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     1451  0 Kommentare Bullen - geht es weiter? - Seite 3



    Die lockere Geldpolitik der Notenbanken erreicht so zunächst nur eines: Die Geldvermehrung in der Finanzindustrie schafft ein hohes Inflations-POTENZIAL. Ob und wann sich das in steigende Güterpreise umsetzt, muss sich noch zeigen. Der Weg, den die Fed nach der Rezession 2001 beschritten hat, nämlich über die Hypothekenblase und den dadurch angestoßenen Wohlstandseffekt Geld in die Realwirtschaft zu schleusen, ist jedenfalls wohl für absehbare Zeit versperrt.

    In einer Anhörung vor dem US-Kongress zur Reform der Finanzindustrie hat Simon Johnson vom Peterson Institute u.a. folgende Maßnahmen angemahnt. Die Lobby der Finanzindustrie muss abgebaut werden. Gegenwärtig seien im Finanzministerium Schlüsselpositionen für Bankenrettung und Finanzreformen besetzt von ehemals im Finanzsektor beschäftigten Angestellten (siehe auch Artikel vom 18. Sep 2009: Ein Jahr Lehman-Pleite). Die (in der Finanzkrise noch größer gewordenen) Banken vom Typ „too big to fail“ müssen stärker reguliert und überwacht werden. Sie sollten in kleinere Einheiten aufgebrochen werden. Wenn größere Institutionen, wie z.B. jetzt wieder GMAC, weitere Finanzhilfen beanspruchen, soll man sie in Konkurs gehen lassen. Die Banken müssen veranlasst werden, mehr Eigenkapital zu bilden. Die Geldpolitik muss gestrafft werden, um ein klares Signal auszusenden für die Eigenverantwortlichkeit der Banken. Die Über-Kreuz-Verflechtungen in den Bank-Bilanzen müssen so weit wie möglich reduziert werden. Damit wird es möglich, stringentere Maßnahmen zu ergreifen, um die nächste Blase zu verhindern, ohne nicht vorhersehbare Dominoeffekte zu riskieren. Die ausgeschütteten Gewinne der Wall Street müssen stärker besteuert werden. Wie George Soros sagt, sind sie sowieso ein Geschenk des Staates. Alles richtig – ich bin gespannt, was Obama & Co davon umsetzen.

    Angesichts der Asset-Blasen schreibt Wolfgang Münchau in der FT Deutschland, dass die Zentralbanken zwar 2003 vielleicht noch hätten glauben können, dass Zinsen keinen Einfluss auf solche Blasen haben. Aber das könnten sie nun nicht mehr. Sie wiederholen aktuell denselben Fehler, nur auf viel höherer Stufenleiter, weil sie die Zinsen nahe Null halten, obwohl verschiedene Segmente des Finanzmarktes Niveaus erreicht hätten wie vor Ausbruch der Krise. Den Fehler zu wiederholen, sei jetzt kriminell inkompetent. Die nächsten Blasen könnten schon platzen, bevor die Wirtschaft sich von der Krise erholt hat. Die Notenbanken nehmen sich mit ihrer Politik den Handlungsspielraum, den sie zur Bekämpfung der nächsten Krise brauchen.
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    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
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