Schuldentragfähigkeit
Griechenland ist das lauteste, aber nicht das größte Problem der Eurozone
Nach dem Nein der Griechen dürfte es eigentlich keine Zweifel mehr geben, dass die Politik, die seit 2009 das Problem hoher Schulden nur durch billiges Geld und noch mehr Schulden bekämpft hat, gescheitert ist. Statt die Verluste damals zu realisieren und die Banken zu sanieren und - falls erforderlich - zu verstaatlichen, hatte die Politik versucht, mit immer neuen Krediten das Auseinanderbrechen der Eurozone zu verhindern.
Mit der „Nebenwirkung“, dass man den Griechen weiterhin Geld für ein Leben über den eigenen finanziellen Möglichkeiten gab. Wie das ifo Institut vorrechnete, wurden immerhin ein Drittel der Kredite von IWF, EZB und den anderen Euroländern so verwendet. Ein weiteres Drittel erlaubte es den Griechen, Vermögenswerte ins Ausland zu verschieben, was die Steuerbasis weiter erodierte und nicht der wirtschaftlichen Entwicklung im Lande diente. Nur das restliche Drittel des Geldes floss demnach an die Banken, die 2010 indirekt gerettet wurden.
Fünf Jahre später müssen wir feststellen, den schlechtesten aller Wege gewählt zu haben. Die Griechen haben immer noch nicht erkannt, dass ein Leben über die eigenen finanziellen Möglichkeiten nicht ewig funktioniert. Die staatlichen Kreditgeber - allen voran Deutschland - werden als die Schuldigen der griechischen Misere gebrandmarkt, weil sie zunächst die Wohlstandsillusion genährt und dann versucht haben zu entscheiden, wie die Anpassung an die Realitäten zu erfolgen hat. Diese ausländische "Bevormundung" ermöglichte erst die Legendenbildung der griechischen Politik und das Verdrängen der eigenen Schuld am Debakel.
Auch Frankreich, Italien, Spanien, Portugal können Schulden nicht tragen
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Griechenland ist zwar das "lauteste" aber keineswegs das größte Problem der Eurozone. Die Schuldentragfähigkeit ist in Irland, Portugal, Spanien, Italien und Frankreich ebenfalls nicht gegeben. Diese Länder weisen zwar geringere Staatsschulden auf als die Griechen, die Gesamtverschuldung von Staat und privatem Sektor liegt jedoch zumindest in Irland, Portugal und Spanien auf mindestens demselben Niveau wie in Griechenland. Ein guter Teil dieser Schulden ist ebenfalls nicht mehr ordentlich bedienbar, vor allem weil die Schulden nach wie vor schneller wachsen als die jeweiligen Volkswirtschaften.