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    Smart Investor Weekly 4/2013  952  0 Kommentare Deutschland, Land der "Sexisten"

    Brüderles „Dirndl-Gate“
    Einen regelrechten – man nennt das heute wohl so – „Shitstorm“ löste ein Abend an einer Hotelbar im Januar 2012(!) aus. Beteiligt waren der, dem Vernehmen nach bereits angeheiterte, heutige FDP-Bundestagswahl-Spitzenkandidat Rainer Brüderle und eine Journalistin des bekanntermaßen prüden, katholischen Kreisboten „Stern“. Es soll zu Anzüglichkeiten hinsichtlich der Kleidsamkeit bayerischer Tracht gekommen sein. Das aktuelle (2013!) Kesseltreiben auf twitter.com („#aufschrei“) und die mediale Zweit-, Dritt- und Viertverwertung des „Vorfalls“ sagen wenig über einen angeblich „allgegenwärtigen Sexismus“ im Lande aus, viel dafür aber über Scheinheiligkeit und die Methoden der Skandalisierung. Als schließlich auch noch Ursula von der Leyen mit ihrem untrüglichen Instinkt für eine laufende Fernsehkamera beherzt hinter dem Zug her hechtete, war klar: Der „Sexismus“-Gaul ist eigentlich bereits totgeritten. Selbst FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin tauchte unverdient aus der medialen Versenkung auf und konnte Erhellendes zum Thema beitragen: „Ich möchte mich gegen männliche Sprüche einfach nicht mehr wehren müssen." Damit meinte die ehedem Promovierte wohl Anzüglichkeiten wie: "Hallo, Frau Doktor!"

    Sind wir nicht alle ein bisschen Brüderle?
    Am Tag Sieben des mühsam am Köcheln gehaltenen „Skandals“ berichtete bild.de sogar „live“ vom heutigen FDP-Pressefrühstück, an dem neben Brüderle auch die „Stern“-Journalistin teilnahm. Zur Einstimmung gab es für die Leser einen Selbsttest: „Bin ich ein(e) Brüderle?“ Offensichtlich befindet sich die Redaktion bereits in Faschingslaune. Eine Woche Dauerfeuer machten sich dennoch auf erstaunliche Weise bemerkbar: Satte 79% der befragten bild.de-Leser meinten, dass sich Brüderle nicht(!) entschuldigen müsse – ein neuer Glaubwürdigkeitstiefpunkt für den neudeutschen Kampagnenjournalismus.

    Andere Autoren nehmen sich noch ernst – geradezu notorisch. Jakob Augstein etwa, der aufgrund der Hotelbar-Episode flugs „Die Krise des weißen Mannes“ herbeiwünschte und damit deutlich machte, worum es eigentlich ging – um die gezielte „Verunsicherung des weißen Mannes“. Kein Klischee war in der laufenden Kampagne zu albern, um es nicht gegenüber älteren männlichen Bleichgesichtern zu instrumentalisieren. Das ist zwar auch diskriminierend, wird aber in dieser Richtung selbstredend nicht so genannt. In all der Scheinheiligkeit war die abgeklärte Position der baden-württembergische Integrationsministerin Bilkay Öney (SPD) geradezu ein Lichtblick. Sie wies darauf hin, dass bestimmte Frauen sich absichtlich Situationen aussetzten, in denen ihnen Anmache von mächtigen Männern drohe. Weil das aber nicht so gut in das Weltbild der Feministen allerlei Geschlechts passt, wird darüber geflissentlich geschwiegen.

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    Verfasst von 2Ralf Flierl
    Smart Investor Weekly 4/2013 Deutschland, Land der "Sexisten" Oder: Kompass in hysterischer Zeit – über wichtige und unwichtige Nachrichten.

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