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     1363  0 Kommentare All Nippon Airways - der Profiteur der Japan-Airlines-Pleite

    Japan Airlines – die größte Fluggesellschaft Asiens - ist wohl nicht mehr zu retten. Am Wochenende häuften sich die Gerüchte, wonach das angeschlagene Unternehmen kurz vor der Insolvenz stehe. 

    Demnach sollen die kreditgebenden Banken einem Insolvenzverfahren bereits zugestimmt haben, obwohl sie dadurch Verluste in Milliardenhöhe befürchten müssen. Daneben hat Japans Premier Hatoyama inzwischen erklärt, dass auch die Aktionäre der Fluggesellschaft im Risiko stünden, und die Lasten eines „Umbaus“ mitzutragen hätten. An eine Schonung der Anteilseigner ist also offenbar nicht mehr gedacht. Die Aktie von Japan Airlines brach gestern in Tokio dementsprechend um 46 Prozent auf ein Rekordtief von 37 Yen ein.

    Spätestens seit Anfang Dezember steht bei Japan Airlines die Insolvenz im Raum. Nahezu unauffällig zieht seitdem die Aktie einer anderen japanischen Fluggesellschaft merklich an, und hat sich inzwischen sich inwischen schon um knapp 25 Prozent verbessert. Es handelt sich um die Aktie von All Nippon Airways; der zweitgrößten Fluglinie Japans. Auch All Nippon Airways hat stark unter der Wirtschaftskrise und dem deutlich geschrumpften Passagieraufkommen des letzten Jahres gelitten. Jetzt wittern die Aktionäre aber für die Nummer 2 im japanischen Luftverkehr die große Chance.

    Eine Insolvenz von Japan Airlines und ein Umbau unter staatlicher Regie wird zweifellos nicht ohne Folgen bleiben. Schon vor einigen Monaten hat die Gesellschaft die Entlassung von fast 7000 Mitarbeitern und die Streichung vieler Flugverbindungen angekündigt. Unter der Zwangsverwaltung einer staatlichen Rettungsgesellschaft dürften die Sparmaßnahmen noch drastischer ausfallen. Es ist damit zu rechnen, dass der bisherige Platzhirsch einen erheblichen Anteil der bisher geflogen Verbindungen aus Kostengründen nicht mehr bedienen wird. Dadurch fällt ein mächtiger Konkurrent weg, der zuvor keine Kosten und Mühen gescheut hat, um seine marktbeherrschende Position wider alle wirtschaftliche Vernunft zu verteidigen.

    Es ist ein offenes Geheimnis, dass Japan Airlines vor allem innerhalb Japans zahlreiche Flugverbindungen weniger aus wirtschaftlichen als aus politischen Gründen aufrechterhalten hat. Künftig wird die Gesellschaft bei ihren Inlandsflügen wohl deutlich kürzer treten müssen. Dies kann All Nippon Airways nur nutzen. Daneben stehen auch die meist lukrativeren Auslandsverbindungen zur Disposition. 

    Besonders interessant erscheinen dabei der Luftverkehr zwischen Japan und dem boomenden China. Die Strecken zwischen den beiden asiatischen Wirtschaftsriesen werden zurzeit ausschließlich von Japan Airlines, All Nippon Airways, China Eastern Airlines und Air China Cargo bedient. Daneben wird eine Insolvenz von Japan Airlines auch deren transpazifisches Bündnis mit American Airlines schwächen. Dies sollte insbesondere der konkurrierenden „Star Alliance“ zugute kommen, in der All Nippon Airways schon jetzt eine gewichtige Rolle einnimmt. 

    All Nippon Airways sollte demnach von der Insolvenz bei Japan Airlines am meisten profitieren. Dies macht die Aktie für Japans Börsianer seit einiger Zeit außerordentlich interessant. Hinzu kommt, dass auch die Anteilsscheine von All Nippon noch recht billig zu haben sind. Auf Basis des gestrigen Schlusskurses notieren sie immer noch 40 Prozent unter dem Niveau vom Herbst 2008 – als die Finanzkrise auf Luftfahrt durchzuschlagen begann.

    Allerdings hat auch All Nippon Airways selbst ein paar Probleme. Die Gesellschaft hat im ersten Halbjahr (bis September 2009) einen Verlust von 280 Millionen Dollar eingeflogen, und auch im Gesamtjahr dürfte ein dickes Minus entstehen. Das Kreditrating der Fluggesellschaft bei Moody´s befindet sich nur noch bei mageren „Ba2“.  Immerhin hat das Unternehmen aber in den vorangegangenen Jahren seine Fähigkeit unter Beweis gestellt, in „normalen Zeiten“ Gewinne erwirtschaften zu können – anders als tönerne Riese Japan Airlines, der seit 2001 bereits viermal vom japanischen Staat gerettet werden musste.

    Das Hauptproblem der Aktie von All Nippon Airways ist, dass sie in Deutschland kaum zu bekommen ist. Sie wird zwar an allen gängigen Börsen gehandelt; die Umsätze sind aber in der Regel mau. Dementsprechend werden hier auch in Zukunft schon kleine Orders zu großen Kursbewegungen führen. Wer solche Risiken nicht scheut, kann aber in den nächsten Tagen versuchen, sich ein paar Stücke zu sichern.

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    Gerhard Heinrich
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    Gerhard Heinrich ist freier Finanzredakteur. Er schreibt unter anderem für den Börsenbrief EMERGING MARKETS TRADER (www.emerging-markets-trader.de).
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    Verfasst von 2Gerhard Heinrich
    All Nippon Airways - der Profiteur der Japan-Airlines-Pleite Japan Airlines – die größte Fluggesellschaft Asiens - ist wohl nicht mehr zu retten. Am Wochenende häuften sich die Gerüchte, wonach das angeschlagene Unternehmen kurz vor der Insolvenz stehe.  Demnach sollen die kreditgebenden Banken einem …