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     1648  0 Kommentare Eurozone – Deflation und starker Euro - Seite 2

    Drittens ist eine sehr niedrige Inflation per se kostspielig. Das gilt besonders für Länder, die ihre Wettbewerbsfähigkeit wieder herstellen müssen. Die durchschnittliche Inflation in den Überschuss-Ländern beträgt lediglich 1,5%, in den Krisenländern liegt sie bei 0,6%. Sinkende Preise verbessern zwar die Wettbewebsfähigkeit, erhöhen aber die reale Schuldenlast – und das kombiniert mit den ohnehin dort wesentlich höheren Schuldenquoten. Lägen die Inflationsraten insgesamt deutlich höher, wären die realen Zinsen niedriger und das würde es den Schuldnern leichter machen. Mit der geringen Inflationsrate ist der Puffer gegen externe Schocks zu schwach, warnt der IWF. Diese Feststellung vom geringen Sicherheitspolster stimmt zwar, der eigentliche Grund liegt aber nicht in einer zu geringen Preissteigerung, sondern in Faktoren dahinter, wie schwacher Nachfrage, hohen Schulden, hoher Arbeitslosigkeit, ungünstiger Bevölkerungsstruktur, übermäßiger Finanzialisierung der Wirtschaft usw.

    Nehmen wir an, die EZB hätte recht mit ihrer Politik der „ruhigen Hand“. Was würde eine deflationäre Entwicklung begünstigen? Dazu muss gar nicht viel passieren angesichts des geringen Sicherheitspolsters, mit dem die Eurozone unterwegs ist (oder besser gesagt angesichts der strukturell schwachen Wirtschaft).

    Eine scharfe Aufwertung des Euro könnte die zaghafte Erholung der Wirtschaft des Euroraums abwürgen, schreibt Mayer. „Ein Rückfall in die Rezession wäre besonders für die Krisenländer sehr schmerzhaft und könnte letzten Endes dort eine deflationäre Entwicklung der Preise einleiten.“

    Eine solche Aufwertung des Euro erscheint zurzeit „eigentlich“ unwahrscheinlich. Denn angesichts des langsamen Anziehens der geldpolitischen Zügel durch die Fed sollte der Euro gegen Dollar „eigentlich“ unter Abwertungsdruck kommen.

    Aber aktuell scheint genau das Gegenteil zu geschehen. Der Euro zeigt markante Stärke gegen Dollar. Er ist im Umfeld der jüngsten EZB-Sitzung aus einer langfristigen Chartformation nach oben ausgebrochen (siehe Chart!).

    Nimmt man die Entwicklung der Währungen vieler Emerging Markets und die Entwicklung ihrer Aktienmärkte hinzu, so zeigt sich, dass internationales Kapital offenbar aus den Schwellenländern nicht in die USA unterwegs ist – es fließt in die Eurozone. Das betrifft inbesondere die Schwellenländer, die sich an die amerikanische Geldpolitik gehängt hatten, um eine Aufwertung ihrer Währungen abzuwehren. So sind z.B. lateinamerikanische Länder stärker betroffen als viele Länder in Asien. Ein weiterer Hinweis auf Kapitalbewegungen in die Eurozone ist die Tatsache, dass sich Euro gegen Yen besser entwickelt als Dollar gegen Yen.

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    Klaus Singer
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    Eurozone – Deflation und starker Euro - Seite 2 Die Verbraucherpreise in der Eurozone bewegen sich seit Anfang 2013 unter der Marke von 2%, dem Zielwert der EZB. Im Februar lag die Inflationsrate bei 0,8%. Die Preisentwicklung gestaltet sich von Land zu Land sehr unterschiedlich. So lagen im …

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