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    Scope  1721  0 Kommentare Intransparenz bei Zertifikate-Preisen mindert Beratungsqualität

    Kaum ein Kreditinstitut führt zum Zeitpunkt der Anlageentscheidung einen systematischen Preisvergleich unter identisch bzw. ähnlich strukturierten Zertifikaten durch. Für Anleger führt dieses Versäumnis häufig zu hohen Renditeeinbußen.

    Banken stehen in der Pflicht, Wertpapiergeschäfte für Kunden zu den bestmöglichen Konditionen durchzuführen. Ob diese Anforderung beim Verkauf von Anlagezertifikaten erfüllt wird, ist jedoch fraglich. Der Grund: Kaum ein Kreditinstitut führt zum Zeitpunkt der Anlageentscheidung einen systematischen Preisvergleich unter identisch bzw. ähnlich strukturierten Zertifikaten durch. Für Anleger führt dieses Versäumnis häufig zu hohen Renditeeinbußen. Denn in der Regel erhält der Anleger ein Zertifikat, obwohl ein vergleichbares Produkt zu einem wesentlich günstigeren Preis verfügbar gewesen wäre. Auch die Finanzaufsicht hat  dieses Problem erkannt: Erste regulatorische Vorstöße zielen auf die vollständige Offenlegung der Fair Values von sämtlichen strukturierten Papieren ab.

    Dilemma des Beraters
    Eine anleger- und objektgerechte Beratung beschränkt sich nicht nur darauf, Zertifikate zu empfehlen, die die Markterwartungen des Anlegers ideal abbilden und seinem Risikoprofil entsprechen. Vielmehr müssen Berater sicherstellen, dass das Zertifikat zum Zeitpunkt der Kaufentscheidung zu einem marktkonformen Preis angeboten wird. Die Marktkonformität ist aus Sicht von Scope gegeben, wenn die  Abweichung zwischen dem Kaufpreis und dem Fair Value im Peer Group Vergleich relativ gering ist. Das Problem: Berater können die Preise von Zertifikaten verschiedener Anbieter nicht direkt miteinander vergleichen. Die Gründe dafür sind  zum einen die unterschiedliche Bonität der Emittenten und zum anderem geringfügige Unterschiede der Vergleichsprodukte – zum Beispiel bei Laufzeit, Barriere, Strike oder Bezugsverhältnis.

    Für einen korrekten Preisvergleich, der die unterschiedliche Bonität der Anbieter und Unterschiede in der Ausgestaltung berücksichtigt, ist vielmehr eine Fair  Value Analyse notwendig. Dabei werden Zertifikate in ihre Komponenten – also: Anleihe und Optionen – zerlegt und einzeln bewertet. Der Preis der Anleihe ergibt sich maßgeblich durch den CDS-Spread – also die Risikoprämie für die Bonität des Emittenten. Die Preise für die Optionen wiederum werden  wesentlich durch den Preis und die implizite Volatilität des Basiswerts  beeinflusst. Durch den Einsatz von mathematischen Modellen lässt sich der  „faire“ Preis eines Zertifikats errechnen und im Anschluss mit dem vom  Emittenten gestellten Preis vergleichen. Berater haben somit die Möglichkeit,  das Zertifikat mit der geringsten Abweichung zu seinem fairen Wert  auszuwählen. Eine vollständige Fair Value Analyse kann jedoch nicht vom Berater individuell geleistet werden. Vielmehr muss die Bank bzw. Vertriebsorganisation die technischen Voraussetzungen schaffen, um Preisvergleiche in Echtzeit vornehmen zu können.

    Signifikante Unterschiede bei Zertifikate-Preisen
    Wie stark die Preise für nahezu identisch strukturierte Zertifikate variieren, zeigt eine Auswertung von Scope. In der Tendenz gilt: Je komplexer ein  Zertifikat, desto stärker weichen die Emittenten-Preise von den Fair Values ab. Wie aber lassen sich diese zum Teil immensen Unterschiede zwischen den  Emittenten erklären? Zum einen lassen sie sich auf Seiten der Anbieter auf unterschiedliche Annahmen für künftige Volatilitäten und Dividenden oder verschiedene Bewertungsmodelle zurückführen. Zum anderen sind  unterschiedliche Kostenstrukturen und Gewinnmargen für die Preisunterschiede verantwortlich.

    Offenlegung der Fair Values
    Welche Gründe zu den Preisunterschieden führen, ist für Anleger im Endeffekt irrelevant. Anleger möchten für ein gegebenes Risiko die maximale Rendite erzielen. Derzeit ist es für Anleger jedoch kaum möglich, sich unter Zertifikaten mit identischer Auszahlungsstruktur für das am besten gepreiste Produkt zu entscheiden. Diese Intransparenz im Zertifikate-Markt und die damit verbundenen Nachteile für Anleger zwingen zunehmend Aufsichts- und Regulierungsorgane zum Handeln. Im April dieses Jahres hat die International Organization of Securities Commissions (IOSCO) eine Veröffentlichungspflicht für die Fair Values sämtlicher strukturierter Produkte vorgeschlagen. Zuvor hatte bereits die US-amerikanische Finanzaufsicht SEC die größten Zertifikate-Anbieter zu mehr Transparenz bei ihrer Preissetzung aufgefordert.

    Die Offenlegung der  air Values sämtlicher Zertifikate würde zu deutlich steigender Transparenz und  öheren Renditen für Anleger führen. Investoren wären in der Lage, unter  dentisch strukturierten Zertifikaten stets das am besten gepreiste  auszuwählen.  Für Berater und Banken wiederum würde die Offenlegung der Fair Values eine anleger- und objektgerechte Beratung  ermöglichen. Auch die Emittenten selbst könnten profitieren, da langfristig durch den Zugewinn an Transparenz und Vertrauen eine Steigerung der Zertifikate- Umsätze erwartet werden kann.

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    Simon Ullrich
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    TTMzero (ttmzero.com) betreibt leistungsfähige Technologien, die von professionellen Marktteilnehmern im Risikomanagement eingesetzt werden. Als unabhängige Berechnungsstelle bewertet TTMzero laufend die Risiken von mehreren hunderttausend Finanzinstrumenten. Das Unternehmen leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Steigerung der Transparenz an den Kapitalmärkten.
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    Verfasst von Simon Ullrich
    Scope Intransparenz bei Zertifikate-Preisen mindert Beratungsqualität Kaum ein Kreditinstitut führt zum Zeitpunkt der Anlageentscheidung einen systematischen Preisvergleich unter identisch bzw. ähnlich strukturierten Zertifikaten durch. Für Anleger führt dieses Versäumnis häufig zu hohen Renditeeinbußen.

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