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     1181  0 Kommentare China kauft Kupfer statt Dollars

    Die Rallye der vergangenen Monate hat nicht nur die Aktienbörsen, sondern auch die Rohstoffnotierungen stark nach oben gebracht. Viel Beachtung fanden naturgemäß die Ölpreise; doch verschiedene Industriemetalle sind dieses Jahr noch stärker gestiegen. Zu den Glanzlichtern gehörten die Preise für Kupfer. Rohstoff-Freunde dürften ihre helle Freude an dem rostroten Metall gehabt haben; hat es sich doch seit Jahresbeginn um mehr 80 Prozent verteuert. Gestern durchbrach es zudem die 6000-Dollar-Marke nach oben und landete damit auf einem neuen 10-Monats-Hoch.

    Es klingt erstaunlich, dass sich gerade ein Rohstoff wie Kupfer in diesem Jahr so stark verteuern konnte. Schließlich ist die Nachfrage nach dem Metall extrem konjunkturabhängig. Die Tatsache, dass die globale Wirtschaft immer noch in einer Rezession steckt, und 2009 laut IWF um 1,4 Prozent schrumpfen soll, scheint nicht gerade für stark steigende Preise zu sprechen.

    Immerhin kamen aus den USA; dem weltweit größten Kupfer-Verbraucherland, zuletzt ganz passable Konjunkturdaten. Dies erklärt den rapiden Kupferpreisanstieg aber mitnichten. Stattdessen muss wie immer der enorm hohe Bedarf aus China hinhalten. Und dieser ist in der Tat erheblich. Chinas Bruttoinlandsprodukt ist im zweiten Quartal um 7,9 Prozent gestiegen; das Wachstum der Sachanlage-Investitionen lag allein im Juni bei 35 Prozent. Vor allem der Rohstoff-Bedarf der Bau- und Investitionsgüterbranche ist weiterhin enorm.

    Dementsprechend war China auch an den Rohstoffbörsen der entscheidende preistreibende Faktor. Das Reich der Mitte hat im ersten Halbjahr 1,78 Millionen Tonnen Kupfer importiert. Allein im Juni zogen die Einfuhren auf 378.000 Tonnen an. Dies hat dazu beigetragen, dass die weltweite Nachfrage nach Kupfer momentan höher ist als die Förderung. Die Frage ist nur: Wie lange hält dieser Zustand noch an?

    Chinas boomende Wirtschaft braucht Unmengen an Kupfer. Dennoch wird ein beträchtlicher Teil der Importe nicht verbraucht, sondern dient dazu, die „strategischen Reserven“ des Landes aufzufüllen. Und auch dieser Vorgang dürfte bald abgeschlossen sein. Andernorts mögen sich die Kupfer-Lagerbestände deutlich verringert haben; in China sind die Lagerhallen randvoll. 

    Chinas Kupferimporte wurden größtenteils vom State Reserve Bureau of China des Landes aus organisiert und gesteuert. Die Behörde hat Zugriff auf die riesigen Devisenreserven des Landes, die sich zuletzt auf mehr als 2 Billionen Dollar beliefen. Und sie ist auch schon in der Vergangenheit als wichtiger Akteur auf den Rohstoffmärkten aufgetreten. Dabei hat sie nicht nur Kupfer angekauft, sondern je nach Marktlage auch schnell wieder abgestoßen. Sie ist – wenn man so will – ein Rohstoffspekulant großen Stils im Namen und auf Rechnung der chinesischen Regierung.

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    Gerhard Heinrich
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    Gerhard Heinrich ist freier Finanzredakteur. Er schreibt unter anderem für den Börsenbrief EMERGING MARKETS TRADER (www.emerging-markets-trader.de).
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