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     3788  0 Kommentare Anklänge an den Crash vom Oktober 1987

    In den Gazetten wird des Crashs im Okt 1987 gedacht. Damals musste der Dow den stärksten Ein-Tage-Einbruch seiner Geschichte verkraften. Die Marktkapitalisierung ging an einem Tag um fast 500 Mrd. Dollar zurück, mehr als das Sozialprodukt Kanadas seinerzeit. Fast 60 Jahre zuvor, am 24. Oktober 1929, am Beginn der Weltwirtschaftskrise, gingen die Aktienkurse „nur" um 15 Prozent zurück.

    Was war dem Oktober 1987 vorausgegangen?

    In den USA ging es seit Beginn der 1980er Jahre wirtschaftlich aufwärts. Steuersenkungen, abnehmende Arbeitslosigkeit und geringe Inflationsrate waren der Rahmen, der Unternehmen und Verbrauchern gefiel. Die Aktienkurse legten kräftig zu, im Januar 1987 stieg der Dow Jones erstmals über 2000. Doch bereits seit 1985 knirschte es im fundamentalen Gebälk. Das Defizit des Staatshaushalts betrug inzwischen 200 Mrd. Dollar, nach 75 Mrd. Dollar Anfang 1981. Das Handelsbilanzdefizit der USA stieg im gleichen Zeitraum von 28 auf 145 Mrd. Dollar. Wenige nur warnten, die USA wirtschafte unter Reagan "über ihre Verhältnisse". Diskutiert wurde viel über Ungleichgewichte und Zwillingsdefizite, aber die Aktienkurse tangierte das wenig. Sie verdreifachten sich in der Zeit zwischen 1982 und 1987. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) verdoppelte sich im selben Zeitraum auf etwa 20. Und der Dollar schwächelte.

    Kommt Ihnen das bekannt vor?

    Es gab zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen zu der Frage, warum der Crash des Oktober 1987 passieren konnte. Da wurden Fehlfunktionen und unzureichende Kapazität von Handelssystemen als Ursache ausgemacht, die mangelnde Abstimmung zwischen den Future- und Kassamärkten wurde benannt, auch von menschlichen Faktoren, dem Herdentrieb der Investoren, war die Rede.

    Damals lieferte eine Leitzinserhöhung den Anlass, der die Akteure verunsicherte und schon in der Woche vor dem Schwarzen Montag für kräftige Verluste sorgte. Dann kam Panik auf, die Herde stürmte zum Ausgang, es gab kein Halten mehr.

    Es gibt noch zwei, auch heute relevante Punkte: An der Grundidee der Portfolio-Versicherung hat sich bis heute nichts geändert - man geht Short-Positionen ein und baut sie mit dem Fall der Märkte aus. Außerdem ist das Risiko-Management immer noch stark von der Idee der Normalverteilung bestimmt, die zwar in Zeiten moderater Kursbewegung, dem Mandelbrotschen „milden Zufall“, gut funktioniert, aber Situationen mit extremen Bewegungen („wilder Zufall“) mit viel zu geringer Wahrscheinlichkeit voraussagt. Daher wird im Vorfeld zu wenig getan in Richtung Absicherung, wenn aber dann der Fall eintritt, umso mehr (und zu viel). Und das treibt die Kurse zusätzlich nach unten. (Im Unterschied zu 1987 sind die Derivate-Konstruktionen zur Absicherung heute komplizierter, das macht es nicht besser.)
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    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
    Anklänge an den Crash vom Oktober 1987 In den Gazetten wird des Crashs im Okt 1987 gedacht. Damals musste der Dow den stärksten Ein-Tage-Einbruch seiner Geschichte verkraften. Die Marktkapitalisierung ging an einem Tag um fast 500 Mrd. Dollar zurück, mehr als das Sozialprodukt Kanadas …