Bullen - wackeln oder fallen?

Schwache Vorstellung der Aktien-Bullen gestern – nachdem am Montag die Technologie noch den Eindruck erweckte, sie wolle nun nachziehen und in der Performance zu den breiten Indices aufschließen, fiel sie gestern wieder zurück. Die Umsätze ermäßigten sich gleichzeitig auf unterdurchschnittliches Niveau, besonderer Verkaufsdruck kam mit den fallenden Kursen insgesamt nicht auf.

Texas Instruments hatte am Montag nach Börsenschluss gemeldet, dass die Gewinn- und Umsatzprognose für das erste Quartal nach unten korrigiert werden muss. Begründet wird das mit einer schwächer als erwarteten Nachfrage nach der DLP-Technologie (Digital Light Processing) für Fernsehgeräte und Projektoren. Hätte der weltgrößte Hersteller von Mobiltelefon-Chips die Rücknahme der Prognose mit einer schwächer als erwarteten Entwicklung in eben diesem Bereich gemeldet, wäre die Reaktion des Marktes anders ausgefallen. So hielt sich jedoch der Flurschaden in Grenzen. Selbst mit der TI-Aktie wurde vergleichsweise gnädig umgegangen.

Ein weiteres Argument, nach dem Arbeitsmarkt-Hype vom vergangenen Freitag etwas Geld vom Tisch zu nehmen, war der munter weiter steigende Ölpreis. Der Öl-Future macht sich in Richtung 55 Dollar auf. Schneestürme an der Ostküste der USA bieten den Ölbullen einmal mehr die Chance, zuzulangen. Zwar wurde der iranische Ölminister Bijan Namdar Zanganeh mit den Worten zitiert, die OPEC würde ein falsches Signal senden, wenn sie auf ihrer Sitzung am 16. März eine Drosselung der Produktion beschließen sollte. Aber im Vorfeld des heutigen Ölmarktberichts erwarten die Auguren neben einer leichten Steigerung bei den Rohölvorräten, eine spürbare Reduktion der Lagerbestände für Benzin und Destillate.

Die Aktienbullen haben die Ölpreis-Entwicklung bislang bemerkenswert gut weggesteckt. Sollte sich jetzt zeigen, dass der Future in der über ihm liegenden Widerstandszone stecken bleibt und dann den Rückwärtsgang einlegt, so könnte das den Bullen einen Befreiungsschlag erleichtern.

In der amerikanischen Presse ist zu lesen, die relative Schwäche der Technologie sei kein Hinderungsgrund für eine Aktienrallye. Solche „dieses Mal ist es anders“-Argumente offenbaren häufig eine gefährliche Ignoranz. Mag sein, dass schnelle Aufwärtsbewegungen in den Märkten zwar ohne Beteiligung der Technologie beginnen können, aber etwas Nachhaltigeres wird stets nur dann daraus, wenn sie in einem relativ frühen Stadium die Führung übernimmt.