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    BTC in der Analyse  7613  0 Kommentare Bitcoin – die dunklen Seiten der Kryptowährung

    Carsten Priebe offenbart in einem Interview mit dem Smart Investor die Risiken und limitierten Vorteile von Bitcoin. Priebe ist Autor des jüngst erschienenen Buchs "The Geopolitics of Bitcoin".

    Für Sie zusammengefasst
    • Bitcoin bietet Unabhängigkeit, Sicherheit und Vertrauen, aber auch Überwachung.
    • Es gibt insgesamt 21 Mio. Bitcoins, davon sind bereits 19-20 Mio. geschürft.
    • Bitcoin ist keine demokratische Währung, hat begrenzten Nutzen und verbraucht viele Ressourcen.

    Smart Investor: Dr. Priebe, wie würden Sie einem Laien den Bitcoin mit wenigen Worten erklären?

    Priebe: Bitcoin ist sehr komplex – deshalb ist jede kurze Erklärung angreifbar. Aber ich versuche es einmal so: Bitcoin soll Unabhängigkeit, Sicherheit und Vertrauen bieten, ebnet jedoch den Weg in die Überwachung. Bitcoin ist die erste und wichtigste Kryptowährung, die auf einem dezentralen, verschlüsselten Buchungssystem, der Blockchain, basiert. Dieses System ermöglicht Transaktionen zwischen Akteuren, die ohne Intermediäre stattfinden und die von allen Teilnehmern der Blockchain verifiziert werden können.

    Wie viele Bitcoins gibt es?

    Priebe: Die Gesamtmenge Bitcoin ist durch den zugehörigen Algorithmus auf 21 Mio. begrenzt. Wenn die Mehrheit der Bitcoin-Nutzer bzw. der Nodes in der Blockchain zustimmt, kann die Menge jedoch erweitert werden. Derzeit sollen ca. 19 Mio. bis 20 Mio. bereits geschürft worden sein, ca. 3 Mio. Bitcoins gelten als dauerhaft verloren. Rund 1,6 Mio. Bitcoins sind in staatlicher Hand und mehr als 500.000 befinden sich in den Wallets von längerfristig orientierten privaten Investoren.

    Wäre der Bitcoin geeignet als "demokratisches Geld"?

    Priebe: Einer Weltbevölkerung von über acht Milliarden Menschen stehen aufgrund der eben genannten Zahlen langfristig rund 15 Mio. verfügbare Bitcoins gegenüber. Bitcoins werden in die Untereinheit Satoshi aufgesplittet, sodass auf jeden Menschen am Ende durchschnittlich 187.500 Satoshi oder etwa 123 EUR nach aktuellem Kurs entfallen. Zum Vergleich: Der Bargeldumlauf des Euro, der ja nur für den Euroraum gedacht ist, entspricht derzeit 187,50 EUR pro Kopf der Weltbevölkerung.

    Die Konzentration von mehr als 10 Prozent der Bitcoins in den Händen von ganz wenigen Akteuren zeigt, dass Bitcoin tendenziell eine Elitenwährung ist und weniger ein demokratisches Finanzinstrument. Schützt Bitcoin vor Unterdrückung und Tyrannei? Natürlich nicht – keine Diktatur gewährt einen freien Internetzugang, der notwendig wäre, um an Bitcoin zu gelangen oder ihn einzusetzen.

    Dann kann der Bitcoin doch aber als knappes Gut gesehen werden, was ja eine Grundvoraussetzung für gutes Geld ist …?

    Priebe: Bitcoin ist zwar als knappes Gut zu bezeichnen – aber ein knappes Gut ist nicht per se wertvoll. Ein knappes Gut muss auch einen wirtschaftlichen Nutzen haben, damit es als wertvoll erachtet wird. Lutetium z.B. zählt zu den seltensten der Seltenen Erden, hat aber keinen wirtschaftlichen Nutzen und gilt deshalb als fast wertlos. Ist der Bitcoin ein knappes Gut, das einen besonderen wirtschaftlichen Nutzen bietet? Das ist fraglich.

    Aber der Bitcoin hat doch einen Nutzen!

