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     3788  0 Kommentare Anklänge an den Crash vom Oktober 1987 - Seite 2



    Eine Crash-Situation lässt sich wohl so typisieren : Nach einer langen Zeit wirtschaftlichen Aufschwungs werden die Akteure blind für die Gefahren. Sie sehen zwar fundamental bedenkliche Entwicklungen, schieben aber die Konsequenzen hieraus auf dem Zeitstrahl weit nach vorne weg. Es gibt immer viele solcher negativen Entwicklungslinien. Zu jeder einzelnen heißt es immer wieder, sie sei bekannt, und vorzugsweise nach einer kleinen Korrektur, heißt es dann, sie sei jetzt eingepreist. Was so viel heißt, die spielt jetzt keine Rolle mehr, weil bekannt. Und so geht das mit jeder einzelnen dieser Ketten. Sie werden hübsch nacheinander abgearbeitet und jedes Mal heißt es dann, abgehakt, überstanden, die Märkte sind robust. Das lässt die Gier beständig wachsen und die Akteure sich immer mehr von den fundamentalen Gegebenheiten entfernen.

    All das geht so lange, bis auf einmal zu einem Zeitpunkt zu viel zusammenkommt.

    Auch hier fließt wieder ein, dass zumeist fälschlicherweise von normalverteilten Wahrscheinlichkeiten ausgegangen wird. Die wesentliche Voraussetzung dafür, der zentrale Grenzwertsatz, ist jedoch in der Regel im Finanzbereich kaum gegeben. Er fordert nämlich die Existenz vieler, voneinander unabhängiger Zufallsvariabler. In turbulenten Zeiten bedingen sich die einzelnen Einflussfaktoren auf die Kursbildung allerdings in steigendem Umfang gegenseitig. Dies gilt für das Verhalten der Akteure in solchen Situationen genauso, wie für die Wirkungsketten in der Wirtschaft. Ab einem bestimmten Punkt wird die Kopplung der einzelnen Elemente immer enger, auch vermittelt über die handelnden Wirtschaftssubjekte. Die gängige Prognosetechnik über lineare Regressionen ist zwar „Schönwetter“-tauglich, in Zeiten sich beschleunigender Entwicklungsraten aber hinkt sie immer weiter hinterher. Das gibt den Akteuren zusätzlich trügerische Sicherheit.

    In den vergangenen Tagen gab es eine Fülle schlechter Makronachrichten . Ich möchte zwei herausgreifen, die aus meiner Sicht eine erhebliche Tragweite haben.

    Erstens: Der IWF bleibt mit seinem Ausblick auf das globale Wirtschaftswachstum von 4,75 Prozent für 2008 unter dem im Juli vorhergesagten Wert von 5,25 Prozent. Die Wachstumsraten basieren auf der Annahme von Kaufkraft-Parität. Das gibt Ländern wie China ein besonderes Gewicht in der Berechnung. Korrigiert man das, so ist nur 3,3 Prozent Wachstum in 2008 zu erwarten. Für die USA wird mit 1,9 Prozent gerechnet – das liegt unterhalb des langfristigen Trends. Insgesamt sieht der IWF die Risiken für die Prognose auf der Unterseite – eine weitere Abwärtskorrektur ist wahrscheinlich.
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    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
    Anklänge an den Crash vom Oktober 1987 - Seite 2 In den Gazetten wird des Crashs im Okt 1987 gedacht. Damals musste der Dow den stärksten Ein-Tage-Einbruch seiner Geschichte verkraften. Die Marktkapitalisierung ging an einem Tag um fast 500 Mrd. Dollar zurück, mehr als das Sozialprodukt Kanadas …