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    Marktkommentar  193  0 Kommentare Jörg Angelé (BANTLEON): Eurozone - Schlimmster Preisschub bei Nahrungsmitteln seit 70 Jahren läuft aus

    In der Eurozone gibt es zahlreiche Anzeichen für eine Fortsetzung des Disinflationstrends bei den Verbraucherpreisen für Nahrungsmittel.

    23.11.2023 -

    Kumulation exogener Schocks führte zu Preisexplosion bei Nahrungsmitteln

    In Sachen Kaufkraftentzug wurde den Konsumenten in der Eurozone in den vergangenen Jahren einiges abverlangt. Die Verbraucherpreise sind gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) von Ende 2020 bis Oktober 2023 um 18,4% in die Höhe geschnellt. Besonders brutal fiel der Anstieg bei den Preisen für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke aus. Hier beträgt das Plus im genannten Zeitraum 26,8%. Die Vorjahresrate erreichte mit 17,5% im März dieses Jahres den höchsten Wert seit 70 Jahren.

    Ausschlaggebend für die Preisexplosion bei Nahrungsmitteln waren im Wesentlichen drei Faktoren. An erster Stelle sind die infolge von Pandemie, Ukraine-Krieg und Wetterereignissen aufgetretenen Lieferengpässe zu nennen, welche die Preise in die Höhe trieben. Zweitens sahen sich viele Produzenten in den vergangenen Quartalen mit massiv gestiegenen Rohstoff-, Energie- und Transportkosten konfrontiert. Diese wurden zu einem grossen Teil über höhere Preise an die Konsumenten weitergegeben. Wenn dies nicht möglich war, wurde oftmals die Produktion gedrosselt oder sogar gestoppt. Die dadurch ausgelöste Angebotsverknappung führte ebenfalls zu steigenden Preisen. Drittens schliesslich nutzten zahlreiche Hersteller und Händler das Hochinflationsumfeld, um ihre Margen kräftig auszuweiten. Das belegen Untersuchungen unter anderem von der Europäischen Zentralbank (EZB), dem ifo-Institut und dem WSI.

    Vor diesem Hintergrund ist die Hoffnung nicht unberechtigt, beim leidigen Thema Schuldentragfähigkeit hätte sich die Lage entspannt. Das spiegelt sich auch in der Entwicklung an den Kapitalmärkten wider. Der Risikoaufschlag italienischer Staatsanleihen mit 10-jähriger Restlaufzeit gegenüber entsprechenden Bundesanleihen hat sich seit Herbst letzten Jahres von 250 Bp auf zwischenzeitlich 160 Bp reduziert. Erst in jüngster Zeit kam es wieder zu einer Ausweitung auf 200 Bp.

    Preisschub läuft aus

    Seit Frühjahr dieses Jahres hat sich die Situation jedoch deutlich entspannt. Zwischen März und Oktober sind die Nahrungsmittelpreise nur noch um 1,0% gestiegen. Die Vorjahresrate ist dementsprechend von 17,5% auf 7,5% zurückgegangen. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Indizien dafür, dass der Preisauftrieb weiter nachlassen wird. Bei einigen Produkten dürfte es sogar zu Preisrückgängen kommen.

    Bei Butter ist das bereits der Fall. Im vergangenen Monat mussten Konsumenten in der Eurozone 10,3% weniger für den Brotaufstrich bezahlen als vor einem Jahr. In Deutschland betrug das Minus sogar 27,5%. Der Hauptgrund dafür sind die stark gesunkenen Preise für Milch auf Erzeugerebene: Deutsche Milchbauern erhielten im Oktober 32,4% weniger Geld für ihre Ware als vor einem Jahr. In den kommenden Monaten dürfte sich dies bei weiteren Milchprodukten in rückläufigen Preisen in den Supermarktregalen niederschlagen.

    Die Preise für Fleisch sollten Mitte 2024 im Vorjahresvergleich ebenfalls sinken. Darauf deutet unser Modell auf Basis der Entwicklung von Grosshandelspreisen sowie saisonaler Effekte hin.

    Hoffnung auf sinkende Preise dürfen sich Konsumenten darüber hinaus bei Brot, Pasta und Pizza sowie bei Pflanzenölen – ausser bei Olivenöl – machen. Hintergrund sind stark rückläufige Erzeugerpreise für Weizen sowie Sonnenblumen- und Rapsöl. Deren Preise hatten sich im Zuge von Pandemie und Ukraine-Krieg teils verdreifacht. Seit dem Frühjahr 2022 sind sie jedoch wieder um bis zu 60% gesunken. Olivenöl wird infolge der diesjährigen Olivenmissernte dagegen noch längere Zeit erheblich teurer bleiben als in den vergangenen Jahren.

    Bei Gemüse und Obst zeichnet sich ebenfalls ein spürbar nachlassender Preisauftrieb ab. Eine Reihe ungünstiger Wetterereignisse hatte hier zu einem ungewöhnlich starken Anstieg der Preise im laufenden Jahr geführt: Zunächst ein Kälteeinbruch in Nordafrika und auf der iberischen Halbinsel im 1. Quartal, dann Unwetter und Überschwemmungen im Frühjahr 2023 in Italien.

    Die breitangelegte Entspannung bei den Nahrungsmittelpreisen spiegelt sich auch in den deutschen Erzeugerpreisen für Agrargüter wider. Die entsprechende Vorjahresrate lag im September bei -11,5%. Vor diesem Hintergrund ist es plausibel, dass die Nahrungsmittelpreisinflation in Deutschland zu Beginn des kommenden Jahres sogar negativ wird.

    (...)

    Erfahren Sie mehr im ausführlichen Artikel "Eurozone - Schlimmster Preisschub bei Nahrungsmitteln seit 70 Jahren läuft aus", mit vielen Grafiken.




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