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     1516  0 Kommentare Basel III, Banken-Stress und die große Unsicherheit - Seite 2



    Und selbst wenn die Regelungen so umgesetzt würden wie die Vorschläge jetzt lauten, dann sind da immer noch die Zentralbanken. Die bleiben (natürlich) unreguliert. Der Chefvolkswirt von Barclays Capital für Deutschland, Thorsten Polleit, sagt denn auch: „... Schuld an der Finanz- und Wirtschaftskrise ist in letzter Konsequenz nicht mangelnde Regulierung, sondern in der Konstruktion des Geldsystems zu finden.“ Die Hauptschuldigen sind für ihn die Zentralbanken, die für ein Ausweiten der Geldmenge „aus dem Nichts“ per Kreditgewährung sorgten. Das führe unweigerlich zu Boom-und-Bust-Zyklen und zu einer immer weiter anwachsenden Schuldenlast.

    Mit dem Thema „Basel III“ verwandt ist das Thema „europäischer Banken Stress-Test“. Damit hatte ich mich Ende Juli schon einmal im Artikel „Stress-Tests - alles in Butter oder alles Käse?“ befasst. Anfang der Woche sorgte ein Bericht des WSJ für Aufregung. Er zweifelt an, dass dieser Stress-Test die Stabilität des europäischen Bankensystems gezeigt hätte. Vielmehr legt er nahe, dass kräftig „geschummelt“ worden ist.

    Der Bericht hat starke Diskrepanzen und Widersprüche aufgedeckt, die zweifeln lassen, ob die Banken ihre Bestände an Staatsanleihen insbesondere von PIIGS-Ländern korrekt angegeben und richtig bewertet haben. So besitzen die französischen Banken nach Zahlen der BIS (Zentralbank der Zentralbanken) z.B. spanische Staatsschulden im Volumen von 34,7 Mrd. Euro, während beim Stress-Test nur 6,6 Mrd. Euro auftauchten. Bei griechischen Schuldpapieren stehen 20 gegen 11,6 Mrd. Euro, bei portugiesischen 15,1 gegen 4,9 Mrd. Euro.

    Ob „geschummelt“, „gelogen“ oder nur „geschludert“ - die Stress-Test-Regeln selbst hatten schon eine Hintertür geöffnet, weil nur die Staatsanleihen in den Handelsbüchern bewertet wurden. Die Bestände, die bis zur Rückzahlung gehalten werden sollen, wurden erst gar nicht untersucht. Damit bleibt es bei „Stress-Test – alles Käse“.

    Gestern wurde gemeldet, dass die US-Handelsbilanz für Juli einen Wert von minus 42.800 Mrd. Dollar ausweist. Im Vormonat lag der Wert bei minus 49.800 Mrd. Dollar, ein großer Teil des starken Anstiegs im Juni ist damit wieder neutralisiert.

    Die Reaktion der Märkte auf diese Veröffentlichung hin war bezeichnend: Zunächst stiegen Aktienkurse und Euro/Dollar. Nachdem die Akteure eine zeitlang nachgedacht hatten, ging es wieder umgekehrt.

    Die deutliche Reduktion des Handelsbilanzdefizits kann man bullisch werten, wenn man argumentiert, dass damit Finanzierungsdruck abgebaut wird (ich komme darauf gleich zurück). Umgekehrt wird allerdings auch ein Schuh daraus: Man kann nämlich den bärischen Schluss ziehen, das geringere Defizit geht auf die Schwäche des US-Verbrauchers zurück, der noch nicht einmal in Zeiten eines festen Dollar auf dem Weltmarkt einkaufen kann (oder will).
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    Klaus Singer
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    Basel III, Banken-Stress und die große Unsicherheit - Seite 2 Am Wochende treffen sich die „Vorturner“ der Finanzmärkte, die Chefs der Notenbanken und Aufsichtsbehörden, und beraten über „Basel III“. Es geht um neue globale Eigenkapitalstandards für Banken. Wie bitte - „global“? Die USA …

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