Megafusion?
Deutsche Bank prüft Zusammenschluss mit Commerzbank oder ABN Amro
Es gärt wieder im deutschen Bankensektor. Nachdem die Übernahme der Commerzbank durch die Deutsche Bank vor vier Jahren gescheitert ist, laufen aktuell neue Spekulationen.
- Deutsche Bank intensiviert Überlegungen für mögliche Übernahmen von Commerzbank und ABN Amro Bank
- Informelle Gespräche mit potenziellen Beratern über mögliche Kombinationen finden statt
- Hohe Hürden und geringe Chancen für eine Megatransaktion aufgrund niedriger Bewertung und uneinheitlicher Bankenregeln in Europa
Die Deutsche Bank hat in letzter Zeit ihre internen Überlegungen über mögliche Übernahmen von europäischen Kreditinstituten wie der Commerzbank und der ABN Amro Bank intensiviert, da ihr Vorstandsvorsitzender Christian Sewing nach Möglichkeiten sucht, die Bewertung seines Instituts zu verbessern.
Szenarien, die Sewing in den letzten Monaten diskutiert hat, drehten sich um eine Handvoll europäischer Banken, wobei der deutsche Rivale und der niederländische Kreditgeber zu den attraktiven Zielen zählten, erklärten mit der Angelegenheit vertraute Personen gegenüber Bloomberg. Die informellen Gespräche mit potenziellen Beratern über mögliche Kombinationen finden zu einer Zeit statt, in der Deutschlands größte Bank wächst und Synergien nutzen will.
Die Deutsche Bank habe weder eine Investmentbank formell beauftragt, sie bei der Suche nach einem Deal zu unterstützen, noch habe sie Gespräche mit einem der europäischen Kreditgeber geführt, die auf ihrer Liste potenzieller Ziele stehen, hieß es. Die Bank prüfe ständig mögliche Transaktionsszenarien, sagte eine der Personen.
Es gebe erhebliche Hürden für jede mögliche Verbindung, und die Chancen, dass eine Megatransaktion letztendlich zustande komme, seien derzeit gering, sagten die Personen. Im Weg stehen nicht nur die niedrige Bewertung der Deutschen Bank selbst sondern auch die uneinheitlichen Bankenregeln in Europa.
Abschreibungen wären teuer
Nach den derzeitigen Standards müsste eine übernehmende Bank die Aktiva und Passiva des Zielunternehmens zum aktuellen Marktwert neu bewerten. Dies könnte zu erheblichen Abschreibungen auf Kredite führen, auch wenn diese bis zur Fälligkeit gehalten werden. Eine Übernahme der Commerzbank durch einen beliebigen Käufer würde nach Schätzungen der Beteiligten wahrscheinlich zu einem Abschlag von deutlich über zehn Milliarden Euro führen.
Die Deutsche Bank hat derzeit einen Börsenwert von rund 25 Milliarden Euro, die Commerzbank von rund 14 Milliarden Euro und ABN Amro von zwölf Milliarden Euro. Der Aktienkurs der Deutschen Bank notiert im Mittagshandel 0,5 Prozent niedriger, für die Commerzbank geht es 1,7 Prozent aufwärts und für ABN Amro im Amsterdam 1,4 Prozent aufwärts.
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Der Aufsichtsratsvorsitzende Alexander Wynaendts sagte im November, dass die Deutsche Bank bereit für Deals sei, ihre Strategie hänge davon aber nicht ab. Der niedrige Aktienkurs des Kreditgebers ist jedoch selbst ein abschreckender Faktor, da er die Kosten einer Übernahme für die bestehenden Aktionäre in die Höhe treibt.
Im Jahr 2019 hatten die beiden Banken bereits Fusionsgespräche geführt, die letztendlich aufgrund der damit verbundenen Risiken, des Widerstands der Aktionäre und der Bedenken der Arbeitnehmervertreter gescheitert sind.
Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Zentralredaktion
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