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    Alcatel  251  0 Kommentare Turnaround-Spekulation treibt Kurs

    Alcatel-Chef Serge Tchuruk wurde in der Vergangenheit wiederholt kritisiert, dass er die Axt zu zögerlich an den Kosten angesetzt hat. Zusammen mit dem zweiten Verlustquartal in Folge legt der 63-jährige jetzt erweiterte Restrukturierungspläne vor. Es werden nochmals 10.000 Stellen gestrichen. Damit summiert sich der Verlust von Arbeitsplätzen beim viertgrößten europäischen Telekommunikations-Ausstatter auf 33.000. Die Kosten sollen um ein Fünftel reduziert werden.

    Verglichen mit amerikanischen Konkurrenten geht der „Manager des Jahres 2000“ immer noch langsamer vor, wenn es um die Kündigung von Mitarbeitern geht. Lucent z.B. streicht mit 49.500 die Hälfte aller Stellen, Nortel reduziert seine ehemals 94.500 Angestellten um mehr als 50 Prozent, während Alcatel „nur“ rund 30 Prozent eliminiert. Selbst das ist für europäische Verhältnisse mit dem trügerischen sozialen Sicherheitsnetz ein bisher kaum gesehenes Ausmaß.

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    „Alcatel geht in die richtige Richtung, “ heißt es allenthalben. Die heutigen Nachrichten von einer Ausweitung des Verlustes gegenüber den Analystenerwartungen 232819 wird mit einem Kursplus von mehr als 5 Prozent bedacht. Auch im aktuellen Kurs von 16,85 Euro scheint die schlechte Vergangenheit vollständig eingepreist.

    Es gab auch bessere Tage: Vor einem Jahr konnte Tchuruk einen verdreifachten Quartalsgewinn berichten und sagte für 2001 eine mindestens 25-prozentige Umsatzsteigerung voraus. Jetzt beträgt der Verlust des abgelaufenen Quartals 558 Mio. Euro, bzw. 49 Cent je Aktie und der Umsatz liegt mit 5,61 Mrd. fast 18 Prozent unter dem des Vorjahreszeitraums. Der Betriebsverlust kommt auf 215 Mio. Euro.

    Wie geht es weiter, wird Tchuruk auf einer Pressekonferenz heute gefragt. „Es ist sehr schwierig, eine Prognose für das nächste Jahr zu treffen. Wir befinden uns in einer riskanten Phase, “ antwortet er ausweichend. „Unser Heil hängt von unseren Kunden ab, besonders von Betreiben von Telefon-Netzen.“ Als ob das etwas Neues wäre. „Im ersten Halbjahr 2002 sehen wir keine Erholung, “ ergänzt Finanzvorstand Jean-Pierre Halbron und wird konkret: „Und wie es danach weitergeht, können wir nicht sagen.“

    Etwas weniger weit in die Zukunft geblickt, verursachen die zusätzlichen 10.000 Entlassungen im vierten Quartal Kosten in Höhe von rund 1,2 Mrd. Euro. Es wird mit einem operativen Verlust in ähnlicher Höhe wie im abgelaufenen gerechnet. Der operative Verlust für das Gesamtjahr wird von Tchuruk zwischen 100 und 200 Mio. Euro erwartet und ein Gesamtverlust von rund 5 Mrd. Euro vorhergesagt.

    Bei einem solch ungewissen Ausblick tröstet, dass es den Wettbewerbern auch nicht besser geht. So hat Ericsson erst vor wenigen Tagen vorhergesagt, dass man für das Gesamtjahr 2002 beim Ausbau drahtloser Netze keine Verbesserung erwartet. Die Nachricht vom ersten Jahresverlust in mehr als 50 Jahren und vom Wechsel auf dem Chefsessel trieb den Kurs am vergangenen Freitag um 11 Prozent in die Höhe.

    Die weltweite Deregulierung der Telephonmärkte löste Ende der 90er Jahre einen wahren Boom beim Ausbau der Kommunikationsnetze aus und versorgte die Ausrüster mit einem zunächst nicht enden wollenden Auftragsstrom. Abschwächende Konjunkturen, Überkapazitäten, hohe Lizenzzahlungen, Akquisitionen zu aufgeblähten Unternehmenswerten und zusammenbrechende Verbindungspreise zwingen schließlich zahlreiche kleinere Start-up-Netzbetreiber in die Knie 232571. Und ehemaligen Monopolisten wie Deutsche Telekom und France Telecom müssen sich auf die Rückführung ihrer Schuldenlasten konzentrieren. Die Beschaffung weiteren Kapitals gestaltet sich bei den aktuellen Kursen und der Situation auf dem Kapitalmarkt als schwierig. Damit tritt der weitere Netzausbau, insbesondere der neuen Mobilfunkgeneration in den Hintergrund. Das wiederum bekommen die Anbieter entsprechender Infrastrukturen wie z.B. Alcatel zu spüren.

    In dieser Situation ist ein Sanierer gefragt. Tchuruk hatte in seinen anderen Industriepositionen vor Alcatel bewiesen, dass er dieses „Handwerk“ glänzend versteht. Darauf setzen zahlreiche Marktbeobachter, die dem Unternehmen positiv gegenüberstehen. Sie rechnen mit einem fulminanten Turnaround. Am Ende muss dann nur noch der Markt für Telekommunikationsequipment mitspielen.


    Klaus Singer
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    Alcatel Turnaround-Spekulation treibt Kurs Alcatel-Chef Serge Tchuruk wurde in der Vergangenheit wiederholt kritisiert, dass er die Axt zu zögerlich an den Kosten angesetzt hat. Zusammen mit dem zweiten Verlustquartal in Folge legt der 63-jährige jetzt erweiterte Restrukturierungspläne …

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