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     4533  0 Kommentare Allein durch „harte Arbeit“ wird niemand reich

    Ist „harte Arbeit“ das Erfolgsgeheimnis? Wäre harte Arbeit das Rezept für Reichtum, dann gäbe es auf der Welt mehrere Milliarden Superreiche.

    Sozialneider glauben, Reiche seien reich, weil sie das Geld den Armen weggenommen hätten. Das ist offensichtlich Unsinn. Denn die Zahl der Milliardäre auf der Welt hat sich in den letzten Jahrzehnten vervielfacht, während die Zahl der armen Menschen auf der Welt so stark gesunken ist wie nie zuvor in der Geschichte (1981 waren noch 43% der Weltbevölkerung extrem arm, heute sind es weniger als 9%).

    Die Gegenposition lautet: Reiche sind reich, weil sie hart dafür gearbeitet haben. Aber auch das glaube ich nicht, und ich will begründen, warum. Zunächst: Was ist „harte Arbeit“? Im Internet habe ich Wortsynonyme gesucht und Folgendes gefunden:

    „hart arbeiten (Hauptform); arbeiten wie ein Pferd; bis zur Erschöpfung arbeiten; (sich) (mächtig) ins Geschirr legen; (sich) (mächtig) ins Zeug legen; rackern; schwer arbeiten; viel arbeiten; ackern (ugs.); malochen (ugs.).“

    Ich finde, das klingt alles nicht sehr attraktiv. Zunächst zu meiner eigenen Erfahrung: Ich habe in meinem Leben genau fünf Wochen lang hart gearbeitet. In der zwölften Klasse hatte ich keine Lust mehr, die Schule zu besuchen, und brach vorzeitig ab. Ich arbeitete drei Wochen am Hauptbahnhof in Darmstadt – meine Aufgabe war es, Pakete in Zugwaggons zu stapeln. Um zu den Gleisen zu kommen, musste man eine Wendeltreppe hinuntersteigen, und an die unverputzte Wand hatte jemand mit weißer Kreide geschrieben: „Zur Hölle“. Ich dachte: Das trifft es gut.

    Danach versuchte ich es noch zwei Mal mit „harter Arbeit“: In einer Fabrik hielt ich es eine Woche aus, bekam dann aber Magenschmerzen. Auch in einem Büro ging es mir nicht besser und ich brach ebenfalls nach einer Woche ab. Ich entschloss mich, lieber doch das Abitur zu machen, damit ich danach studieren könnte. Ein Hauptmotiv war damals: „Nie mehr hart arbeiten“.

    Viele Menschen denken, ich müsse heute sehr hart arbeiten, weil ich eine Menge Geld verdient habe und darüber hinaus zwei Doktorarbeiten und weitere 27 Bücher geschrieben habe. In diesem und im vergangenen Jahr habe ich in insgesamt 30 Ländern Vorträge gehalten. Viel Arbeit? Ja.

    Aber der Begriff „harte Arbeit“ würde mir bei meiner Tätigkeit ebenso wenig einfallen wie einer Freundin von mir, die begeisterte Reiterin ist und einen Großteil ihrer Zeit mit ihren Pferden verbringt. Auch ein Bekannter von mir, der viel Zeit mit seiner Briefmarkensammlung verbringt, würde sein zeitaufwendiges Hobby wohl kaum als „harte Arbeit“ bezeichnen. Eine Tätigkeit, die dich richtig begeistert, empfindest du nicht als „harte Arbeit“.

    Ich arbeite nicht wenig, aber vermutlich auch nicht viel mehr als die meisten Menschen. Ich mache jeden Tag ausgiebig Mittagsschlaf und nach 19 Uhr arbeite ich selten, sondern verbringe lieber Zeit mit meinen Freundinnen oder schaue TV. Ich glaube nicht, dass „harte Arbeit“ der Schlüssel zum Reichtum ist.

    Zwar arbeiten Reiche in der Tat mehr als der Durchschnitt der Bevölkerung – insofern haben diejenigen Recht, die glauben, Reiche seien oft sehr fleißige Menschen. In einer Befragung von 472 reichen Deutschen (Durchschnittsnettovermögen 2,3 Millionen Euro) für die Studie „Wege zum Reichtum“ zeigte sich, dass der Mittelwert der faktischen Durchschnittsarbeitszeit pro Woche bei Reichen 46 Stunden beträgt, in der Mittelschicht dagegen 39 Stunden. Das heißt: Reiche arbeiten 18 Prozent mehr als Angehörige der Mittelschicht. Dies kann nicht erklären, warum das Vermögen der Befragten in dieser Studie mehr als vierzig Mal höher war als beim Durchschnitt der Bevölkerung.

    Ich bin fest davon überzeugt, dass es eine Menge Menschen mit niedrigem Einkommen gibt, die wesentlich länger und härter arbeiten als viele Superreiche. Manchmal haben sie sogar zwei oder drei Jobs und nur wenig Freizeit – oder leisten körperliche Schwerstarbeit. Wäre harte Arbeit das Rezept für Reichtum, dann wären diese Menschen superreich. Und es gäbe auf der Welt mehrere Milliarden Superreiche.

    Ich glaube auch nicht, dass Glück, Zufall, Erbschaften oder soziale Ungerechtigkeiten der Grund sind, warum manche Menschen sehr viel reicher sind als andere. Was ist das wirkliche Geheimnis? Ich habe darüber viel geforscht und geschrieben, und ich würde mich freuen, wenn wir uns bei meinem Seminar am 22. September in Berlin kennenlernen, wo ich mehr darüber berichte. Hier können Sie sich anmelden.


    Rainer Zitelmann
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    Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker, Politikwissenschaftler und Soziologe - und zugleich ein erfolgreicher Investor. Er hat zahlreiche Bücher auch zu den Themen Wirtschaft und Finanzen* geschrieben und herausgegeben, viele davon sind in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. * Werbelink
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    Verfasst von Rainer Zitelmann
    Allein durch „harte Arbeit“ wird niemand reich Ist „harte Arbeit“ das Erfolgsgeheimnis? Wäre harte Arbeit das Rezept für Reichtum, dann gäbe es auf der Welt mehrere Milliarden Superreiche.

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