Geldpolitik
Weicher Euro - Braucht Deutschland den Deuro?
Schaden der Euro allgemein und die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank im Speziellen Deutschland? Diese These formulierte zumindest der ehemalige Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Thomas Mayer, gegenüber dem „Wall Street Journal Deutschland“. Er befürwortet die Einführung einer härteren Währung parallel zum Euro. Dadurch könnten deutsche Anleger seiner Meinung nach vor einer Inflation geschützt werden.
Erste Gedanken zu einer Parallelwährung kamen Mayer bereits 2012. Damals vor dem Hintergrund eines eventuellen Euro-Austritts Griechenlands. „Der Staat hätte seine Aufträge mit Schuldscheinen bezahlt, und diese Schuldscheine hätten sich in Ermangelung einer anderen Währung nach und nach als Zahlungsmittel durchgesetzt“, formulierte Mayer seine damalige Idee einer griechischen Parallel-Währung gegenüber dem „Wall Street Journal Deutschland“. Diese von Mayer „Geuro“ genannte Währung wäre weicher als der Euro gewesen. Eine solche weiche Währung zeichnet sich durch vergleichsweise hohe Inflationen in Folge einer Abwertung am Devisenmarkt aus. Der Euro dagegen gilt klassisch als eher harte Währung.
Bekanntlich ist dieses Szenario nicht eingetreten. Im Interview mit dem Journal räumt Mayer deshalb in Bezug auf Krisenländer wie Griechenland ein: „Die Notwendigkeit einer Parallelwährung in diesen Ländern ist gesunken.“ Dennoch sieht der Ökonom weiter Bedarf für eine Parallelwährung – wenn gleich an ganz anderer Stelle: in Deutschland.
Eine härtere Währung für Deutschland?
Dieser Bedarf entstehe durch die Politik der Europäischen Zentralbank, welche „die Geldpolitik für den gesamten Euroraum hin zu den Bedürfnissen der Länder, die momentan Schwierigkeiten haben“ verschiebe, wird Thomas Mayer vom „Wall Street Journal“ zitiert. Konkret bedeute diese Geldpolitik, dass der Euro für Länder wie Deutschland zu weich geworden sei, behauptet der Ökonom. Er sieht deshalb nur zwei Möglichkeiten: „Die Deutschen müssen sich jetzt entweder darauf einstellen, mit einer höheren Inflationsrate zu leben, oder man schafft ihnen die Möglichkeit, parallel zum Euro eine sich aufwertende Währung zu benutzen.“
Mit Hilfe dieser Währung – Mayer nennt sie den „Deuro“ – sieht der Ökonom bessere Chancen, gegen eine mögliche Inflation vorzugehen. Im Übrigen unterschieden sich die Inflationen innerhalb der Eurozone deutlich, sagt Mayer im Interview mit dem „Wall Street Journal Deutschland“: „Wir haben 1,5 Prozent Inflation in Deutschland und minus 3 Prozent in Griechenland.“ Folge sei, dass die Zinspolitik der Bundesbank sich heute drastisch von der der EZB unterscheiden würde: „Die Bundesbank hätte heute einen Zins von 3 Prozent, die EZB hat einen von 0,25 Prozent“, formuliert Mayer.
Einführen ließe sich der „Deuro“ durch die Ausgabe inflationsindexierter Staatsanleihen seitens des Bundes, so Mayer gegenüber dem „Wall Street Journal“ und fährt fort, diese müssten „an die deutsche Inflation gekoppelt sein." Trotz aller Forderungen sieht der Ökonom aber auch, dass die politische Lage derzeit gegen eine solche Einführung spricht: „Momentan sind die politischen Kräfte darauf gerichtet, Europa weiter zu integrieren und eine engere politische Union zu kreieren.“ Und auch wenn Mayer erklärt, dass er vor dem Hintergrund der Europawahlen den Eindruck habe, die Leute könnten sich gegen zunehmend mehr Einfluss durch Europa wehren, bleibe abzuwarten, ob der Idee eines „Deuro“ nicht doch das gleiche Schicksal wie dem „Geuro“ bevorsteht.