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     2923  1 Kommentar Negativzinsen – wie weit noch? - Seite 4

    Die Spreads zwischen Treasurys und Junk-Bonds weiten sich aus, was z.T. auf Bedenken hinsichtlich schwach aufgestellter Energie-Firmen zurückgeht. Aber auch die Spreads zu Investment-grade Anleihen steigen, denn Energieanleihen stellen in den meisten Benchmark-Indices etwa 20%. Unternehmen geben andererseits so viel Anleihen aus wie nie zuvor, oft werden damit Dividenden und Aktienrückkäufe finanziert. Unter dem Strich führt das alles zu einer Verlagerung der Anleihe-Nachfrage hin zu Treasurys. Gleichzeitig geht mit dem sinkenden US-Budget-Defizit das Angebot an neuen Treasurys zurück.

    Und noch mehr Gründe für die Rally in US-Staatsanleihen: Die Baby-Boomer der Nachkriegszeit gehen in Rente, ältere Leute reduzieren ihr Risiko und favorisieren sichere Anleihen auch bei niedrigen Zinsen. Und schließlich sind Spekulanten zunehmend short hinsichtlich Kursen v.a. der zehnjährigen Staatsanleihen positioniert. Wenn die Rallye hier aber weitergeht, werden sie früher oder später gezwungen sein, die Papiere zurückzukaufen, was die Kurse antreibt (siehe den Ansatz zu exponentieller Enzwicklung im Chart oben).

    Wenn die Rendite für 30-jährige US-Staatsanleihen von 2,75%, dem Stand zum Jahreswechsel, bis zum Jahresende auf 2% fällt, wie manche glauben, entspräche das einem „Total Return“ von gut 18%. Auch wenn die Rendite der zehnjährigen Bonds im selben Zeitraum von 2,1% auf 1% sinken würde, ergäbe sich noch ein „Total Return“ von 12%. Zum Vergleich: Über das gesamte vergangene Jahr ist der TBond-Future um 13% gestiegen. Kein schlechtes Geschäft – erst recht nicht, wenn es gehebelt wird.

    Die längerfristige Perspektive bei den US-Zinsen lässt sich in folgendem Chart verdeutlichen: Das Mittel aus 30- und 10-jährigen Renditen, sowie aus den Zisen für 13-wöchige TBills bildet seit den frühen 1980er einen Abwärtskeil (siehe oberen Chart). Bis zu seiner Untergrenze ist noch „Luft“, ob sie genutzt wird, steht dahin. Damit die Untergrenze erreicht würde, müssten sich die Renditen von heute aus ungefähr nochmals etwa dritteln. Das ist aus heutiger Sicht zwar schwer vorstellbar. So lange EZB und BoJ aber mit ihren QE-Maßnahmen fortfahren und Euro, sowie Yen die Schwäche ausbauen, spricht nicht viel für eine nachhaltige Umkehr nach oben.

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    Klaus Singer
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