    Priebe: Bitcoin funktioniert nur auf seiner Blockchain. Diese Blockchain hat zwar einige Vorteile, allerdings auch zahlreiche Nachteile. Die Zahl der sinnvollen Anwendungsfälle ist seit Jahrzehnten gering, obwohl viele Anstrengungen unternommen wurden, Anwendungsfälle für die Technologie zu finden. Normalerweise wird jedoch eine Technologie für einen Anwendungsfall gesucht und nicht umgekehrt. Problematisch: Die Bitcoin-Blockchain bietet keine Möglichkeit, ihre Funktionalität zu erhöhen. Der wirtschaftliche Nutzen von Bitcoin ist damit nicht skalierbar. Der intrinsische Wert von Bitcoin lässt sich in zwei Komponenten aufteilen: den immensen Stromverbrauch, der zur Erzeugung eines Bitcoins notwendig ist, und die Technologie der Blockchain.

    Können Sie das näher erläutern?

    Priebe: Der intrinsische Wert lässt sich über die Stromrechnung und den Wert, den man einer Blockchain aus dem Vor-KI-Zeitalter und die niemand wirklich braucht, zumisst, berechnen. Die zur Erzeugung von Bitcoin gelösten Aufgaben des Computernetzwerks haben in der Regel ohnehin keinen übertragbaren wirtschaftlichen Wert.

    Welchen Wert hat eine alte Stromrechnung? Meist keinen. Mit neuen Entwicklungen im Bereich der KI und Quantencomputing sinkt der intrinsische Wert der Blockchain zudem permanent. Quantencomputer dürften die Kryptografie einer Blockchain schon bald in kürzester Zeit entschlüsseln und KI könnte diese manipulieren. Ein weiterer Nachteil der Bitcoin-Blockchain ist ihre ziemlich geringe Verarbeitungsgeschwindigkeit. Grundsätzlich erschafft Bitcoin nichts, hat einen geringen Nutzen und verbraucht viele Ressourcen.

    Eingefleischte Fans behaupten doch immerzu, dass der Bitcoin anonym gehalten werden kann und damit Schutz vor einem übergriffigen Staat bietet. Stimmt das überhaupt?

    Priebe: Das ist nur vordergründig so: Denn Bitcoin-Transaktionen lassen sich forensisch sehr gut nachvollziehen. Man muss daher von einer Pseudoanonymität sprechen. Der Grund liegt in der Blockchain, die zwar verschlüsselt ist, aber in der alle Transaktionen von allen Beteiligten verifiziert werden. Verschiedene Unternehmen wie die amerikanische Chainalysis haben sich auf derartige forensische Analysen zur Nachverfolgung von Bitcoin-Transaktionen spezialisiert. Ehrlich gesagt: Bargeld bietet mehr Anonymität.

    An der überaus positiven Kursentwicklung des Bitcoins ist ja nichts zu deuteln. Allerdings gibt es einige Geschichten und Auffälligkeiten bzgl. der Entstehungsgeschichte des Bitcoins, die doch stutzig machen können. Was wissen Sie darüber?

    Priebe: Zunächst muss man verstehen, dass jede Form von Geld strukturelle Machtdimensionen reflektiert. Ziel von Bitcoin war es also, neue Machtstrukturen zu schaffen. Was wissen wir über den Schöpfer oder Erfinder von Bitcoin?

    Diese Person bzw. Gruppe muss über sehr gute Kenntnisse in Kryptografie verfügen, Zugang zu sehr leistungsfähigen Computersystemen gehabt haben und von einem sehr starken wirtschaftspolitischen Interesse geleitet gewesen sein, gepaart mit einem starken Ego – denn wer als IT-Profi im Jahr 2008 das Konzept für eine Digitalwährung auflegt, die noch im Jahr 2140 funktionieren soll, muss schon etwas größenwahnsinnig sein, wenn man das Tempo der Entwicklung in diesem Bereich betrachtet.

    Stutzig macht nun, dass der oder die Bitcoin-Erfinder trotz dieses Sendungsbewusstseins seit 16 Jahren in der Anonymität lebt bzw. leben. Das Pseudonym, unter dem das Bitcoin-Whitepaper veröffentlicht wurde, "Satoshi Nakamoto", steht im Japanischen in etwa für "Secret Intelligence", also zu Deutsch: Geheimdienst. Wobei anzumerken ist, ….

    Neugierig geworden? Den kompletten und viele weitere Artikel lesen Sie im neuen Smart Investor 5/2024.

    Gastautor: Ralf Flierl, Smart Investor

     




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