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     1298  0 Kommentare "Der Bulle ist tot"

    „Der Bulle ist tot“ – so lautet die Quintessenz von Walter Bressert, der auf die Zyklusanalyse der Aktienmärkte fokussiert ist. Bezogen auf den Dow stellt er fest: Der Dow hat mit den vor kurzem erreichten Notierungen ein langfristiges Topp erreicht, das einen massiven Widerstand darstellt. Die erste Bestätigung für dieses Szenario werde mit dem Unterschreiten der Marke von 10683 generiert, die zweite gäbe es mit dem Fall unter das Low vom Oktober 2004 bei 9708. Als Zeithorizont für dieses Szenario gibt er Februar 2007 an.

    Interessanterweise sieht Bressert das benannte langfristige Aktien-Topp mit der Spitze des 54-jährigen Kondratieff-Zyklus zusammenfallen.

    Ich möchte bezweifeln, dass die Auswertung von sich über Jahre erstreckende Zyklen zu einer punkt- und taggenauen Prognose führen kann, wie Bressert dies tut. Wichtig erscheint mir aber das große Bild. Und dies fällt zusammen mit eine Reihe anderer Indikatoren, deren Aussage unisono lautet: Die fundamentalen Rahmenbedingungen verschlechtern sich (von hohem Niveau aus), charttechnische Warnhinweise mehren sich.

    Zumindest die nicht auf beiden Augen blinden Aktienbullen verkennen nicht, dass sich die konjunkturellen Rahmenbedingungen eintrüben. Wenn dies in einem Umfeld hoher Kursniveaus geschieht, ist allein schon deshalb die Wahrscheinlichkeit fallender Kurse höher als die steigender. Daher stellen die bullisch eingestellten Akteure entweder darauf ab, dass der Verlust konjunktureller Dynamik nur vorrübergehender Natur ist oder sie fokussieren mit rasch fallendem Zinsniveau verbundene Phantasien.

    Was ist dran an diesen Argumenten?

    Die Rolle der Zinsen wird im Zeitalter des Neoliberalismus und der monetär geprägten Wirtschaftspolitik oft überschätzt. Ein Konjunkturzyklus startet, wenn die Nachfrage höher ist als das Angebot; Zinsen sind hierfür nicht per se ursächlich, sondern lediglich ein (wichtiger) hinzukommender Faktor. So verstärken niedrige Zinsen sicher Wachstumsimpulse, wenn die konjunkturelle Entwicklung ihre Talsohle durchschritten hat. Das heißt aber nicht, dass sinkende Zinsen in einem recht weit fortgeschrittenen Stadium dazu geeignet sind, den Fall des Konjunkturzyklus umzukehren. Sie tragen lediglich dazu bei, seine Geschwindigkeit abzumildern.
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    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
    "Der Bulle ist tot" „Der Bulle ist tot“ – so lautet die Quintessenz von Walter Bressert, der auf die Zyklusanalyse der Aktienmärkte fokussiert ist. Bezogen auf den Dow stellt er fest: Der Dow hat mit den vor kurzem erreichten Notierungen ein langfristiges Topp …