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US-Wirtschaft trotzt Rezessionsängsten – Europa schwach
Regelmäßig blicken die Experten von Moventum AM auf die Märkte und kommentieren das Geschehen.
Der vorsichtige Konjunktur-Optimismus, der noch vor drei Monaten aufblühte, ist verflogen. „Zumindest für Europa und China haben sich die Aussichten wieder eingetrübt“, sagt Carsten Gerlinger, Managing Director und Head of Asset Management bei Moventum AM. „Die USA dagegen erweisen sich als robust, profitieren von Konsumausgaben und der Aktienmarkt von den Zinssenkungsplänen der Fed.“ Insgesamt müssen Anleger in einer sich abschwächenden Weltkonjunktur selektiver agieren.
Die Frühindikatoren deuteten noch im Juni auf ein leichtes Anspringen der Konjunktur in Europa und China hin, rückblickend erwies sich dies als nicht nachhaltig. Dagegen haben sich die Erwartungen für die USA bestätigt. „Mit einem Wachstum von drei Prozent hat die US-Wirtschaft im zweiten Quartal wieder einmal überraschend stark abgeschnitten“, so Gerlinger. „Doch insgesamt schwächt sich das relativ niedrige Wachstum der Weltwirtschaft noch einmal leicht ab.“ In den USA ist jedoch keine Rezession zu erwarten, was in Europa anders aussieht: Hier bewegen sich die großen Volkswirtschaften bereits in oder am Rande einer Rezession.
„Während sich in Großbritannien nach der Parlamentswahl eine gewisse Aufbruchstimmung breitmacht, fehlen im restlichen Europa die politischen Ideen, um das Wirtschaftswachstum zu stimulieren“, sagt Gerlinger. Anders als noch vor drei Monaten erwartet, ist der Dis-Inflation-Trend vor allem in den USA wieder intakt. In der Eurozone bleibt die Dienstleistungsinflation mit mehr als vier Prozent noch hoch. „Das Erreichen der Zentralbankzielwerte von um die zwei Prozent Inflationsrate scheint wieder realistischer zu sein, zumal nun auch eine Entspannung an den Arbeitsmärkten, allen voran in den USA, sichtbar wird“, so Gerlinger.
China leidet unter einer schweren Vertrauenskrise, der Immobilienmarkt steckt weiter tief in der Krise, sodass auch geldpolitische Maßnahmen nicht greifen wollen. Dennoch wird das Wirtschaftswachstum für 2024 auf nahezu fünf Prozent geschätzt. „Doch trotz dieses im Vergleich zu Europa und den USA hohen Wachstums reicht es nicht mehr wie noch vor wenigen Jahren für die Rolle als Lokomotive der Weltwirtschaft“, sagt Gerlinger.
Auch in den USA ist nicht alles eitel Sonnenschein. „Die US-Wirtschaft wird weiterhin von einem starken Konsum getragen, der sich zuletzt im höchsten Anstieg der Einzelhandelsumsätze seit Anfang 2023 äußerte“, so Gerlinger. Aber hohe Kreditkosten, abnehmende Ersparnisse sowie eine höhere Verschuldung dürften auf Dauer klare Grenzen setzen. „Die US-Präsidentschaftswahlen spielen derzeit an den internationalen Aktienmärkten noch eine untergeordnete Rolle“, so Gerlinger. Dies vor allem, weil über das Programm von Kamala Harris noch zu wenig bekannt ist. „Je mehr sich dies ändert und je näher der Wahltag rückt, desto mehr wird dieses Thema auch für die Börsen interessant“, sagt Gerlinger. Sofern eine der Parteien die Mehrheit in beiden Häusern gewinnt, ist von einer Fortsetzung der expansiven Fiskalpolitik auszugehen. Langfristig bliebe dies jedoch kaum ohne negative Folgen für Inflation und die Zinsmärkte.
Die Hoffnungen ruhen nun auf den Zentralbanken, dass diese mit einer notfalls aggressiven Zinssenkungspolitik die erhofften Wachstumsimpulse erzeugen. „Die Aktienmärkte profitieren von der Aussicht auf deutliche Zinssenkungen und notieren nahe ihren Höchstständen“, sagt Gerlinger. „Sie lassen dabei jedoch außer Acht, dass diese hohen Zinssenkungserwartungen eigentlich nur im Falle einer Rezession gerechtfertigt wären. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass wie im Frühjahr wieder ein Großteil der Zinssenkungsphantasie ausgepreist werden muss.“
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