Neuer Smart Investor ist da
Turnaround-Aktien: Fiverr, Impala und Braskem
In der neuen Smart-Investor-Ausgabe dreht sich alles um die Turnaround-Aktien: Nach schwerer Baisse zeigen einige Branchen Anzeichen einer Bodenbildung. Lesen Sie mehr in Smart Investor 12/2023!
Während eine große Korrektur auf den Gesamtmärkten immer noch auf sich warten lässt, ist sie in einigen Nischen seit Längerem im Gange. Interessanterweise sind einige der ganz großen Verlierer unter den Gewinnern der ehemaligen Corona-Hysterie zu finden. Aktien von Zoom (Videokonferenzen) und Teladoc (Telemedizin) waren die Stars dieser trüben Tage und sind inzwischen mit Kursverlusten von um die 90 Prozent auf dem Boden der "alten Normalität" gelandet.
Connecter mit Quasimonopolambitionen
Aber auch Unternehmen mit langfristig tragfähigem Geschäftsmodell befinden sich unter den gefallenen Engeln – so etwa die israelische Fiverr, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Freelancer im
IT-Bereich mit potenziellen Auftraggebern in Kontakt zu bringen. Egal, ob eine Privatperson oder ein Unternehmen ein Logo erstellen lassen möchte, eine Marketingkampagne, ein Video, eine
Bildbearbeitung oder eine Suchmaschinenoptimierung – bei Fiverr wird man fündig. Rund 80.0000 Freelancer sind dort registriert und über einen Algorithmus werden dem Auftraggeber die geeignetsten
Kandidaten vorgeschlagen. Besonders charmant dabei ist, dass es sich bei diesem Geschäft um ein sogenanntes Plattformmodell handelt: Jeder weitere Kunde oder Freelancer erhöht den Nutzen und damit
den Wert der Plattform und vergrößert den Burggraben zu potenziellen Wettbewerbern. Ab einem gewissen Punkt, den Google, Amazon oder Facebook in anderen Segmenten bereits erreicht haben, ist es für
neue Wettbewerber kaum noch möglich, in den Markt einzutreten, und die Platzhirsche können ihr Quasimonopol monetarisieren.
Dementsprechend reagierte der Markt in den Jahren 2020 und 2021 sehr euphorisch, als sich die Umsätze des Unternehmens jeweils knapp verdoppelten und den Fiverr-Kurs im Februar 2021 auf über 300
EUR trieben. Inzwischen hat sich das Wachstum erheblich verlangsamt und der Kurs ist um über 90 Prozent auf etwa 20 EUR eingebrochen. Das ist weniger als beim Börsengang 2019, als die Umsätze nur
ein Viertel der heutigen betrugen und Verluste ausgewiesen wurden, wo heute eine schwarze Null steht. Dass trotz einer Bruttomarge von 82 Prozent noch keine höheren Gewinne erzielt werden,
liegt an den hohen Ausgaben für Marketing und Weiterentwicklung der Plattformtechnologie. Werden diese zurückgefahren und wachsen die Umsätze zugleich weiter, hat das Unternehmen das Potenzial,
hochprofitabel zu werden. Langfristig könnte Fiverr einer der größten Profiteure geopolitischer Unsicherheit und des Trends hin zu sklerotischen Wohlfahrts- und Hochsteuerstaaten im Westen sein:
Denn junge hochmobile Arbeitskräfte in den betroffenen Ländern, besonders aus dem IT-Sektor, bekommen nun die Chance, von überall aus zu arbeiten. Und sie nutzen diese Chance in zunehmendem Maße,
gerne auch von Steueroasen oder Ländern mit niedrigen Lebenshaltungskosten aus. Belastet haben zuletzt Überlegungen, dass verschiedene Formen Künstlicher Intelligenz die bei Fiverr angebotenen
Dienstleistungen teilweise ersetzen könnte.
Platin im Schatten von Gold
Traditionell hat das Edelmetall Platin immer mit einem Aufschlag zu Gold notiert. Historisch lag dieser im Schnitt bei etwa 20 Prozent. Gleichzeitig wird Gold weltweit etwa 13-mal so viel wie das
seltenere Platin gefördert, das praktisch nur an zwei Orten in großen Mengen zu finden ist: im südlichen Afrika und in Russland. Doch derzeit notiert Platin mit einem rekordverdächtigen
60-prozentigen Abschlag auf Gold. Gründe dafür sind schnell gefunden: Einerseits nimmt der Trend hin zur Elektromobilität einen Teil der Nachfrage vom Markt, da Katalysatoren in Verbrennungsmotoren
etwa 40 Prozent der weltweiten Platinnachfrage ausmachen. Aktuell kommen andererseits die Schwäche der europäischen Automobilindustrie und die Massenstreiks bei den großen US-Herstellern
hinzu. Trotzdem dürfte der gegenwärtige Abschlag übertrieben sein. So könnte sich das von Bürokraten geplante Aus für den Verbrenner wesentlich länger hinziehen als gemeinhin angenommen und die
Streiks in den USA dürften spätestens 2024 enden. Zukünftige Anwendungen wie die Brennstoffzelle benötigen darüber hinaus noch wesentlich größere Mengen an Platin als der klassische Diesel.
Dementsprechend können Anleger nun damit beginnen, Platinproduzenten wie Impala Platinum wieder auf die Einkaufsliste zu setzen. Die Südafrikaner verloren seit den 2022er-Hochs etwa drei Viertel
ihres Börsenwerts und haben derzeit nur noch eine Marktkapitalisierung, die in etwa dem 2021er-Gewinn entspricht. Von einer Erholung der Platinpreise sollte Impala trotz aller hausgemachter
Probleme in Südafrika überproportional profitieren. Neben Platin fallen bei Impalas Produktion noch Palladium und Rhodium als Beiprodukte an. Diese Metalle haben sogar noch größeres Aufholpotenzial
als Platin. Neben den Minen bei Johannesburg besitzt Impala auch noch zwei Liegenschaften in Simbabwe – ein politisches Risiko besteht also durchaus.
Brasilianischer Chemieriese im konjunkturellen Tal
Als Lateinamerikas größter Chemiekonzern operiert….
Autor: Thomas Steinhauser
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