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    China & Rohstoffe  842  0 Kommentare Verzweiflungstat: Preiskontrollen für Kohle in China

    Vor einer Woche berichteten wir an dieser Stelle über den stark zunehmenden Kohlebedarf in China. Da die Förderung im Reich der Mitte mittlerweile niedriger ist als der Verbrauch, prognostizierten wir steigende Kohlepreise und gleichzeitig einen massiven Anstieg der chinesischen Kohle-Importe.

    Inzwischen ergaben sich in Chinas Kohlesektor neue und durchaus einschneidende Entwicklungen. Die Nationale Entwicklungs- und Reform-Kommission hat nämlich verfügt, dass Chinas Kohleproduzenten 2011 in ihren langfristigen Lieferverträgen die Preise nicht mehr anheben dürfen. Peking will damit offensichtlich verhindern, dass weiter steigende Energiepreise auf die allgemeine Inflationsentwicklung durchschlagen. Zugleich sollen damit die Kraftwerksbetreiber entlastet werden, deren Gewinnmargen wegen der Brennstoffpreisentwicklung dieses Jahr empfindlich geschrumpft sind.

    Damit greift Chinas Regierung in einem weiteren wichtigen Wirtschaftszweig in das Marktpreisgefüge ein. Dass diese Politik den gewünschten Erfolg herbeiführt, halten wir für äußerst fraglich. Zu befürchten ist vielmehr, dass sich die Unterversorgung des Marktes und die Abhängigkeit von Importen dadurch in den kommenden Jahren noch vergrößert. Den heimischen Minenkonzernen werden durch die Preiskontrollen nämlich entscheidende Anreize genommen, um die Förderung auszuweiten, und höhere Investitionen in die Erschließung neuer Vorkommen zu tätigen (obwohl Peking genau dies von den Unternehmen fordert).

    Entscheidend ist, dass in China vor allem die Industrie und die Stromversorger stark vom Brennstoff Kohle abhängig sind. Das Einfrieren der Preise ändert nichts am weiter steigenden Verbrauch. Zudem kann die Regierung zwar die heimischen Preise regulieren. Sie hat aber natürlich keinen Zugriff auf die Weltmarktpreise. Und gleichzeitig wird der Import-Anteil am Gesamtverbrauch jetzt wohl noch stärker steigen.

    Dies macht die Aktien der asiatischen Kohleriesen außerhalb Chinas jetzt nur noch interessanter. Die Förderkonzerne aus Thailand, Indonesien und Australien profitierten schon in den vergangenen Jahren stark vom gestiegenen chinesischen Bedarf – dabei war das Reich der Mitte bis einschließlich 2009 netto noch ein Kohleexporteur. Letzteres hat sich dramatisch gewandelt. Fachleute schätzen, dass China dieses Jahr über 140 Millionen Tonnen Kohle einführen wird. 2011 sollen die Importe dann nochmals um mehr als 60 Prozent auf 230 Millionen Tonnen steigen.

    Innerhalb Chinas sollte man vorerst auf die Aktien jener Förderer setzen, die einen signifikanten Anteil ihrer Kohle über den Spotmarkt absetzten, wo die Preisbildung weiterhin tagesaktuell von Angebot und Nachfrage abhängt. Bei Unternehmen, die sich stark an längerfristige Lieferkontrakte gebunden haben, sind vorerst sinkende Gewinnmargen zu erwarten. Auf mittlere Sicht sind aber auch diese Titel interessant, da viele dieser Unternehmen über sehr werthaltige Assets verfügen. In den kommenden Monaten könnten hier die Notierungen zurückgehen, woraus sich dann interessante Einstiegsmöglichkeiten ergeben würden.

    Die Preiskontrollen können das Problem der Unterversorgung des chinesischen Kohlemarktes letztlich nicht lösen. Für die kommenden Jahre erwarten wir dementsprechend enorme Investitionen bei den Förderern direkt und in die Kohle-Infrastruktur allgemein. Nur dadurch lässt sich in Zukunft der gewaltige chinesische Rohstoffhunger stillen. Aktien ausgewählter chinesischer Infrastruktur-Unternehmen bleiben für uns deshalb weiterhin die erste Wahl.

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    Gerhard Heinrich
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    Gerhard Heinrich ist freier Finanzredakteur. Er schreibt unter anderem für den Börsenbrief EMERGING MARKETS TRADER (www.emerging-markets-trader.de).
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    Verfasst von 2Gerhard Heinrich
    China & Rohstoffe Verzweiflungstat: Preiskontrollen für Kohle in China China will die steigenden Kohlepreise durch Preiskontrollen eindämmen. Die Aktien indonesischer und thailändischer Kohle-Exporteure werden dadurch nur noch interessanter.