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     1456  0 Kommentare Elf mal TARP – jetzt darf nichts mehr schief gehen - Seite 3



    Gleichzeitig soll ein gewaltiges, steuerfinanziertes Subventionsprogramm im Volumen von rund 700 Mrd. Dollar die Real-Wirtschaft ankurbeln. Der hiervon ausgehende Wachstumsimpuls soll von der Realwirtschaft auf die Finanzindustrie durchschlagen, den Teufelskreis hier im Verbund mit den eingeleiteten finanzpolitischen Maßnahmen anhalten und das Rad andersherum in Bewegung setzen. Dann soll eine erneute Ausweitung der Kreditvergabe in Verbindung mit weitreichenden staatlichen Garantien die eingefrorenen Märkte für Kreditbesicherungen jeglicher Art wieder beleben, die Kreditvergabe anheizen und die Preise für Schrottpapiere aufblasen. Wenn das gelingt, dann kann die eine oder Rettungsaktion noch profitabel enden, in der Gesamtheit wird das aber ein riesiges „Verlustgeschäft“.

    Nach einem Arbeitspapier von Mitarbeitern des IWF (siehe Artikel vom 2. Okt) kann erwartet werden, dass 18 Prozent der zur Krisenbekämpfung eingesetzten staatlichen Mittel am Ende zurückfließen. Die gleiche Studie hatte auch ermittelt, dass bei der staatlichen Kriseninterventionen öffentliche Kosten von im Durchschnitt 13 Prozent des BIP anfallen. Mit den jetzt lancierten Programmen überschreitet die USA diese Grenze bereits deutlich. Das zeigt zugleich die enorme Dimension der Krise. Unterstellen wir, dass von der eingangs genannten Summe von 7,8 Bill. Dollar „nur“ 5 Bill. Dollar tatsächlich eingesetzt werden müssen, um die Krise in den Griff zu bekommen, dann werden im Endeffekt per Saldo über 4 Bill. Dollar benötigt. Die Netto-Staatsverschuldung steigt um eben diesen Betrag. Gemessen am BIP liegt sie aktuell bei 47 Prozent, anschließend käme sie auf weit über 70 Prozent.

    Wer soll das bezahlen? Oder wichtiger: Wie hoch wird der US-Staat dann noch in seiner Kreditwürdigkeit „geratet“. Denn davon hängt alles ab. Nämlich erstens die Frage, wie werthaltig sind die Staatsgarantien eigentlich und zweitens, wie hoch ist der Zins, den die Gläubiger für Staatsschulden verlangen. Und der wiederum hat einen entscheidenden Einfluss auf die Machbarkeit des Großprojekts „TARP*X“.

    Zentralbank und Staat sind nicht nur vom „Leihgeber der letzten Instanz“ zum „Leihgeber der ersten und letzten Instanz“ geworden, sondern gleich auch vom „Garant der letzten Instanz“ zum „Garant der ersten und letzten Instanz“. Jetzt darf nichts mehr schief gehen!

    Und nun kommt es auf die Finanzierungskosten des ganzen Vorhabens an. Verfolgt man die TBond-Rendite, so ist sie in den zurückliegenden Tagen deutlich eingebrochen. Damit zusammenhängend wird die Zinsstruktur weniger steil.

    Welche Möglichkeiten hat die Fed, die langen Zinsen dauerhaft zu drücken? Sie könnte zunächst lauthals verkünden, dass die Leitzinsen dauerhaft niedrig bleiben, vielleicht sogar in der Form, dass die Target Rate Null wird. Das drückt letztlich auch die langen Zinsen. Sie könnte aber auch selbst massiv und anhaltend lang laufende Anleihen kaufen, sei es nun staatliche oder Unternehmens-Bonds. Der direkte Ankauf von MBS wiederum hat einen dämpfenden Effekt auf die Hypothekenzinsen; auf das gleiche läuft es hinaus, wenn Fannie und Freddie ihre Portfolios stark ausweiten.

    Auf derselben Linie liegen alle Maßnahmen, die sich direkt dagegen richten, dass sich eine deflationäre, tendenziell versteilernd auf die Zinsstruktur wirkende Entwicklung festsetzt. Hier sind zu nennen: Flutung mit Liquidität, die nicht aus dagegen stehenden Zentralbankkrediten geschöpft wird, den Dollar schwach reden, bis hin zu direkten oder versteckten Währungsinterventionen und schließlich die Finanzierung des Staatsbudgets mit frischen Zentralbankgeld.

    Im Japan der frühen 1990er sind viele der geschilderten Möglichkeiten ausprobiert worden – und gescheitert. Der Punkt ist nämlich der: Wenn eine deflationäre Entwicklung in einer Liquiditätsfalle erst einmal angelaufen ist, ist es sehr schwer, dies zu stoppen. Die Bedingung einer Liquiditätsfalle ist aktuell gegeben, die der fallenden Gesamtnachfrage im Rahmen eines Überschuss-Angebots ebenfalls, wie die BIP-Entwicklung zeigt. Insofern ist höchste Eile angesagt.

    Marktstatus, Analysen und Prognosen unter TimePatternAnalysis.

    Kontakt: info@timepatternanalysis.de
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    Elf mal TARP – jetzt darf nichts mehr schief gehen - Seite 3 Fed und US-Schatzamt verkünden das nächste Rettungspaket. Es sollen bis zu 800 Mrd. Dollar eingesetzt werden, um Schulden und MBS anzukaufen. Damit soll die Vergabe von Krediten aller Art gefördert werden. Offenbar wollte man noch die neuesten …

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