BaFin-Chefin fordert
Schafft das kostenlose Girokonto ab!
Kostenlose Girokonten, Bausparkunden, „hässliche Banken-Entleins“, Niedrigzinsen – Bei der Klartextrede der scheidenden BaFin-Präsidentin Elke König bekam so ziemlich jeder sein Fett weg.
Ob in der Politik, in der Wirtschaft oder im Sport: Immer wieder erleben wir es, dass ein scheidender Akteur quasi in letzter Minute plötzlich Klartext redet. So auch die Präsidentin der Deutschen Finanzaufsicht (BaFin). Ende Februar wird Elke König ihren Posten nach drei Jahren räumen, um den Vorsitz der neu geschaffenen europäischen Behörde zur Abwicklung von Krisenbanken in Brüssel zu übernehmen. Auf dem Neujahresempfang der BaFin machte die scheidende Präsidentin am Dienstagabend ihrem Unmut Luft und richtete in einem Rundumschlag klare Worte an die Branche.
„Banken lassen sich zu riskanten Geschäften verleiten“
Die anhaltenden Niedrigzinsen stellen die Banken vor eine schwierige Aufgabe. Wie sollen sie noch Gewinn erzielen? Der BaFin-Chefin bereitete diese Situation zunehmend Sorgen. Sie befürchtet, die Banken könnten sich aufgrund der Niedrigzinsen zu allzu riskanten Geschäften verleiten lassen. „Es besteht zumindest die Gefahr, dass Banken bei ihrer Suche nach Erträgen allzu kurzatmig agieren und auf lange Sicht massive Risikooptionen aufbauen, die in keinem Verhältnis zu ihren kurzfristig erzielten Erfolgen stehen“, sagte König laut „dpa-AFX“ beim Neujahrsempfang.
„Kostenlose Girokonten entbehren wirtschaftlicher Logik“
Aber es blieb nicht nur bei dieser Mahnung. Wie die „Welt“ berichtet, legte König den Banken außerdem nahe, stärker auf die Kosten zu achten und für ihre Dienstleistungen angemessene Preise zu verlangen. Schließlich erzielten die deutschen Banken im internationalen Vergleich „in puncto Profitabilität keine Traumnoten“, so König und fügte hinzu, dass das „schon höflich gesagt“ sei. Nach Ansicht der BaFin-Präsidentin gäbe es durchaus Sparpotenzial. So sollten die Banken über ihre Präsenz in der Fläche nachdenken, was die „Welt“ als Aufforderung zu weiteren Filialschließungen wertet.
Darüber hinaus – und das dürfte den Bankkunden ganz und gar nicht gefallen – empfahl König indirekt die kostenlose Girokonten abzuschaffen. Wörtlich sagte sie: „Über Girokonten, Depots oder Kreditkarten zum Nulltarif mögen sich Kunden freuen, wirtschaftlicher Logik entsprechen sie nicht.“
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Um sich im hartumkämpften deutschen Bankenmarkt zu behaupten, setzen immer mehr Finanzinstitute auf Fusionen. Doch das gefällt der BaFin-Chefin gar nicht. Fusionen seien kein Allheilmittel – Aus zwei hässlichen Entlein werde selten automatisch ein schöner Schwan, soll König dem Bericht zufolge gepoltert haben.
BaFin-Chefin verteidigt Bausparkassen
Mit ihren Einlassungen dürfte sich die scheidende Präsidentin kaum Freunde gemacht haben, unter den Bankkunden nicht und auch nicht unter den Bausparkunden. Diese sind der BaFin ohnehin gerade wenig wohlgesinnt, immerhin soll sie die Bausparkassen dabei unterstützen, lästige Altverträge loszuwerden. Wie wallstreet:online berichtete, erhalten tausende Bausparkunden derzeit Kündigungsschreiben von ihren Bausparkassen– offenbar unter tatkräftiger Mithilfe der Bankenaufsicht, die die Kündigung von Altverträgen zu erleichtern versucht (Lesen Sie hierzu: Bauspar-Skandal! Bausparkassen kündigen tausende Altverträge – Verbraucherschützer schlagen Alarm).
Beim Neujahrsempfang wehrte sich König nun gegen solche Gerüchte. Die BaFin hätte die Institute „natürlich nicht“ zu den Kündigungen aufgefordert. Deren Verhalten verteidigte sie aber trotzdem. Die Sparer nutzen ihre Bausparverträge als Spareinlagen, doch das sei nach Ansicht der Bausparkassen nicht Sinn und Zweck eines Bausparvertrags. Die Gerichte müssten entscheiden, ob die Kündigungen zivilrechtlich unzulässig seien.