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     2882  0 Kommentare 40 Prozent in 6 Monaten

    Argentinien wieder kreditfähig?

    Ich erinnere mich noch gut an ein Gespräch mit einem österreichischen Vermögensverwalter, als ich Anfang des Jahres in Zürich auf dem Kapitalanlegerforum war. Wir sprachen über Argentinien-Anleihen. Ich meinte, man müsse diese unbedingt halten, denn das Abfindungsangebot würde sicher noch einmal verbessert werden. Und selbst wenn nicht, dann wäre es trotzdem – und entgegen aller öffentlichen Meinung – gar kein so schlechtes Angebot. Er hingegen war rabenschwarz pessimistisch und riet, alle Argentinien-Anleihen sofort zu verkaufen.

    Damals standen Argentinienanleihen etwa bei 25 (Prozent des Nennwertes). Das Umtauschangebot lautete: Bis zum Nominalwert von 25.000 Euro werden die Bonds 1:1 umgetauscht in extrem niedrigverzinsliche und super langlaufende neue Anleihen. Ich habe damals prognostiziert, dass diese Bonds bei günstigen Finanzmarktbedingungen auf bis zu 50 steigen könnten. Der Österreich-Magister hingegen versteifte sich auf ein Kursziel von 9.

    Heute habe die Abrechnung meiner ersten umgetauschten Anleihen bekommen. Sie sind bereits frei handelbar und notieren gegenwärtig etwas über 35. Wer also damals gekauft und das Angebot angenommen hat, der hat in knapp sechs Monaten 40 Prozent verdient. Nicht schlecht, denke ich. Und derzeit wird bereits gemunkelt, dass Argentinien durchaus bald wieder auf den internationalen Kapitalmarkt zurückkehren könnte.

    Nehmen Sie es bitte nicht als Kaufempfehlung, aber ich gehe von meinem Kursziel von 50 für die nächste Zeit nicht ab. Und wer noch weiter durchhält – wer weiß? Derzeit fange ich an, mich von allen Anleihen, die deutlich über pari stehen, langsam zu trennen. Denn bis zur Rückzahlung müssen sie dieses steuerfreie Aufgeld zwangsweise abbauen. Außer Argentinien gibt es nichts mehr, was heute noch unter pari steht. Da kann ich irgendwie nicht widerstehen. Sehr gespannt bin ich auch, was mit den nicht umgetauschten Argentinien-Anleihen passiert. Derzeit notieren diejenigen, die noch nicht die Fälligkeit erreicht haben, etwa bei 27 bis 28. Hier bin ich eher skeptisch, aber wer weiß, was noch alles passiert.


    Während der Sommerferien wird Bernd Niquet seine Kolumnen von drei Mal wöchentlich auf zwei pro Woche reduzieren.

    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    40 Prozent in 6 Monaten Argentinien wieder kreditfähig? Ich erinnere mich noch gut an ein Gespräch mit einem österreichischen Vermögensverwalter, als ich Anfang des Jahres in Zürich auf dem Kapitalanlegerforum war. Wir sprachen über Argentinien-Anleihen. Ich …