"Mutter aller Schocks"
Ölpreise werden steigen, sagt Rogoff – Erholung von Krise dauert Jahre
Die Pandemie und der Ukraine-Krieg haben für heftige Ausschläge bei den Öl- und Benzinpreisen gesorgt. Längerfristig werden die Preise jedoch steigen, erwartet Ken Rogoff.
- Pandemie und Ukraine-Krieg verursachen Preisschwankungen bei Öl und Benzin.
- Langfristig werden die Preise steigen, sagt Ken Rogoff.
- Investitionen könnten Angebotsknappheit beheben, dauert aber Jahre.
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Die Öl- und Benzinpreise befinden sich auf einer Achterbahnfahrt, da das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage infolge der Pandemie die Energiemärkte weiterhin in Aufruhr versetzt, erklärte Kenneth Rogoff, Harvard-Professor und ehemaliger Chefökonom des Internationalen Währungsfonds.
"Wenn es einen Energieschock gibt, können große Preisausschläge notwendig sein, um den Markt zu bereinigen. Und die Pandemie war die Mutter aller Schocks, da sie die größte nachhaltige Veränderung der Nachfrage seit dem Zweiten Weltkrieg verursachte", zitiert Business Insider den Wirtschaftswissenschaftler.
Rogoff verwies auf die Turbulenzen bei den Öl- und Benzinpreisen in den vergangenen Jahren, als die Energiepreise erst im Gefolge der Pandemie einbrachen und dann in die Höhe schnellten, als Russland seine groß angelegte Invasion in der Ukraine begann.
In den letzten Monaten haben sich die Energiepreise entspannt, wobei die Sorte Brent um die 80 US-Dollar pro Barrel gehandelt wird und die Benzinpreise in den USA von knapp fünf US-Dollar je Gallone auf etwa drei US-Dollar gesunken sind. Dies ist vor allem auf die Angst vor einer drohenden Rezession in den USA und deren mögliche Auswirkungen auf die Nachfrage zurückzuführen.
In Zukunft dürften die Öl- und Benzinpreise Rogoff zufolge jedoch wieder steigen – und die Preise weiterhin stark schwanken, da der beispiellose Schock der Pandemie den Markt weiter durcheinanderwirbelt.
"Längerfristig werden die Energiepreise wahrscheinlich steigen, es sei denn, die Investitionen nehmen stark zu, was angesichts der derzeitigen politischen Vorgaben unwahrscheinlich erscheint. Angebots- und Nachfrageschocks werden den Energiemarkt und die Weltwirtschaft höchstwahrscheinlich weiterhin erschüttern", so Rogoff.
Nach Schätzungen der Internationalen Energieagentur ist die weltweite Ölnachfrage im vergangenen Jahr um 2,3 Millionen Barrel pro Tag gestiegen. Bis 2050 könnte die Nachfrage um bis zu 42 Prozent steigen, schätzt die Energy Information Administration (EIA).
Die großen Energiekonzerne investieren viel Geld, um ihre Rohölproduktion zu steigern, und in den USA fanden 2023 Megafusionen im Volumen von mehr als 100 Milliarden US-Dollar statt. Einige Experten warnen jedoch, dass es Jahre dauern könnte, bis diese Investitionen die chronische Angebotsknappheit in der Branche beheben – was bedeutet, dass die Preise vorerst weiter steigen dürften.
Die steigende Nachfrage nach Rohöl war ein Segen für die US-Ölproduzenten, deren Produktion im Jahr 2023 ein Allzeithoch erreichte, da die Unternehmen darum kämpften, den wachsenden Appetit der Welt auf Rohöl zu stillen. Die EIA schätzt, dass die USA im Jahr 2024 durchschnittlich 13,2 Millionen Barrel pro Tag und im Jahr 2025 13,4 Millionen Barrel pro Tag produzieren werden, was zumindest für die nächsten zwei Jahre neue Rekorde bedeutet.
Autor: Ingo Kolf, wallstreetONLINE Zentralredaktion
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