Die Baisse läßt grüßen

Die Baisse läßt grüßen

Sehr geehrte Damen und Herren,

die turbulente Woche beweist wieder einmal, wie wichtig eine Gesamtmarkteinschätzung ist. Es ist unabdingbar, sich zunächst einen Überblick über den Gesamtmarkt zu verschaffen, bevor Einzeltitel erworben oder verkauft werden. Selbst der beste Titel wird es im fallenden Markt schwer haben, mit guten Ergebnissen zu glänzen. Über zwei Drittel der Aktienkursbewegungen gehen zurück auf die allgemeine Markt- und Branchenentwicklung. Kommt die Flut (Hausse), steigen alle Boote (Aktien) - auch die schlechten. Bei Ebbe (Baisse) liegen sogar die besten Boote auf dem Trockenen und kommen nicht vom Fleck. In einer Baisse trennt sich die Spreu vom Weizen, aber selbst in einer Hausse gelingt es nur wenigen, überdurchschnittliche Ergebnisse zu erzielen.

Während früher die Informationsbeschaffung ein Problem war, prasseln heute täglich viel zu viele Nachrichten, Zahlen und Daten auf uns ein. Wie soll man da den Überblick behalten? Versuchen Sie es erst gar nicht – es ist unmöglich. Jede Nachricht, jede noch so scheinbar objektive Information kann anders interpretiert werden. Und dann stellt sich immer noch die Frage, wie die Märkte darauf reagieren. Die Kunst besteht darin, sich auf wenige Fakten zu beschränken und daraus das große Bild abzuleiten. Hierbei leisten Gesamtmarktindikatoren wertvolle Dienste.

Zu den bekanntesten gehören die Advance Decline Line, der TRIN (Arms Index), der McClellan, der New High - New Low Index sowie das Upside/Downside Volume. Mit der Dow Theory und dem Bullish Percent Index stehen zwei weitere bewährte Methoden zur Verfügung. Das Konzept der Marktstruktur in Kombination mit der Trendintensität leistet nicht nur bei langfristigen Investmententscheidungen wertvolle Hilfe, sondern auch bei Trading Setups. Je nach Marktzustand kann es angebracht sein, eher defensiv oder aggressiv in Einzeltiteln zu agieren. Long oder short? Oder sollte man sich dem Markt ganz fernhalten? Der MAI-Indikator ist dagegen weniger bekannt. Er ermittelt die Anzahl derjenigen Aktien aus einem Index, die über dem 200-Tage-Gleitenden Durchschnitt notieren.


Abbildung oben: Der MAI-Indikator (Moving Average Indikator) angewendet auf den DAX. Von 30 DAX-Titeln verlaufen 26 unterhalb ihres 200-Tage-Durchschnitts, nur vier darüber. Der Indikator hat einen Tiefstand erreicht, den er zuletzt beim Ende der Baisse 2000/03 hatte.

Einen anderen Weg geht das Aktienbarometer. Es verknüpft technische und quantitative Größen miteinander, um eine Tendenzaussage über die weltweite Verfassung der Aktienmärkte zu erhalten. Das Aktienbarometer signalisiert seit Wochen bessere Zeiten. Es ist jedoch wichtig, dass der übergeordnete Kurstrend der wichtigsten Märkte einen positiven Status des Aktienbarometers bestätigt. Das ist immer noch nicht der Fall. Solange sich diese Divergenz nicht auflöst, empfiehlt sich für Investoren weiterhin eine abwartende Haltung. Je ausgeprägter die Divergenz ist, desto explosiver die anschließende Entwicklung.

Ich bin froh, dass wir schon vor vielen Monaten die Liquiditätsquote auf bis zu 100% hochgefahren haben. Zwar verpasst man ein paar kleine Zwischenerholungen, aber es schont die Nerven und den Geldbeutel. Wie wechselhaft die Märkte sein können, haben die letzten Tage erneut bewiesen. Nach einer kurzen, aber heftigen „US-Präsidentschafts-Rallye“ brachen sie wieder ein. Wer in Kaufpanik verfallen war und Preisaufschläge von 20, 30 oder mehr Prozent in wenigen Tagen zu bezahlen bereit war, sitzt jetzt auf einem Scherbenhaufen – innerhalb von nur 5 Börsentagen.

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Ihr Heiko Aschoff
Diplom-Kaufmann
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