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     6303  0 Kommentare Warnung an alle


    Ja, leck mich doch am Arsch ...

    Liebe Leser, ich kann Sie nur waren, die folgenden Gedanken zu lesen. Denn vielleicht wird Sie das abhalten, jetzt ihr sicheres Haus gegen ein Hemd zu tauschen. Und vielleicht müssen Sie dann nackt durch die kommende Krise gehen. Und vielleicht sogar ihr Haus zu Brennholz verarbeiten, um wenigstens nicht zu erfrieren. Vielleicht.

    Vielleicht kommt aber auch alles ganz anders. In der jetzigen Situation kann man nichts mehr wissen, sondern nur noch glauben. Aus diesem Grunde möchte ich heute ein paar Glaubenssätze aufschreiben. Ein paar Sätze, an die ich glaube, und die mich durch diese jetzige Krise leiten:

    1: Mit der Krise 2008 betreten wir historisch völliges Neuland. Diese Krise hat weder etwas mit 1929 noch mit 1987 zu tun. 1929 bestand das Hauptproblem in den Kriegsfolgen des Ersten Weltkriegs. Und die Krise wurde deshalb so gravierend, weil die Geld- und Fiskalpolitik äußerst restriktiv ausgerichtet war. Beides ist heute nicht der Fall. Niemals zuvor in der Wirtschaftsgeschichte hat es eine Periode derart expansiver Staatsausgaben und Geldmengenerhöhung gegeben wie in der letzten Wochen.

    Deshalb verbietet sich jeder Vergleich mit 1929. Jeder. Und 1987 war ein technischer Marktunfall. Auch das trifft heute nicht. Wir befinden uns zwar erneut in einer Situation, in der die Märkte weltweit nicht mehr funktionieren, doch die Probleme sind heute weit gravierender als 1987. Rein quantitativ liegen wir und also irgendwie dazwischen. Die Wirtschaft wird tangiert werden, aber nicht annähernd so wie 1929. Die Märkte werden irgendwann nach oben explodieren, doch die Verluste zum Top aufzuholen, wird möglicherweise Jahre benötigen.

    2: Wir befinden uns derzeit im klassischen Fall der Liquiditätsfalle. Sehr merkwürdig, dass niemand darüber schreibt, das sagt oder es erkennt. Die Notenbanken nehmen in großem Umfang Assets aus dem Markt und geben dafür neues Geld. Doch dieses Geld wird nicht zu Käufen verwendet, sondern gehortet. Glücklicherweise haben wir derzeit „nur“ eine Liquiditätskrise im Finanzbereich und keine in der Realwirtschaft. Denn das ist ja die wirkliche Horrorvision der Liquiditätsfalle, wie Keynes sie im Jahre 1936 beschrieben hat, dass sie nämlich verhindert, die Zinsen so weit zu senken, um Investitionen wieder profitabel zu machen. Doch darauf gibt es derzeit keine Hinweise.

    Bernd Niquet
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    DER NEUNTE BAND VON "JENSEITS DES GELDES" IST ERSCHIENEN: Bernd Niquet, Jenseits des Geldes, 9. Teil, Leipzig 2023, 648 Seiten, 23,50 Euro

    Leseprobe: "Jenseits des Geldes".

    Eigentlich war ich vollkommen sicher, dass jetzt die Zeit dieser ganzen Auseinandersetzungen hinter mir lag. Deswegen hatte ich auch extra meine Mietrechtschutzversicherung gekündigt. Dann habe ich aber doch einmal in die Betriebskostenabrechnung hineingeschaut und musste unwillkürlich rechnen. 29.220 Euro im Jahr 2018 für die Reinigung der Treppen und Flure, das sind 93 Euro pro Haus pro Woche. Ich würde das jeweils in zehn Minuten schaffen, doch selbst wenn die ungelernte Hilfskraft zwanzig Minuten braucht, sind das 279 Euro Stundenlohn, den die Leiharbeitsfirma dafür einfährt. Wer dabei nicht an Sizilien denkt, kann eigentlich nicht mehr voll bei Verstand sein.

    Bernd Niquet ist Jahrgang 1956 und wohnt immer noch am letzten grünen Zipfel der Failed Stadt Berlin. Die ersten acht Teile von „Jenseits des Geldes“ sind ebenfalls im Engelsdorfer Verlag erschienen, und zwar in den Jahren 2011, 2012, 2013 sowie 2018, 2019, 2020, 2021 und 2022.

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    Verfasst von Bernd Niquet
    Warnung an alle Ja, leck mich doch am Arsch ... Liebe Leser, ich kann Sie nur waren, die folgenden Gedanken zu lesen. Denn vielleicht wird Sie das abhalten, jetzt ihr sicheres Haus gegen ein Hemd zu tauschen. Und vielleicht müssen Sie dann nackt durch die …