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     1451  0 Kommentare Bullen - geht es weiter? - Seite 2



    Klaus Adam, früher Volkswirt bei der EZB, jetzt Professor in Mannheim, argumentiert, die Verkürzung der 2,2 Bill. Dollar langen Bilanz der Fed sei auf jeden Fall inflationär. Sie werde große Probleme haben, die angesammelten Assets zu verkaufen. Schon kleine Verluste könnten das eigene Kapital auslöschen, da das Verhältnis Kapital zu Assets gerade mal bei 2,4 % liegt. Das ist etwa das Verhältnis, bei dem Investmentbanken in 2008 ins Trudeln gerieten. Wenn das MBS-Portfolio der Fed nur mit 10 % Abschlag verkauft wird, würde das bereits ein negatives Kapital von 25 Mrd. Dollar bewirken. Das sei an sich kein Problem, weil die Fed ihr eigenes Geld drucken kann. Aber das bedeute eben, dass die monetäre Expansion wahrscheinlich nicht ohne steigenden Inflationsdruck rückgängig gemacht werden kann. Fed-Analysten hatten zuletzt etwas anderes behauptet (siehe Artikel vom 18. Sep 2009 - Ein Jahr Lehman-Pleite)

    Die Argumentation in Bezug auf die Fed-Bilanz ist zwar schlüssig. Aber selbst das führt nicht zwingend zu Inflation. Insbesondere so lange nicht, so lang die steigende Geldmenge in den Finanzmärkten bleibt, und nicht in die Gütermärkte überschwappt.

    Zudem sparen die Verbraucher selbst in den USA wieder nachhaltiger (siehe Chart!), was das Sparparadox von Keynes wirken lässt. Eine höhere Sparquote lässt die Nachfrage sinken, so ist z.B. der Einzelhandelsumsatz in Europa im September im Jahresvergleich um 3,6 % gefallen, das ist der 16. Rückgang in Folge. Das drückt die Preise tendenziell. Außerdem sinkt dadurch die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes, was deflatorische Effekte verstärkt. Da gleichzeitig die Krise dazu führt, dass die Banken ihre Mittel ebenfalls horten, wenn sie nicht gerade mit Steuerzahlers Rettungsgeld an den Finanzmärkten unterwegs sind, liegt die Geldschöpfung mittels Kredit brach (siehe Chart!).

    Das „verlorene Jahrzehnt“ in Japan zeigt, wie schwierig es ist, nach einer großen Finanzkrise gegen die Deflation anzukämpfen. Nun werden immer wieder Stimmen laut, die vor einem mechanischen Vergleich zwischen dem Japan der 1990er Jahre und der heutigen Situation warnen. Das ist richtig – heute ist es wesentlich dramatischer, denn damals fand die japanische Finanzkrise in einem (halbwegs) intakten globalen Finanz-Rahmen statt.

    Es gibt noch eine nette Ähnlichkeit zwischen Japan damals und der Situation heute: Die enorme japanische Geldmenge wanderte schon in den 1990er Jahren per Carry-Trade außer Landes. Aktuell hat, wie Roubini schreibt, der seit Dezember 2008 niedrige Zinssatz in den USA zur Mutter aller Carry-Trades geführt. Die Blase an den Asset-Märkten wird auch durch Dollar-Kreditströme gespeist. Die Schwäche des Dollar ist einerseits Ausdruck hiervon, andererseits verstärken solche Carry-Trades diese noch.
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    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
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