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    Smart Investor Weekly 38/2008  1556  0 Kommentare Die Börse spielt Domino-Day – Who’s next?

    Der Letzte macht das Licht aus
    In diesen Tagen scheint nichts mehr sicher und nichts unmöglich. Da taumelt der weltweit zweitgrößte Versicherer AIG am Abgrund entlang, da verliert mit Merrill Lynch eine der alteingesessenen Adressen an Wall Street praktisch übers Wochenende seine Selbstständigkeit, während ein anderes Haus, Lehman Brothers, nach gescheiterten Übernahme- und Kooperationsgesprächen Gläubigerschutz beantragen muss. An der Wall Street – so hat es den Anschein – bleibt kein Stein mehr auf dem anderen. Die bereits klein und gesund geredete Finanzmarktkrise ist mit aller Macht zurück. Dabei war sie nie wirklich weg. Nur in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit spielte sie in den letzten Monaten keine Rolle mehr. Über die Sprengsätze, die weiterhin aktiv waren, wurde nicht gerne gesprochen. Die Quittung folgte prompt. Eigentlich spotten die Summen, die nun zur Rettung von den Notenbanken in das System gepumpt werden und die einzig und allein der Sicherstellung der Liquidität dienen, jeder Beschreibung. Selbiges gilt für die Unsummen, mit denen mittlerweile der Steuerzahler insbesondere in den USA für die Verfehlungen von Wall Street gerade stehen muss. Erst erwischte es Bear Stearns, dann Freddie und Fannie und schließlich mussten auch Merrill Lynch und Lehman den Tatsachen ins Auge sehen. Man darf spekulieren, welche prominenten Namen diese Liste des Grauens fortsetzen werden (Washington Mutual?).

    Retter in der Not
    Noch hat die US-Notenbank ihren Nimbus als die letzte Hüterin der Finanzmarkstabilität nicht verloren – trotz ihrer in der Vergangenheit nicht selten glücklosen Entscheidungen. Daher richtet sich der Blick auch auf die am Abend stattfindende Sitzung der FED. Es gilt als sicher, dass Bernanke eine weitere Senkung der Leitzinsen verkünden wird. Derzeit spekuliert der Markt nur über die genaue Höhe der Senkung. Auch die EZB wird sich diesem Thema nicht länger verschließen können. Wir haben bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass die letzte Zinserhöhung aus unserer Sicht ein Fehler und eher kontraproduktiv war. Mit Blick auf den rasant fallenden Ölpreis und damit einhergehend gesunkenen Inflationserwartungen könnten die Notenbanker um Jean-Claude Trichet sogar außerplanmäßig eine Zinssenkung guten Gewissens beschließen. Zumal wir fest mit weiteren Verwerfungen auch auf dem europäischen Bankenmarkt rechnen. Der zuweilen kolportierte Eindruck, Europa bleibe weitgehend verschont von den Turbulenzen an Wall Street, ist so naiv wie gefährlich. Auf die dünne Eigenkapitaldecke vieler europäischer Banken ist an dieser Stelle und im Heft mehr als nur einmal hingewiesen worden. Daher wollen wir es nun mit diesem dezenten Hinweis auf unser Titelbild der Ausgabe 7/2008 belassen. Die derzeit am meisten fallenden Aktienkurse sind Commerzbank, Allianz (dumm, dass wir den Put wieder hergegeben haben) und Deutsche Bank. Wenn man leise ist, kann man das Ticken der Bombe bereits hören. Bitte schnallen Sie sich an und/oder gehen Sie in Deckung! Die nächsten Wochen werden sehr turbulent.
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    Verfasst von 2Ralf Flierl
    Smart Investor Weekly 38/2008 Die Börse spielt Domino-Day – Who’s next? Der Letzte macht das Licht aus In diesen Tagen scheint nichts mehr sicher und nichts unmöglich. Da taumelt der weltweit zweitgrößte Versicherer AIG am Abgrund entlang, da verliert mit Merrill Lynch eine der alteingesessenen Adressen an Wall …