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    GBP/USD  1700  0 Kommentare Briten laufen in die Schuldenfalle – Pfund sollte langfristig abwerten

    Der Anstieg des Britischen Pfunds in Reaktion auf die heute Morgen veröffentlichten Zahlen ist wohl der Nachricht zuzuschreiben, dass die verfügbaren realen Haushaltseinkommen der Briten im zweiten Quartal um 1,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal gestiegen sind. Das war der stärkste Anstieg seit 2009 und ist scheinbar das Licht am Ende des Tunnels, welches die Briten in einer jetzt schon drei Quartale andauernden Rezession sehen. Zwar ist auch das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den Monaten April bis Juni nicht ganz so stark gefallen wie zunächst angenommen, aber das Minus von 0,4 Prozent sollte in meinen Augen noch nicht als Trendwende interpretiert werden.

     

    Konzentrieren wir uns doch mal auf die andere Zahl, die heute ebenfalls veröffentlicht wurde. Das Leistungsbilanzdefizit Großbritanniens hat im weiten Quartal mit 20,8 Milliarden Britischen Pfund (ca. 26 Milliarden Euro) einen Rekord erreicht. Diese Höhe entspricht 5,4 Prozent des BIP. Nun ist es keine Überraschung, dass Großbritannien weniger in die Welt exportiert als es Waren auf die Insel einführt, aber ein Blick auf die vergangenen Quartale zeigt gerade in diesem Jahr einen eindeutigen Ausbruch aus einer eher stabilen Entwicklung nach unten. Auch das Defizit für das erste Quartal wurde im Übrigen von 11,2 auf nun 15,4 Milliarden Britischen Pfund nach oben revidiert.

    Langfristig könnte sich dieser negative Trend als ein großes Hindernis auf dem Weg hin zur Überwindung der Rezession und Rückkehr zu einer wieder wachsenden Volkswirtschaft darstellen. Aktuell ist zum Abbau der hohen Schulden vor allem die Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit ein ganz großes Thema in der Debatte um notwendige Strukturreformen in Ländern wie Griechenland, Portugal und Spanien. Dabei lag das Leistungsbilanzdefizit zum Beispiel Spaniens im vergangenen Jahr bei nur noch 3,5 Prozent. Selbst Portugal hat es geschafft, sein Defizit in 2011 auf nur noch sechs Prozent zu halbieren. Dies sind alles Ergebnisse der Korrekturen zu hoher Lohnstückkosten und einer damit einhergehenden Produktivitätssteigerung durch Entlassungen und Kapazitätsabbau. Und nicht zu vergessen sind die Sparmaßnahmen der Regierungen dieser Länder, die zum Beispiel die Ausgaben im öffentlichen Dienst radikal senken und Sozialleistungen kürzen. Die Folge sind Proteste der Menschen in Südeuropa, die uns tagtäglich in den Nachrichten präsentiert werden.

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    Das alles könnte Großbritannien noch bevorstehen. Zwar spart das Land schon, aber nach aktuellen Analysen scheinbar noch nicht genug. Eine aktuelle Studie von Morgan Stanley erwartet eine Neuverschuldung Großbritanniens im kommenden Haushaltsjahr von 126 Milliarden Pfund (ca. 159 Milliarden Euro), was 7,8 Prozent der Wirtschaftsleistung entspricht. Das wäre die höchste Neuverschuldung in ganz Europa. Zum Vergleich: Für Spanien rechnet die US-Investmentbank mit sechs Prozent, selbst Griechenland kommt mit 6,3 Prozent besser weg. Die britische Regierung selber rechnet noch mit 5,9 Prozent Neuverschuldung, was wohl spätestens Anfang Dezember von Schatzkanzler Osborne bei der Vorstellung des Haushaltsetats für das kommende Jahr korrigiert werden muss.

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    Torsten Gellert
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    Torsten Gellert ist seit Januar 2015 Head of Germany/Austria bei CMC Markets. Schon von 2007 bis 2009 war er mitverantwortlich für die Geschäfte im deutschsprachigen Raum und etablierte in dieser Zeit CMC Markets als größten Anbieter von CFDs und Forex in Deutschland. Der studierte Diplom-Mathematiker startete seine berufliche Karriere 1997 bei der Allianz Versicherung. Nach zehn Jahren in der Versicherungsbranche wechselte er 2007 zu CMC Markets Deutschland in die Geschäftsleitung. 2010 zog es ihn in seine Heimatstadt zurück und er baute das Deutschland-Geschäft des internationalen Brokers FXCM auf.
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    Verfasst von 2Torsten Gellert
    GBP/USD Briten laufen in die Schuldenfalle – Pfund sollte langfristig abwerten Der Anstieg des Britischen Pfunds in Reaktion auf die heute Morgen veröffentlichten Zahlen ist wohl der Nachricht zuzuschreiben, dass die verfügbaren realen Haushaltseinkommen der Briten im zweiten Quartal um 1,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal gestiegen sind. Das war der stärkste Anstieg seit 2009 und ist scheinbar das Licht am Ende des Tunnels, welches die Briten in einer jetzt schon drei Quartale andauernden Rezession sehen. Zwar ist auch das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den Monaten April bis Juni nicht ganz so stark gefallen wie zunächst angenommen, aber das Minus von 0,4 Prozent sollte in meinen Augen noch nicht als Trendwende interpretiert werden.

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