Fonds-Check
DWS Access Wasserkraft Alpha
Wasser marsch mit DWS Deutsche-Bank-Tochter verlässt sich bei New-Energy-Fonds auf österreichischen Manager
Alles fließt. Auch die Investitionsobjekte geschlossener New Energy Fonds sind in Bewegung. In Zeiten hoher Verlustzuweisungen waren das vor allem Windparks. Seit die Steuervorteile gestrichen
wurden, verlassen sich Anleger hauptsächlich auf die staatlich geregelten Vergütungssätze von Photovoltaikanlagen. Die neue Generation von Fonds mit Investitionen in erneuerbare Energien setzt nun
auf Wasserkraft. So auch die Deutsche-Bank-Tochter mit ihrem Fonds „DWS Access Wasserkraft Alpha“.
Fondsstruktur: Der Fonds ist als Blind Pool konzipiert und investiert gemeinsam mit einem weiteren geschlossenen Fonds der DWS (Mindestbeteiligung eine Million Euro) und einem
Joint Venture Partner in eine Investitionsgesellschaft. Diese legt das Kapital ihrerseits mit lokalen Partnern vor Ort in Wasserkraftgesellschaften an, sich letztlich direkt oder indirekt an
Wasserkraftwerken beteiligen.
Lesen Sie auch
Objekte: Welche Wasserkraftwerke das sind, steht noch nicht endgültig fest. Der Prospekt listet zwar mehrere Projekte auf, bei denen die Kaufverträge bereits abgeschlossen sind,
allerdings noch auf- schiebende Wirkung haben, weil die Bedingungen noch nicht erfüllt sind. Einzig ein Vertrag ist schon vollzogen. Hierbei handelt es sich um ein Wasserkraftwerk in Albanien, das
im Oktober 2013 fertig gestellt sein soll. Geld ist allerdings auch hier noch nicht geflossen.
Standorte: Grundsätzlich kommen Wasserkraftwerke in Skandinavien, Südosteuropa, der Türkei und im Alpenraum in Frage. Hier setzt DWS die nötige Niederschlagsmenge und Topografie
vor- aus. Skandinavien produziert schon heutzutage den Löwenanteil seiner Stromproduktion mit Wasserkraft. Im Alpenraum will sich der Fonds auf Erneuerungsprojekte konzentrieren, die alte
Kraftwerke ersetzen sollen, und in der Türkei und Südosteuropa rechnet sich der Fonds gute Investitionsaus- sichten aus, weil dort Kapitalgeber mit Expertise gefragt sind.
Partner: Dass die DWS kaum Expertise in Sachen Wasserkraft hat, dürfte niemanden verwundern. Daher hat sie sich einen Partner mit Kenntnissen ins Boot geholt. Dabei handelt es sich
um die österreichische enso GmbH. Die Vorfahren der Gründerfamilie haben zwar im Jahr 1902 das zweite Elektrizitätswerk in der Steiermark gebaut, allerdings räumt die enso GmbH ein, sie habe
„bisher nur eingeschränkte Erfahrungen im Bereich der Projektentwicklung von Wasserkraftwerken beziehungsweise dem Erwerb entsprechender Beteiligungen an projektentwickelnden Gesellschaften
gesammelt“. Mit externen Fachleuten will enso seine Expertise ergänzen.
Einnahmen: Anders als Solaranlagen sollen sich Wasserkraftwerke auch ohne staatlich geregelte Vergütungssätze lohnen. Der Fonds plant daher, den Strom zu Marktpreisen zu verkaufen.
Kalkulation: Die Fondsgesellschaft will knapp 57 Millionen Euro inklusive zwei Prozent Agio bei privaten Kapitalanlegern einsammeln. Davon sollen 47 Millionen Euro in die
Investmentgesellschaft fließen. Das DWS-Private- Placement mit Tickets ab einer Million Euro beteiligt sich gemäß der Prognose mit 25 Millionen Euro, der Joint Venture Partner, eine
Kommanditgesellschaft des Partners enso, ist mit 30 Millionen Euro dabei. Der DWS- Publikumsfonds nimmt kein Fremdkapital auf, die Investmentgesellschaft dagegen kommt nicht ohne Darlehen aus. Der
Kreditanteil liegt je nach Projekt bei 55 Prozent bis 80 Prozent, im Durchschnitt des Portfolios soll er 65 Prozent nicht übersteigen. Die Darlehen laufen entweder in der jeweiligen Landeswährung
oder im Dollar.
Gewinn: Der Fonds rechnet bis zum Ende des Geschäftsjahrs 2018/2019 mit einem Rückfluss in Höhe von 180 Prozent ohne Berücksichtigung des Agios für seine Anleger. So lange das
Portfolio aufgebaut wird, gibt es kein Geld. Plangemäß soll die Investitionsphase bis Ende März 2016 laufen. Erreichen die Erträge auf Ebene der Investmentgesellschaft eine Rendite von 15 Prozent
nach IRR, behält der Asset-Manager 15 Prozent weiterer Überschüsse für sich. Verdient der Anleger knapp zwölf Prozent Rendite, bekommt DWS von Mehrerlösen fünf Prozent.
Exit: Das Konzept sieht vor, die direkten oder indirekten Beteiligungen an den Wasserkraftgesellschaften nach drei bis fünf Jahre zu verkaufen. Bis dahin lägen Betriebsergebnisse
vor, was nach Ansicht des Fondsmanagements zu besseren Veräußerungsergebnissen führe. Dabei kalkuliert der Fonds mit dem zwölffachen des angestrebten Netto-Stromerlöses. Anders als Windkraft- oder
Solaranlagen sind Wasserkraftwerke deutlich langlebiger und sollten daher zu guten Preisen verkauft werden können. Potenzielle Käufer sind etwa institutionelle Investoren wie Versicherer,
Pensionskassen oder auch Family Offices.
Weiche Kosten: Die anfänglichen Kosten machen rund 15,4 Prozent des Eigenkapitals inklusive Agio aus. Hinzu kommen laufende Ausgaben. Die Betriebskosten kalkuliert der Initiator je
nach Zielland mit bis zu 25 Prozent der Stromerträge.
Anbieter: Initiator DWS ist Teil des Deutsche Bank Konzerns. Seit seiner Gründung vor 40 Jahren hat das Emissionshaus 46 Fonds aufgelegt und da- mit rund 2,4 Milliarden Euro
Eigenkapital platziert.
Steuern: Anlieger erzielen Einkünfte aus Kapitalvermögen, die sie mit ihrem persönlichen Abgabensatz abrechnen müssen.
Fazit: Welcher Anleger liest einen Prospekt mit knapp 300 Seiten durch, bevor er sein Geld anlegt? Ich tippe mal: Keiner. Zumal viele Annahmen auf Schätzungen beruhen. Potenzielle
Zeichner müssen sich daher nur fragen: Glaube ich daran, dass Strom dauerhaft teuer bleibt? Vertraue ich der Deutsche-Bank-Tochter DWS als Initiator und dem österreichischen Partner enso GmbH als
Asset-Manager und maßgeblichem Entscheider? Bin ich mir der Währungsrisiken bewusst, die der Fonds mit Euro, Dollar und weiteren Landeswährungen mit sich bringt? Kann ich jahrelang auf laufende
Einnahmen verzichten und mit Rückflüssen vor allem zum Ende der Laufzeit kalkulieren? Lautet die Antwort jeweils „ja“? Dann: Wasser marsch!