleme in der zweiten Jahreshälfte abklingen.
Die Analysten und ihre Kursziele
Doch das könnte ein Fehlschluss sein. Und womöglich erleben wir dann eine ähnliche Diskrepanz zwischen Schätzungen und Ist-Werten wie während der Finanz- und der Corona-Krise. Dazu der folgende Chart von FactSet, der außerordentlich aufschlussreich ist:
Hier sehen Sie den Verlauf des S&P 500 (hellblau, gestrichelt) im Vergleich zu den Schätzwerten der Analysten zum Indexstand für die kommenden 12 Monate (dunkelblaue Kurve). Für einen besseren Vergleich wurde die dunkle Schätzkurve 12 Monate nach vorn verschoben.
Danach haben die Analysten den Stand des S&P 500 von Ende Februar genau getroffen – denn damals kreuzten sich beide Kurven. Das kommt immer wieder mal vor, aber generell weichen beide Kurven mehr oder weniger stark voneinander ab. Allerdings stimmen in anhaltenden Trends die Schätzungen der Analysten mit dem tatsächlichen Verlauf ganz gut überein, wie man sieht.
Diskutieren Sie über die enthaltenen Werte
Aktuelle Themen
Weitere Artikel des Autors
ANZEIGE
Broker-Tipp*
Über Smartbroker, ein Partnerunternehmen der wallstreet:online AG, können Anleger ab null Euro pro Order Wertpapiere erwerben: Aktien, Anleihen, 18.000 Fonds ohne Ausgabeaufschlag, ETFs, Zertifikate und Optionsscheine. Beim Smartbroker fallen keine Depotgebühren an. Der Anmeldeprozess für ein Smartbroker-Depot dauert nur fünf Minuten.
Lesen Sie das Buch von Sven Weisenhaus*:
* Wir möchten unsere Leser ehrlich informieren und aufklären sowie zu mehr finanzieller Freiheit beitragen: Wenn Sie über unseren Smartbroker handeln oder auf einen Werbe-Link klicken, wird uns das vergütet.
ANZEIGE