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     1451  0 Kommentare Bullen - geht es weiter?

    Nachdem gestern die Aktienbullen gute Makronachrichten feierten, heute einmal wieder ein intensiverer Blick auf die angeblich in Gang gekommene Wirtschaftserholung.

    Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) hat ermittelt, dass die Reallöhne im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahreszeitraum weltweit gesunken sind. Schon 2008 schrumpfen sie in den G20-Ländern um 0,2 %. Die ILO geht davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzt und Zweifel am Zustandekommen eines selbstragenden Aufschwungs aufkommen lässt. Mögen staatliche Anreize vielleicht dann einen gewissen Sinn machen, um eine in Gang gekommene Konjunkturbelebung weiter zu festigen. Solange aber die Arbeitslosigkeit weiter steigt, ist es im aktuellen Umfeld sehr fraglich, ob der private Konsum als Konjunktur-Motor in Schwung kommt. Einen Stein kann man eben so lange wässern, wie man will, deswegen wächst da trotzdem nichts.

    Das gilt insbesondere vor dem Hintergrund der geringen Kapazitätsauslastung, auf die die Fed im Rahmen ihrer Presseerklärung zum Ergebnis des FOMC am Mittwoch dieser Woche hingewiesen hat. Goldman Sachs rechnet sogar mit einer „Output-Lücke“ von 8 % des globalen BIP. In dieselbe Kerbe haut die Meldung, dass die US-Arbeitsproduktivität im dritten Quartal um annualisiert 9,5 % angestiegen ist. Gleichzeitig sind die Lohneinkommen um 5,2 % gefallen. Zusammen mit der hohen Arbeitslosigkeit zeigt das, dass weniger Leute dieselbe Arbeit für weniger Geld verrichten. Und die sollen dann mehr konsumieren?

    Den Aktienbullen war das gestern egal. Nachdem die Fed am Vortag im Kommunique des FOMC wieder einmal fest versprochen hat, die lockere Geldpolitik noch lange fortzuführen, nahm man das als gute Nachricht, die mit kräftigen Kursaufschlägen gefeiert wurde.

    Man soll sich nicht zu sehr von dem im Oktober deutlich gestiegenen ISM-Index der Einkaufsmanager beeindrucken lassen. Hier wirkt noch die US-Version der Abwrackprämie nach. Da aber deswegen auf längere Sicht nicht mehr Autos verkauft werden, sondern geplante Anschaffungen lediglich vorgezogen wurden, tut sich demnächst ein Loch auf. Eine realistischere Botschaft sendet da schon der US-Dienstleistungsindex. Der fiel im Oktober nämlich auf 50,6, nach 50,9 im Vormonat. Der Dienstleistungsbereich ist in den USA schon länger der mit Abstand wichtigste.
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    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
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