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     3451  0 Kommentare Ich habe es noch einmal versucht

    Die größte Hausse der letzten 25 Jahre

    Am Montag habe ich es noch einmal versucht. Und zwar auf das zu setzen, was mir in den letzten 25 Börsenjahren am vertrautesten geworden und gewesen ist. Auf die größte und längste Hausse zu setzen, die ich in meinem Leben bisher erlebt habe. Am Montag habe ich noch einmal eine langlaufende Bundesanleihen gekauft.

    Seit die Fed in den USA im Jahr 1979 unter der Regie von Paul Volcker mit einer extremen Hochzinspolitik die Inflation gebrochen hat, sind die Zinsen kontinuierlich gefallen und spiegelbildlich die Kurse der Festverzinslichen gestiegen – je stärker, umso länger die Laufzeit. Am besten waren jedoch Zeros, also abgezinste Anleihen. Das Besondere daran bestand auch darin, dass in jedem Jahr erneut die Analysten vor steigenden Zinsen gewarnt und angemahnt haben, nur kurze und mittlere Laufzeiten zu kaufen. Ich habe 25 Jahre das Gegenteil davon gemacht – und bis auf 1994 fast immer Recht gehabt.

    Jetzt sieht es leider danach aus, dass das Spiel langsam zu Ende geht. Wir liegen derzeit bei einer Rendite von 4,1 % für die Bundesanleihe bis 2034. Doch was soll eigentlich passieren? Die Wirtschaft wird in Zukunft eher wieder weniger als mehr wachsen aus meiner Sicht. Das deflationäre Szenario bleibt uns erhalten.

    Das alles ist Teil dessen, was ich „die Rückkehr zum klassischen Szenario“ genannt habe. In der Zeit vor den Weltkriegen und der sich anschließenden Inflationsperiode, also im „klassischen Zeitalter“, war die Zeit durchaus vergleichbar mit heute. Und das bedeutet: starke Ausweitung des Welthandels, verschärfte Konkurrenzsituation, Druck auf die Preise, niedrige Zinsen. Die große Sorge der Klassiker der Ökonomie war nicht die Inflation, sondern der konkurrenzbedingte tendenzielle Fall der Profitrate.

    Im Moment klingt das noch etwas aus der Zeit. Doch als Börsianer sollte man stets versuchen, der Zeit etwas voraus zu sein, denke ich.

    berndniquet@t-online.de


    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Ich habe es noch einmal versucht Die größte Hausse der letzten 25 Jahre Am Montag habe ich es noch einmal versucht. Und zwar auf das zu setzen, was mir in den letzten 25 Börsenjahren am vertrautesten geworden und gewesen ist. Auf die größte und längste Hausse zu setzen, …